gebracht, mittlerweile aber am 18. October desselbi- gen Jahres das Mittägliche Meer erfunden, und um selbige Gegend einen erstaunlichen Schatz an Gold und Edel-Steinen zusammen gebracht.
Bey so glückseeligen Fortgange unseres Vorha- bens, bezeigte sich Valboa dermassen danckbar ge- gegen GOtt und seine Gefährten, daß kein eintziger Ursach hatte über ihn zu klagen. Eines Tages aber, da er mich an einem einsamen Orte ziemlich betrübt und in Gedancken vertiefft antraff, umarmete er mich mit gantz besonderer Freundlichkeit und sagte: Wie so unvergnügt, mein allerbester Hertzens- Freund? fehlet euch etwa Gesundheit, so habe ich Ursach euch zu beklagen, sonsten aber wo Gold, Per- len und edle Steine euren Kummer zu stillen vermö- gend sind, stehet euch von meinem Antheil so viel zu Diensten als ihr verlanget. Jch gab ihm hier- auff zu verstehen: daß ich an dergleichen Kostbar- keiten selbst allbereit mehr gesammlet, als ich bedürf- te, und mich wenigstens 5. mahl reicher schätzen kön- te als ich vor dem in Castilien gewesen. Allein mein jetziges Mißvergnügen rühre von nichts anders her, als daß ich mich vor der Ankunfft meines abgesag- ten Feindes, des Don Pedro de Arias fürchtete, und indem ich noch zur Zeit von dem Könige Ferdi- nando keinen Pardon-Brief aufzuweisen hätte, würde mir derselbe allen ersinnlichen Tort anthun, und wenigstens verhindern, daß ich auch in dieser neuen Welt weder zu Ehren noch zur Ruhe kommen könte. Valboa fieng hierüber an zu lachen und sagte: Habt ihr sonst keine Sorge, mein werthester Freund, so entschlaget euch nur auf einmahl aller
Grillen
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gebracht, mittlerweile aber am 18. October deſſelbi- gen Jahres das Mittaͤgliche Meer erfunden, und um ſelbige Gegend einen erſtaunlichen Schatz an Gold und Edel-Steinen zuſammen gebracht.
Bey ſo gluͤckſeeligen Fortgange unſeres Vorha- bens, bezeigte ſich Valboa dermaſſen danckbar ge- gegen GOtt und ſeine Gefaͤhrten, daß kein eintziger Urſach hatte uͤber ihn zu klagen. Eines Tages aber, da er mich an einem einſamen Orte ziemlich betruͤbt und in Gedancken vertiefft antraff, umarmete er mich mit gantz beſonderer Freundlichkeit und ſagte: Wie ſo unvergnuͤgt, mein allerbeſter Hertzens- Freund? fehlet euch etwa Geſundheit, ſo habe ich Urſach euch zu beklagen, ſonſten aber wo Gold, Per- len und edle Steine euren Kummer zu ſtillen vermoͤ- gend ſind, ſtehet euch von meinem Antheil ſo viel zu Dienſten als ihr verlanget. Jch gab ihm hier- auff zu verſtehen: daß ich an dergleichen Koſtbar- keiten ſelbſt allbereit mehr geſammlet, als ich beduͤrf- te, und mich wenigſtens 5. mahl reicher ſchaͤtzen koͤn- te als ich vor dem in Caſtilien geweſen. Allein mein jetziges Mißvergnuͤgen ruͤhre von nichts anders her, als daß ich mich vor der Ankunfft meines abgeſag- ten Feindes, des Don Pedro de Arias fuͤrchtete, und indem ich noch zur Zeit von dem Koͤnige Ferdi- nando keinen Pardon-Brief aufzuweiſen haͤtte, wuͤrde mir derſelbe allen erſinnlichen Tort anthun, und wenigſtens verhindern, daß ich auch in dieſer neuen Welt weder zu Ehren noch zur Ruhe kommen koͤnte. Valboa fieng hieruͤber an zu lachen und ſagte: Habt ihr ſonſt keine Sorge, mein wertheſter Freund, ſo entſchlaget euch nur auf einmahl aller
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gebracht, mittlerweile aber am 18. October deſſelbi-
gen Jahres das Mittaͤgliche Meer erfunden, und um
ſelbige Gegend einen erſtaunlichen Schatz an Gold
und Edel-Steinen zuſammen gebracht.
Bey ſo gluͤckſeeligen Fortgange unſeres Vorha-
bens, bezeigte ſich Valboa dermaſſen danckbar ge-
gegen GOtt und ſeine Gefaͤhrten, daß kein eintziger
Urſach hatte uͤber ihn zu klagen. Eines Tages aber,
da er mich an einem einſamen Orte ziemlich betruͤbt
und in Gedancken vertiefft antraff, umarmete er
mich mit gantz beſonderer Freundlichkeit und ſagte:
Wie ſo unvergnuͤgt, mein allerbeſter Hertzens-
Freund? fehlet euch etwa Geſundheit, ſo habe ich
Urſach euch zu beklagen, ſonſten aber wo Gold, Per-
len und edle Steine euren Kummer zu ſtillen vermoͤ-
gend ſind, ſtehet euch von meinem Antheil ſo viel zu
Dienſten als ihr verlanget. Jch gab ihm hier-
auff zu verſtehen: daß ich an dergleichen Koſtbar-
keiten ſelbſt allbereit mehr geſammlet, als ich beduͤrf-
te, und mich wenigſtens 5. mahl reicher ſchaͤtzen koͤn-
te als ich vor dem in Caſtilien geweſen. Allein mein
jetziges Mißvergnuͤgen ruͤhre von nichts anders her,
als daß ich mich vor der Ankunfft meines abgeſag-
ten Feindes, des Don Pedro de Arias fuͤrchtete,
und indem ich noch zur Zeit von dem Koͤnige Ferdi-
nando keinen Pardon-Brief aufzuweiſen haͤtte,
wuͤrde mir derſelbe allen erſinnlichen Tort anthun,
und wenigſtens verhindern, daß ich auch in dieſer
neuen Welt weder zu Ehren noch zur Ruhe kommen
koͤnte. Valboa fieng hieruͤber an zu lachen und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/583>, abgerufen am 23.11.2024.
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