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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Jch ließ mich nicht zweymahl nöthigen, wurde al-
so von ihnen in den Schlund des Wasser-Falles hin-
ein geführet, allwo wir etliche Stuffen in die Höhe
stiegen, hernach als in einem finstern Keller zu weile[n].
etwas gebückt, immer aufwarts giengen, so, daß mir
wegen unterschiedlicher einfallender Gedancken
angst und bange werden wolte, indem ich mir die 6.
Männer bald als Zauberer, bald als böse, bald als
gute Engel vorstellete. Endlich, da sich in diesem dü-
stern Gewölbe das Tages-Licht von serne in etwas
zeigte, fassete ich wieder einen Muth, merckte, daß je
höher wir stiegen, je heller es wurde, und endlich ka-
men wir an einem solchen Orthe heraus, wo meine
Augen eine der allerschönsten Gegenden von der
Welt erblickten. An diesem Ausgange waren auf
der Seite etliche in Stein gehauene bequeme Sitze,
auf deren einen ich mich niederzulassen und zu ruhen
genöthiget wurde, wie sich denn meine Führer eben-
fals bey mir niederliessen, und fragten: Ob ich furcht-
sam und müde worden wäre? Jch antwortete:
nicht sonderlich. Hatte aber meine Augen beständig
nach der schönen Gegend zugewand, welche mir ein
irdisch Paradieß zu seyn schien. Mitlerweile bließ der
einevon meinen Begleitern 3. mahl in ein ziemlich
grosses Horn, so er an sich hangen hatte, da nun hier-
auf 6. mahl geantwortet worden, ward ich mit Er-
staunen gewahr, daß eine gewaltige starcke Wasser-
Fluth in dem leeren Wasser-Graben hergeschossen
kam, und sich mit gräßlichen Getöse und grausamer
Wuth in diejenige Oeffnung hinein stürtzte, wo wir
herauf gekommen waren.

So
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Jch ließ mich nicht zweymahl noͤthigen, wurde al-
ſo von ihnen in den Schlund des Waſſer-Falles hin-
ein gefuͤhret, allwo wir etliche Stuffen in die Hoͤhe
ſtiegen, hernach als in einem finſtern Keller zu weile[n].
etwas gebuͤckt, immer aufwarts giengen, ſo, daß mir
wegen unterſchiedlicher einfallender Gedancken
angſt und bange werden wolte, indem ich mir die 6.
Maͤnner bald als Zauberer, bald als boͤſe, bald als
gute Engel vorſtellete. Endlich, da ſich in dieſem duͤ-
ſtern Gewoͤlbe das Tages-Licht von ſerne in etwas
zeigte, faſſete ich wieder einen Muth, merckte, daß je
hoͤher wir ſtiegen, je heller es wurde, und endlich ka-
men wir an einem ſolchen Orthe heraus, wo meine
Augen eine der allerſchoͤnſten Gegenden von der
Welt erblickten. An dieſem Ausgange waren auf
der Seite etliche in Stein gehauene bequeme Sitze,
auf deren einen ich mich niederzulaſſen und zu ruhen
genoͤthiget wurde, wie ſich denn meine Fuͤhrer eben-
fals bey mir niederlieſſen, und fragten: Ob ich furcht-
ſam und muͤde worden waͤre? Jch antwortete:
nicht ſonderlich. Hatte aber meine Augen beſtaͤndig
nach der ſchoͤnen Gegend zugewand, welche mir ein
irdiſch Paradieß zu ſeyn ſchien. Mitlerweile bließ der
einevon meinen Begleitern 3. mahl in ein ziemlich
groſſes Horn, ſo er an ſich hangen hatte, da nun hier-
auf 6. mahl geantwortet worden, ward ich mit Er-
ſtaunen gewahr, daß eine gewaltige ſtarcke Waſſer-
Fluth in dem leeren Waſſer-Graben hergeſchoſſen
kam, und ſich mit graͤßlichen Getoͤſe und grauſamer
Wuth in diejenige Oeffnung hinein ſtuͤrtzte, wo wir
herauf gekommen waren.

So
F 4
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[87/0099] Jch ließ mich nicht zweymahl noͤthigen, wurde al- ſo von ihnen in den Schlund des Waſſer-Falles hin- ein gefuͤhret, allwo wir etliche Stuffen in die Hoͤhe ſtiegen, hernach als in einem finſtern Keller zu weilen. etwas gebuͤckt, immer aufwarts giengen, ſo, daß mir wegen unterſchiedlicher einfallender Gedancken angſt und bange werden wolte, indem ich mir die 6. Maͤnner bald als Zauberer, bald als boͤſe, bald als gute Engel vorſtellete. Endlich, da ſich in dieſem duͤ- ſtern Gewoͤlbe das Tages-Licht von ſerne in etwas zeigte, faſſete ich wieder einen Muth, merckte, daß je hoͤher wir ſtiegen, je heller es wurde, und endlich ka- men wir an einem ſolchen Orthe heraus, wo meine Augen eine der allerſchoͤnſten Gegenden von der Welt erblickten. An dieſem Ausgange waren auf der Seite etliche in Stein gehauene bequeme Sitze, auf deren einen ich mich niederzulaſſen und zu ruhen genoͤthiget wurde, wie ſich denn meine Fuͤhrer eben- fals bey mir niederlieſſen, und fragten: Ob ich furcht- ſam und muͤde worden waͤre? Jch antwortete: nicht ſonderlich. Hatte aber meine Augen beſtaͤndig nach der ſchoͤnen Gegend zugewand, welche mir ein irdiſch Paradieß zu ſeyn ſchien. Mitlerweile bließ der einevon meinen Begleitern 3. mahl in ein ziemlich groſſes Horn, ſo er an ſich hangen hatte, da nun hier- auf 6. mahl geantwortet worden, ward ich mit Er- ſtaunen gewahr, daß eine gewaltige ſtarcke Waſſer- Fluth in dem leeren Waſſer-Graben hergeſchoſſen kam, und ſich mit graͤßlichen Getoͤſe und grauſamer Wuth in diejenige Oeffnung hinein ſtuͤrtzte, wo wir herauf gekommen waren. So F 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/99>, abgerufen am 27.11.2024.