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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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der Schmeicheley vorgebracht, wie ich solche Sa-
chen als ein besonderes Heiligthum zu verehren, und
keinem Ritter, wer der auch sey, nicht anders als mit
Verlust meines Lebens, zurück zu geben gesonnen
wäre, fragte sie mit einer etwas gelaßnern Stel-
lung: Wie aber, wenn ich dasjenige, was Don Se-
bastian
nachläßiger weise verlohren, ihr aber zu-
fälliger weise gefunden, und ohne meine Vergün-
stigung euch zugeeignet habt, selbst zurück begehre?
So muß ich zwar, gab ich zur Antwort, aus schul-
digen Respect eurem Befehle und Verlangen ein
Genügen leisten, jedoch darbey erkennen, daß ihr
noch grausamer seyd als das Glücke selbst, über
dessen Verfolgung sich sonsten die Unglückseeligen
eintzig und allein zu beklagen pflegen. Es ist nicht zu
vermuthen, sagte sie hieraus, daß euch hierdurch eine
besondere Glückseligkeit zuwachsen würde, wenn
gleich dergleichen Kleinigkeiten in euren Händen
blieben. Und vielleicht darum, versetzte ich, weil
Don Sebastian eintzig und allein bey eurer schönen
Person glückselig seyn und bleiben soll? Unter die-
sen Worten trat der Donna Eleonora das Blut
ziemlich in die Wangen, so daß sie eine kleine Weile
inne hielt, endlich aber sagte: Seyd versichert,
Don Valaro, daß Urrez Zeit seines Lebens weniger
Gunst-Bezeigungen von mir zu hoffen hat, als der
allgeringste Edelmann, denn ob ich mich gleich vor
einiger Zeit durch gewisse Personen, die ich nicht
nennen will, bereden lassen, vor ihn einige Achtbar-
keit, oder wohl gar einige Liebe zu hegen, so ist mir
doch nunmehro seine ungeschickte und pöbelhaffte
Aufführung besser bekannt, und zum rechten Eckel

und
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der Schmeicheley vorgebracht, wie ich ſolche Sa-
chen als ein beſonderes Heiligthum zu verehren, und
keinem Ritter, wer der auch ſey, nicht anders als mit
Verluſt meines Lebens, zuruͤck zu geben geſonnen
waͤre, fragte ſie mit einer etwas gelaßnern Stel-
lung: Wie aber, wenn ich dasjenige, was Don Se-
baſtian
nachlaͤßiger weiſe verlohren, ihr aber zu-
faͤlliger weiſe gefunden, und ohne meine Verguͤn-
ſtigung euch zugeeignet habt, ſelbſt zuruͤck begehre?
So muß ich zwar, gab ich zur Antwort, aus ſchul-
digen Reſpect eurem Befehle und Verlangen ein
Genuͤgen leiſten, jedoch darbey erkennen, daß ihr
noch grauſamer ſeyd als das Gluͤcke ſelbſt, uͤber
deſſen Verfolgung ſich ſonſten die Ungluͤckſeeligen
eintzig und allein zu beklagen pflegen. Es iſt nicht zu
vermuthen, ſagte ſie hierauſ, daß euch hierdurch eine
beſondere Gluͤckſeligkeit zuwachſen wuͤrde, wenn
gleich dergleichen Kleinigkeiten in euren Haͤnden
blieben. Und vielleicht darum, verſetzte ich, weil
Don Sebaſtian eintzig und allein bey eurer ſchoͤnen
Perſon gluͤckſelig ſeyn und bleiben ſoll? Unter die-
ſen Worten trat der Donna Eleonora das Blut
ziemlich in die Wangen, ſo daß ſie eine kleine Weile
inne hielt, endlich aber ſagte: Seyd verſichert,
Don Valaro, daß Urrez Zeit ſeines Lebens weniger
Gunſt-Bezeigungen von mir zu hoffen hat, als der
allgeringſte Edelmann, denn ob ich mich gleich vor
einiger Zeit durch gewiſſe Perſonen, die ich nicht
nennen will, bereden laſſen, vor ihn einige Achtbar-
keit, oder wohl gar einige Liebe zu hegen, ſo iſt mir
doch nunmehro ſeine ungeſchickte und poͤbelhaffte
Auffuͤhrung beſſer bekannt, und zum rechten Eckel

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[505/0519] der Schmeicheley vorgebracht, wie ich ſolche Sa- chen als ein beſonderes Heiligthum zu verehren, und keinem Ritter, wer der auch ſey, nicht anders als mit Verluſt meines Lebens, zuruͤck zu geben geſonnen waͤre, fragte ſie mit einer etwas gelaßnern Stel- lung: Wie aber, wenn ich dasjenige, was Don Se- baſtian nachlaͤßiger weiſe verlohren, ihr aber zu- faͤlliger weiſe gefunden, und ohne meine Verguͤn- ſtigung euch zugeeignet habt, ſelbſt zuruͤck begehre? So muß ich zwar, gab ich zur Antwort, aus ſchul- digen Reſpect eurem Befehle und Verlangen ein Genuͤgen leiſten, jedoch darbey erkennen, daß ihr noch grauſamer ſeyd als das Gluͤcke ſelbſt, uͤber deſſen Verfolgung ſich ſonſten die Ungluͤckſeeligen eintzig und allein zu beklagen pflegen. Es iſt nicht zu vermuthen, ſagte ſie hierauſ, daß euch hierdurch eine beſondere Gluͤckſeligkeit zuwachſen wuͤrde, wenn gleich dergleichen Kleinigkeiten in euren Haͤnden blieben. Und vielleicht darum, verſetzte ich, weil Don Sebaſtian eintzig und allein bey eurer ſchoͤnen Perſon gluͤckſelig ſeyn und bleiben ſoll? Unter die- ſen Worten trat der Donna Eleonora das Blut ziemlich in die Wangen, ſo daß ſie eine kleine Weile inne hielt, endlich aber ſagte: Seyd verſichert, Don Valaro, daß Urrez Zeit ſeines Lebens weniger Gunſt-Bezeigungen von mir zu hoffen hat, als der allgeringſte Edelmann, denn ob ich mich gleich vor einiger Zeit durch gewiſſe Perſonen, die ich nicht nennen will, bereden laſſen, vor ihn einige Achtbar- keit, oder wohl gar einige Liebe zu hegen, ſo iſt mir doch nunmehro ſeine ungeſchickte und poͤbelhaffte Auffuͤhrung beſſer bekannt, und zum rechten Eckel und J i 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/519>, abgerufen am 19.05.2024.