Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Unten drunter meisselte ich fernere Nachricht
von ihrer und meiner Person, nebst der Jahr-Zahl
ein, um die Curiosität der Nachkommen zu ver-
gnügen, ich hergegen wuste weiter fast nichts mehr
von einigen Verguügen in der Welt, ward dan-
nenhero schlüßig, wieder nach Europa zu gehen,
um zu versuchen ob ich daselbst, als in der alten
Welt einige Gemüths-Ruhe finden, und meine
Schmertzan bey der begrabenen geliebten Urhebe-
rin derselben in der Neuen Welt zurück lassen kön-
te. Dieses mein Vorhaben entdeckte ich dem
Capitain, als unsern Gouveneur, welcher mir
nicht allein die hierzu benöthigten freywilligen Leu-
te, sondern auch eins der besten Schiffe, mit al-
len Zubehör versehen, auszulesen, ohne die aller-
geringste Schwierigkeit, vielmehr mit rechten
Freuden, erlaubte. Jedoch mich inständig bat,
bald wieder zu kommen, zumahlen, wenn ich mei-
ne Meublen und Baarschafften wohl angelegt
hätte.

Jch versprach alles, was er von mir verlangte,
und seegelte, nachdem er mich mit vielen wichti-
gen Commissionen und gute Passporten versehen,
im Namen des Himmels von der mir so lieb ge-
wesenen Jnsul nach [Eu]ropa zu, und kam, ohne be-
sondere Hinderniß, nach verflossener ordentlicher
Zeit glücklich in Amsterdam an.

Binnen 2. Monathen richtete alle mir aufge-
tragene Commissionen aus, überließ das Schiff an
meines Capitains Compagnons, und gab ihnen
zu verstehen, daß erstlich in mein Vaterland rei-
sen, und mich allda resolviren wolte, ob es wei-

ter

Unten drunter meiſſelte ich fernere Nachricht
von ihrer und meiner Perſon, nebſt der Jahr-Zahl
ein, um die Curioſitaͤt der Nachkommen zu ver-
gnuͤgen, ich hergegen wuſte weiter faſt nichts mehr
von einigen Verguuͤgen in der Welt, ward dan-
nenhero ſchluͤßig, wieder nach Europa zu gehen,
um zu verſuchen ob ich daſelbſt, als in der alten
Welt einige Gemuͤths-Ruhe finden, und meine
Schmertzan bey der begrabenen geliebten Urhebe-
rin derſelben in der Neuen Welt zuruͤck laſſen koͤn-
te. Dieſes mein Vorhaben entdeckte ich dem
Capitain, als unſern Gouveneur, welcher mir
nicht allein die hierzu benoͤthigten freywilligen Leu-
te, ſondern auch eins der beſten Schiffe, mit al-
len Zubehoͤr verſehen, auszuleſen, ohne die aller-
geringſte Schwierigkeit, vielmehr mit rechten
Freuden, erlaubte. Jedoch mich inſtaͤndig bat,
bald wieder zu kommen, zumahlen, wenn ich mei-
ne Meublen und Baarſchafften wohl angelegt
haͤtte.

Jch verſprach alles, was er von mir verlangte,
und ſeegelte, nachdem er mich mit vielen wichti-
gen Commiſſionen und gute Paſſporten verſehen,
im Namen des Himmels von der mir ſo lieb ge-
weſenen Jnſul nach [Eu]ropa zu, und kam, ohne be-
ſondere Hinderniß, nach verfloſſener ordentlicher
Zeit gluͤcklich in Amſterdam an.

Binnen 2. Monathen richtete alle mir aufge-
tragene Commiſſionen aus, uͤberließ das Schiff an
meines Capitains Compagnons, und gab ihnen
zu verſtehen, daß erſtlich in mein Vaterland rei-
ſen, und mich allda reſolviren wolte, ob es wei-

ter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0091" n="79"/>
        <p>Unten drunter mei&#x017F;&#x017F;elte ich fernere Nachricht<lb/>
von ihrer und meiner Per&#x017F;on, neb&#x017F;t der Jahr-Zahl<lb/>
ein, um die <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;it</hi>a&#x0364;t der Nachkommen zu ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen, ich hergegen wu&#x017F;te weiter fa&#x017F;t nichts mehr<lb/>
von einigen Verguu&#x0364;gen in der Welt, ward dan-<lb/>
nenhero &#x017F;chlu&#x0364;ßig, wieder nach Europa zu gehen,<lb/>
um zu ver&#x017F;uchen ob ich da&#x017F;elb&#x017F;t, als in der alten<lb/>
Welt einige Gemu&#x0364;ths-Ruhe finden, und meine<lb/>
Schmertzan bey der begrabenen geliebten Urhebe-<lb/>
rin der&#x017F;elben in der Neuen Welt zuru&#x0364;ck la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;n-<lb/>
te. Die&#x017F;es mein Vorhaben entdeckte ich dem<lb/><hi rendition="#aq">Capitain,</hi> als un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Gouveneur,</hi> welcher mir<lb/>
nicht allein die hierzu beno&#x0364;thigten freywilligen Leu-<lb/>
te, &#x017F;ondern auch eins der be&#x017F;ten Schiffe, mit al-<lb/>
len Zubeho&#x0364;r ver&#x017F;ehen, auszule&#x017F;en, ohne die aller-<lb/>
gering&#x017F;te Schwierigkeit, vielmehr mit rechten<lb/>
Freuden, erlaubte. Jedoch mich in&#x017F;ta&#x0364;ndig bat,<lb/>
bald wieder zu kommen, zumahlen, wenn ich mei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Meubl</hi>en und Baar&#x017F;chafften wohl angelegt<lb/>
ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Jch ver&#x017F;prach alles, was er von mir verlangte,<lb/>
und &#x017F;eegelte, nachdem er mich mit vielen wichti-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ion</hi>en und gute <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;port</hi>en ver&#x017F;ehen,<lb/>
im Namen des Himmels von der mir &#x017F;o lieb ge-<lb/>
we&#x017F;enen Jn&#x017F;ul nach <supplied>Eu</supplied>ropa zu, und kam, ohne be-<lb/>
&#x017F;ondere Hinderniß, nach verflo&#x017F;&#x017F;ener ordentlicher<lb/>
Zeit glu&#x0364;cklich in Am&#x017F;terdam an.</p><lb/>
        <p>Binnen 2. Monathen richtete alle mir aufge-<lb/>
tragene <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ion</hi>en aus, u&#x0364;berließ das Schiff an<lb/>
meines <hi rendition="#aq">Capitains Compagnons,</hi> und gab ihnen<lb/>
zu ver&#x017F;tehen, daß er&#x017F;tlich in mein Vaterland rei-<lb/>
&#x017F;en, und mich allda <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvir</hi>en wolte, ob es wei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0091] Unten drunter meiſſelte ich fernere Nachricht von ihrer und meiner Perſon, nebſt der Jahr-Zahl ein, um die Curioſitaͤt der Nachkommen zu ver- gnuͤgen, ich hergegen wuſte weiter faſt nichts mehr von einigen Verguuͤgen in der Welt, ward dan- nenhero ſchluͤßig, wieder nach Europa zu gehen, um zu verſuchen ob ich daſelbſt, als in der alten Welt einige Gemuͤths-Ruhe finden, und meine Schmertzan bey der begrabenen geliebten Urhebe- rin derſelben in der Neuen Welt zuruͤck laſſen koͤn- te. Dieſes mein Vorhaben entdeckte ich dem Capitain, als unſern Gouveneur, welcher mir nicht allein die hierzu benoͤthigten freywilligen Leu- te, ſondern auch eins der beſten Schiffe, mit al- len Zubehoͤr verſehen, auszuleſen, ohne die aller- geringſte Schwierigkeit, vielmehr mit rechten Freuden, erlaubte. Jedoch mich inſtaͤndig bat, bald wieder zu kommen, zumahlen, wenn ich mei- ne Meublen und Baarſchafften wohl angelegt haͤtte. Jch verſprach alles, was er von mir verlangte, und ſeegelte, nachdem er mich mit vielen wichti- gen Commiſſionen und gute Paſſporten verſehen, im Namen des Himmels von der mir ſo lieb ge- weſenen Jnſul nach Europa zu, und kam, ohne be- ſondere Hinderniß, nach verfloſſener ordentlicher Zeit gluͤcklich in Amſterdam an. Binnen 2. Monathen richtete alle mir aufge- tragene Commiſſionen aus, uͤberließ das Schiff an meines Capitains Compagnons, und gab ihnen zu verſtehen, daß erſtlich in mein Vaterland rei- ſen, und mich allda reſolviren wolte, ob es wei- ter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/91
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/91>, abgerufen am 27.11.2024.