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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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res keinen Mann zu nehmen, also müsse er sich ge-
zwungener weise, von einer Zeit zur andern, mit
Gedult schmieren, woferne ihm nicht gelegen sey, bey
ihr auf einmahl durch den Korb zu fallen.

Mir gab anbey mein liebstes Fräulein einen Ver-
weiß, daß ich mich nicht emsiger um einen Officiers-
Platz bemühete, ja sie durffte fast auf die Gedancken
gerathen, als ob mir an ihrer, desto baldigen Besi-
tzung, gar wenig, oder wohl gar nichts gelegen sey.
Derowegen hatte genug zu thun, ihr solche Gedan-
cken auszureden und zu erweisen, daß die itzigen Frie-
dens-Zeiten, mich dermassen verwirrt machten, daß
ich fast nicht wüßte unter welche Trouppen ich mich
wenden solte. Demnach schlug sie mir die Säch-
sische Soldatesque vor, welche damahls eben mit
den Polnischen Confoederirten im Kriege verwi-
ckelt war, erbot sich auch mir so gleich mit 200.
Thlr. an heimlich gesammleten Gelde und Ge-
schmeide an die Hand zu gehen. Hieraus war nun
Dero gantz besonders treue Liebe sattsam zu spüren,
derowegen versprach ich nur noch bis gegen den
Frühling zu verweilen, nachhero so gleich meine Rei-
se zu der Sächsischen in Polen stehenden Armee
anzutreten.

Hierbey blieb es vor dieses mahl, doch hatte noch
binnen zween Tagen, und des Nachts vor dem ei-
sernen Gatter, die schönste Gelegenheit, derselben
meine inbrünstige Liebe mit beweglichen Worten
vorzustellen, welche denn von beyden Seiten mit un-
zähligen Küssen aufs neue befestiget und versiegelt
wurde.

Des Herrn von V.** Herren Söhne waren auf

die

res keinen Mann zu nehmen, alſo muͤſſe er ſich ge-
zwungener weiſe, von einer Zeit zur andern, mit
Gedult ſchmieren, woferne ihm nicht gelegen ſey, bey
ihr auf einmahl durch den Korb zu fallen.

Mir gab anbey mein liebſtes Fraͤulein einen Ver-
weiß, daß ich mich nicht emſiger um einen Officiers-
Platz bemuͤhete, ja ſie durffte faſt auf die Gedancken
gerathen, als ob mir an ihrer, deſto baldigen Beſi-
tzung, gar wenig, oder wohl gar nichts gelegen ſey.
Derowegen hatte genug zu thun, ihr ſolche Gedan-
cken auszureden und zu erweiſen, daß die itzigen Frie-
dens-Zeiten, mich dermaſſen verwirrt machten, daß
ich faſt nicht wuͤßte unter welche Trouppen ich mich
wenden ſolte. Demnach ſchlug ſie mir die Saͤch-
ſiſche Soldatesque vor, welche damahls eben mit
den Polniſchen Confœderirten im Kriege verwi-
ckelt war, erbot ſich auch mir ſo gleich mit 200.
Thlr. an heimlich geſammleten Gelde und Ge-
ſchmeide an die Hand zu gehen. Hieraus war nun
Dero gantz beſonders treue Liebe ſattſam zu ſpuͤren,
derowegen verſprach ich nur noch bis gegen den
Fruͤhling zu verweilen, nachhero ſo gleich meine Rei-
ſe zu der Saͤchſiſchen in Polen ſtehenden Armée
anzutreten.

Hierbey blieb es vor dieſes mahl, doch hatte noch
binnen zween Tagen, und des Nachts vor dem ei-
ſernen Gatter, die ſchoͤnſte Gelegenheit, derſelben
meine inbruͤnſtige Liebe mit beweglichen Worten
vorzuſtellen, welche denn von beyden Seiten mit un-
zaͤhligen Kuͤſſen aufs neue befeſtiget und verſiegelt
wurde.

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die
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[125/0139] res keinen Mann zu nehmen, alſo muͤſſe er ſich ge- zwungener weiſe, von einer Zeit zur andern, mit Gedult ſchmieren, woferne ihm nicht gelegen ſey, bey ihr auf einmahl durch den Korb zu fallen. Mir gab anbey mein liebſtes Fraͤulein einen Ver- weiß, daß ich mich nicht emſiger um einen Officiers- Platz bemuͤhete, ja ſie durffte faſt auf die Gedancken gerathen, als ob mir an ihrer, deſto baldigen Beſi- tzung, gar wenig, oder wohl gar nichts gelegen ſey. Derowegen hatte genug zu thun, ihr ſolche Gedan- cken auszureden und zu erweiſen, daß die itzigen Frie- dens-Zeiten, mich dermaſſen verwirrt machten, daß ich faſt nicht wuͤßte unter welche Trouppen ich mich wenden ſolte. Demnach ſchlug ſie mir die Saͤch- ſiſche Soldatesque vor, welche damahls eben mit den Polniſchen Confœderirten im Kriege verwi- ckelt war, erbot ſich auch mir ſo gleich mit 200. Thlr. an heimlich geſammleten Gelde und Ge- ſchmeide an die Hand zu gehen. Hieraus war nun Dero gantz beſonders treue Liebe ſattſam zu ſpuͤren, derowegen verſprach ich nur noch bis gegen den Fruͤhling zu verweilen, nachhero ſo gleich meine Rei- ſe zu der Saͤchſiſchen in Polen ſtehenden Armée anzutreten. Hierbey blieb es vor dieſes mahl, doch hatte noch binnen zween Tagen, und des Nachts vor dem ei- ſernen Gatter, die ſchoͤnſte Gelegenheit, derſelben meine inbruͤnſtige Liebe mit beweglichen Worten vorzuſtellen, welche denn von beyden Seiten mit un- zaͤhligen Kuͤſſen aufs neue befeſtiget und verſiegelt wurde. Des Herrn von V.** Herren Soͤhne waren auf die

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/139>, abgerufen am 24.11.2024.