und von mir die heilige Tauffe empfing, verändert habe.
Solchergestalt fuhren wir mit diesem neuen Wegweiser, der aber wenigen oder gar keinen Ver- stand von der Schiff-Fahrt hatte, auf und davon, bekamen zwar in etlichen Wochen nichts als Him- mel und Wasser zu sehen, hatten aber doch wegen des ungemein stillen Wetters eine recht ruhige Fahrt. Endlich gelangeten wir an etliche kleine Jn- suln, welche zwar sehr schlecht bevölckert, auch nicht allzusehr fruchtbar waren, jedoch hatten wir die Freude, unsere kleinen Schiffe daselbst aufs neue auszubessern, und mit frischen Lebens-Mitteln anzu- füllen, biß wir endlich etliche, nahe an einander ge- legene grosse Jnsuln erreichten, und das Hertz fasse- ten, auf einer der grösten an Land zu steigen.
Hier schienen die Einwohner nicht so guter Art als die vorigen zu seyn, allein unsere 3. Jndiani- schen Gefährten leisteten uns bey ihnen recht vor- treffliche Dienste, so, daß wir in wenig Tagen mit ihnen allen recht gewünschten Umgang pflegen kun- ten. Wir erfuhren, daß diese Leute vor wenig Jah- ren grosse Mühe gehabt, sich einer Art Menschen, die ebenfalls bekleidet gewesen, zu erwehren, indem ihnen selbige die Lebens-Mittel, Gold, Perlen und Edlen-Steine mit Gewalt abnehmen und hin- weg führen wollen, jedoch, nachdem sie unsere Freund-und Höfflichkeit zur Gnüge verspüret, wurde uns nicht allein mit gleichmäßiger Freund- lichkeit begegnet, sondern wir hatten Gelegenheit auf dieser Jnsul erstaunliche Schätze und Kostbar-
keiten
O o 2
und von mir die heilige Tauffe empfing, veraͤndert habe.
Solchergeſtalt fuhren wir mit dieſem neuen Wegweiſer, der aber wenigen oder gar keinen Ver- ſtand von der Schiff-Fahrt hatte, auf und davon, bekamen zwar in etlichen Wochen nichts als Him- mel und Waſſer zu ſehen, hatten aber doch wegen des ungemein ſtillen Wetters eine recht ruhige Fahrt. Endlich gelangeten wir an etliche kleine Jn- ſuln, welche zwar ſehr ſchlecht bevoͤlckert, auch nicht allzuſehr fruchtbar waren, jedoch hatten wir die Freude, unſere kleinen Schiffe daſelbſt aufs neue auszubeſſern, und mit friſchen Lebens-Mitteln anzu- fuͤllen, biß wir endlich etliche, nahe an einander ge- legene groſſe Jnſuln erreichten, und das Hertz faſſe- ten, auf einer der groͤſten an Land zu ſteigen.
Hier ſchienen die Einwohner nicht ſo guter Art als die vorigen zu ſeyn, allein unſere 3. Jndiani- ſchen Gefaͤhrten leiſteten uns bey ihnen recht vor- treffliche Dienſte, ſo, daß wir in wenig Tagen mit ihnen allen recht gewuͤnſchten Umgang pflegen kun- ten. Wir erfuhren, daß dieſe Leute vor wenig Jah- ren groſſe Muͤhe gehabt, ſich einer Art Menſchen, die ebenfalls bekleidet geweſen, zu erwehren, indem ihnen ſelbige die Lebens-Mittel, Gold, Perlen und Edlen-Steine mit Gewalt abnehmen und hin- weg fuͤhren wollen, jedoch, nachdem ſie unſere Freund-und Hoͤfflichkeit zur Gnuͤge verſpuͤret, wurde uns nicht allein mit gleichmaͤßiger Freund- lichkeit begegnet, ſondern wir hatten Gelegenheit auf dieſer Jnſul erſtaunliche Schaͤtze und Koſtbar-
keiten
O o 2
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0593"n="579"/>
und von mir die heilige Tauffe empfing, veraͤndert<lb/>
habe.</p><lb/><p>Solchergeſtalt fuhren wir mit dieſem neuen<lb/>
Wegweiſer, der aber wenigen oder gar keinen Ver-<lb/>ſtand von der Schiff-Fahrt hatte, auf und davon,<lb/>
bekamen zwar in etlichen Wochen nichts als Him-<lb/>
mel und Waſſer zu ſehen, hatten aber doch wegen<lb/>
des ungemein ſtillen Wetters eine recht ruhige<lb/>
Fahrt. Endlich gelangeten wir an etliche kleine Jn-<lb/>ſuln, welche zwar ſehr ſchlecht bevoͤlckert, auch nicht<lb/>
allzuſehr fruchtbar waren, jedoch hatten wir die<lb/>
Freude, unſere kleinen Schiffe daſelbſt aufs neue<lb/>
auszubeſſern, und mit friſchen Lebens-Mitteln anzu-<lb/>
fuͤllen, biß wir endlich etliche, nahe an einander ge-<lb/>
legene groſſe Jnſuln erreichten, und das Hertz faſſe-<lb/>
ten, auf einer der groͤſten an Land zu ſteigen.</p><lb/><p>Hier ſchienen die Einwohner nicht ſo guter Art<lb/>
als die vorigen zu ſeyn, allein unſere 3. Jndiani-<lb/>ſchen Gefaͤhrten leiſteten uns bey ihnen recht vor-<lb/>
treffliche Dienſte, ſo, daß wir in wenig Tagen mit<lb/>
ihnen allen recht gewuͤnſchten Umgang pflegen kun-<lb/>
ten. Wir erfuhren, daß dieſe Leute vor wenig Jah-<lb/>
ren groſſe Muͤhe gehabt, ſich einer Art Menſchen,<lb/>
die ebenfalls bekleidet geweſen, zu erwehren, indem<lb/>
ihnen ſelbige die Lebens-Mittel, Gold, Perlen<lb/>
und Edlen-Steine mit Gewalt abnehmen und hin-<lb/>
weg fuͤhren wollen, jedoch, nachdem ſie unſere<lb/>
Freund-und Hoͤfflichkeit zur Gnuͤge verſpuͤret,<lb/>
wurde uns nicht allein mit gleichmaͤßiger Freund-<lb/>
lichkeit begegnet, ſondern wir hatten Gelegenheit<lb/>
auf dieſer Jnſul erſtaunliche Schaͤtze und Koſtbar-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">keiten</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[579/0593]
und von mir die heilige Tauffe empfing, veraͤndert
habe.
Solchergeſtalt fuhren wir mit dieſem neuen
Wegweiſer, der aber wenigen oder gar keinen Ver-
ſtand von der Schiff-Fahrt hatte, auf und davon,
bekamen zwar in etlichen Wochen nichts als Him-
mel und Waſſer zu ſehen, hatten aber doch wegen
des ungemein ſtillen Wetters eine recht ruhige
Fahrt. Endlich gelangeten wir an etliche kleine Jn-
ſuln, welche zwar ſehr ſchlecht bevoͤlckert, auch nicht
allzuſehr fruchtbar waren, jedoch hatten wir die
Freude, unſere kleinen Schiffe daſelbſt aufs neue
auszubeſſern, und mit friſchen Lebens-Mitteln anzu-
fuͤllen, biß wir endlich etliche, nahe an einander ge-
legene groſſe Jnſuln erreichten, und das Hertz faſſe-
ten, auf einer der groͤſten an Land zu ſteigen.
Hier ſchienen die Einwohner nicht ſo guter Art
als die vorigen zu ſeyn, allein unſere 3. Jndiani-
ſchen Gefaͤhrten leiſteten uns bey ihnen recht vor-
treffliche Dienſte, ſo, daß wir in wenig Tagen mit
ihnen allen recht gewuͤnſchten Umgang pflegen kun-
ten. Wir erfuhren, daß dieſe Leute vor wenig Jah-
ren groſſe Muͤhe gehabt, ſich einer Art Menſchen,
die ebenfalls bekleidet geweſen, zu erwehren, indem
ihnen ſelbige die Lebens-Mittel, Gold, Perlen
und Edlen-Steine mit Gewalt abnehmen und hin-
weg fuͤhren wollen, jedoch, nachdem ſie unſere
Freund-und Hoͤfflichkeit zur Gnuͤge verſpuͤret,
wurde uns nicht allein mit gleichmaͤßiger Freund-
lichkeit begegnet, ſondern wir hatten Gelegenheit
auf dieſer Jnſul erſtaunliche Schaͤtze und Koſtbar-
keiten
O o 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/593>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.