stalt conjunctis viribus, Charlottens bisheriges Felsen hartes Hertze zu brechen. Jch machte aber mahls unzähliche Einwürffe, daß solches erstlich gar keine Art und Geschicke haben würde, andern theils könte ich vielen Verdruß davon haben, auch wäre ich ein schlechter Lauteniste, und noch schlechterer Com- poniste, allein es halff da kein Einreden, der, von dem Liebes-Gotte vollkommen angeschossene Fer- dinand, wolte rasend werden, wenn ich ihm meine Hülffe versagte, um deren Beschleunigung er mir abermahls ein Praesent machte, welches in einer vergüldeten silbernen Schnupf-Tobacks Dose bestund.
Demnach ergriff ich endlich das Schreibe-Zeug, und setzte an Charlotten einen Brief auf, dessen Copie ich zwar annoch bis diese Stunde in meinem Brief-Couvert bey mir trage, allein es wird unnö- thig seyn, dergleichen Thorheiten der Jugend, bey reiffern Verstande zu repetiren.
Hiermit wolte Mons. Litzberg in seiner Erzeh- lung einen Sprung machen, allein der Altvater sag- te mit hertzlichen Lachen: Halt Mons. Litzberg! so haben wir nicht gewettet, es heisset: Narravere patres & nos narravimus omnes. Jch habe das Vertrauen zu eurem, mir allzu redlich vorkommen- den Gemüthe, daß ihr keine ausserordentlichen är- gerlichen Streiche werdet vorgenommen haben, was aber die Thorheiten der Jugend anbelanget, daran wird sich von uns niemand ärgern, derowegen könnet ihr dieselben zum erlaubten Schertze wohl er- zehlen, zumahlen da ich in meiner eigenen Geschichts- Erzehlung die meinigen selbsten nicht verschwie-
gen
ſtalt conjunctis viribus, Charlottens bisheriges Felſen hartes Hertze zu brechen. Jch machte aber mahls unzaͤhliche Einwuͤrffe, daß ſolches erſtlich gar keine Art und Geſchicke haben wuͤrde, andern theils koͤnte ich vielen Verdruß davon haben, auch waͤre ich ein ſchlechter Lauteniſte, uñ noch ſchlechterer Com- poniſte, allein es halff da kein Einreden, der, von dem Liebes-Gotte vollkommen angeſchoſſene Fer- dinand, wolte raſend werden, wenn ich ihm meine Huͤlffe verſagte, um deren Beſchleunigung er mir abermahls ein Præſent machte, welches in einer verguͤldeten ſilbernen Schnupf-Tobacks Doſe beſtund.
Demnach ergriff ich endlich das Schreibe-Zeug, und ſetzte an Charlotten einen Brief auf, deſſen Copie ich zwar annoch bis dieſe Stunde in meinem Brief-Couvert bey mir trage, allein es wird unnoͤ- thig ſeyn, dergleichen Thorheiten der Jugend, bey reiffern Verſtande zu repetiren.
Hiermit wolte Monſ. Litzberg in ſeiner Erzeh- lung einen Sprung machen, allein der Altvater ſag- te mit hertzlichen Lachen: Halt Monſ. Litzberg! ſo haben wir nicht gewettet, es heiſſet: Narravêre patres & nos narravimus omnes. Jch habe das Vertrauen zu eurem, mir allzu redlich vorkommen- den Gemuͤthe, daß ihr keine auſſerordentlichen aͤr- gerlichen Streiche werdet vorgenommen haben, was aber die Thorheiten der Jugend anbelanget, daran wird ſich von uns niemand aͤrgern, derowegen koͤnnet ihr dieſelben zum erlaubten Schertze wohl er- zehlen, zumahlen da ich in meiner eigenen Geſchichts- Erzehlung die meinigen ſelbſten nicht verſchwie-
gen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0116"n="102"/>ſtalt <hirendition="#aq">conjunctis viribus, Charlottens</hi> bisheriges<lb/>
Felſen hartes Hertze zu brechen. Jch machte aber<lb/>
mahls unzaͤhliche Einwuͤrffe, daß ſolches erſtlich gar<lb/>
keine Art und Geſchicke haben wuͤrde, andern theils<lb/>
koͤnte ich vielen Verdruß davon haben, auch waͤre<lb/>
ich ein ſchlechter Lauteniſte, uñ noch ſchlechterer <hirendition="#aq">Com-<lb/>
poniſt</hi>e, allein es halff da kein Einreden, der, von<lb/>
dem Liebes-Gotte vollkommen angeſchoſſene <hirendition="#aq">Fer-<lb/>
dinand,</hi> wolte raſend werden, wenn ich ihm meine<lb/>
Huͤlffe verſagte, um deren Beſchleunigung er mir<lb/>
abermahls ein <hirendition="#aq">Præſent</hi> machte, welches in einer<lb/>
verguͤldeten ſilbernen Schnupf-Tobacks <hirendition="#aq">Doſe</hi><lb/>
beſtund.</p><lb/><p>Demnach ergriff ich endlich das Schreibe-Zeug,<lb/>
und ſetzte an <hirendition="#aq">Charlotten</hi> einen Brief auf, deſſen<lb/><hirendition="#aq">Copie</hi> ich zwar annoch bis dieſe Stunde in meinem<lb/>
Brief-<hirendition="#aq">Couvert</hi> bey mir trage, allein es wird unnoͤ-<lb/>
thig ſeyn, dergleichen Thorheiten der Jugend, bey<lb/>
reiffern Verſtande zu <hirendition="#aq">repetir</hi>en.</p><lb/><p>Hiermit wolte <hirendition="#aq">Monſ. Litzberg</hi> in ſeiner Erzeh-<lb/>
lung einen Sprung machen, allein der Altvater ſag-<lb/>
te mit hertzlichen Lachen: Halt <hirendition="#aq">Monſ. Litzberg!</hi><lb/>ſo haben wir nicht gewettet, es heiſſet: <hirendition="#aq">Narravêre<lb/>
patres & nos narravimus omnes.</hi> Jch habe das<lb/>
Vertrauen zu eurem, mir allzu redlich vorkommen-<lb/>
den Gemuͤthe, daß ihr keine auſſerordentlichen aͤr-<lb/>
gerlichen Streiche werdet vorgenommen haben,<lb/>
was aber die Thorheiten der Jugend anbelanget,<lb/>
daran wird ſich von uns niemand aͤrgern, derowegen<lb/>
koͤnnet ihr dieſelben zum erlaubten Schertze wohl er-<lb/>
zehlen, zumahlen da ich in meiner eigenen Geſchichts-<lb/>
Erzehlung die meinigen ſelbſten nicht verſchwie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[102/0116]
ſtalt conjunctis viribus, Charlottens bisheriges
Felſen hartes Hertze zu brechen. Jch machte aber
mahls unzaͤhliche Einwuͤrffe, daß ſolches erſtlich gar
keine Art und Geſchicke haben wuͤrde, andern theils
koͤnte ich vielen Verdruß davon haben, auch waͤre
ich ein ſchlechter Lauteniſte, uñ noch ſchlechterer Com-
poniſte, allein es halff da kein Einreden, der, von
dem Liebes-Gotte vollkommen angeſchoſſene Fer-
dinand, wolte raſend werden, wenn ich ihm meine
Huͤlffe verſagte, um deren Beſchleunigung er mir
abermahls ein Præſent machte, welches in einer
verguͤldeten ſilbernen Schnupf-Tobacks Doſe
beſtund.
Demnach ergriff ich endlich das Schreibe-Zeug,
und ſetzte an Charlotten einen Brief auf, deſſen
Copie ich zwar annoch bis dieſe Stunde in meinem
Brief-Couvert bey mir trage, allein es wird unnoͤ-
thig ſeyn, dergleichen Thorheiten der Jugend, bey
reiffern Verſtande zu repetiren.
Hiermit wolte Monſ. Litzberg in ſeiner Erzeh-
lung einen Sprung machen, allein der Altvater ſag-
te mit hertzlichen Lachen: Halt Monſ. Litzberg!
ſo haben wir nicht gewettet, es heiſſet: Narravêre
patres & nos narravimus omnes. Jch habe das
Vertrauen zu eurem, mir allzu redlich vorkommen-
den Gemuͤthe, daß ihr keine auſſerordentlichen aͤr-
gerlichen Streiche werdet vorgenommen haben,
was aber die Thorheiten der Jugend anbelanget,
daran wird ſich von uns niemand aͤrgern, derowegen
koͤnnet ihr dieſelben zum erlaubten Schertze wohl er-
zehlen, zumahlen da ich in meiner eigenen Geſchichts-
Erzehlung die meinigen ſelbſten nicht verſchwie-
gen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/116>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.