Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

chen Mitgesellen, wo du mich anders nicht beleugst,
und bessere dich. Mit mir habt ihrs böse zu machen
gedacht, aber GOtt hats gut gemacht, denn ich
habe voritzo mehr Geld und Güter, als ich jemahls
gehabt habe. Hiermit zohe ich ein Gold-Stück,
am Werth von 20. deutschen Thalern, aus mei-
nem Beutel, verehrte ihm dasselbe, und versprach,
noch ein mehreres zu thun, wenn er mir diejenigen
herbringen könne, welche sich nebst ihm von dem
verunglückten Schiff gereitet hätten. Der neu-
belebte arme Sünder machte mir also aufs neue
die demüthigsten und danckbarlichsten Bezeugun-
gen, und versprach, noch vor Abends zwey von den
erwehnten Personen, nehmlich Philipp Wilhelm
Horn,
und Adam Gorques, zu mir zu bringen,
den dritten aber, welches Conrad Bellier gewesen,
wisse er nicht mehr anzutreffen, sondern glaubte,
daß derselbe mit nach Gröenland auf den Wall-
Fisch-Fang gegangen sey. Jch hätte nicht ver-
meynet, daß der Vogel sein Wort halten würde,
allein, Nachmittags brachte er beyde erst erwehn-
te in mein Logis, welche denn, so bald sie mich er-
blickten, mir mit Thränen um dem Halß fielen, und
ihre besondere Freude über meine Lebens-Erhal-
tung nicht genug an den Tag zu legen wusten.
Jch hatte ebensalls nicht geringe Freude, diese
ehrlichen Leute zu sehen, weiln gewiß wuste, daß
sie nicht in den Rath der Gottlosen eingestimmet
hatten, sonderlich machte mir Horns Person ein
grosses Vergnügen, dessen Klugheit, Erfahrenheit
uad Courage mir von einigen Jahren her mehr als
zu hekandt war. Er hatte sich ohnlängst wiederum

in
A f 2

chen Mitgeſellen, wo du mich anders nicht beleugſt,
und beſſere dich. Mit mir habt ihrs boͤſe zu machen
gedacht, aber GOtt hats gut gemacht, denn ich
habe voritzo mehr Geld und Guͤter, als ich jemahls
gehabt habe. Hiermit zohe ich ein Gold-Stuͤck,
am Werth von 20. deutſchen Thalern, aus mei-
nem Beutel, verehrte ihm daſſelbe, und verſprach,
noch ein mehreres zu thun, wenn er mir diejenigen
herbringen koͤnne, welche ſich nebſt ihm von dem
verungluͤckten Schiff gereitet haͤtten. Der neu-
belebte arme Suͤnder machte mir alſo aufs neue
die demuͤthigſten und danckbarlichſten Bezeugun-
gen, und verſprach, noch vor Abends zwey von den
erwehnten Perſonen, nehmlich Philipp Wilhelm
Horn,
und Adam Gorques, zu mir zu bringen,
den dritten aber, welches Conrad Bellier geweſen,
wiſſe er nicht mehr anzutreffen, ſondern glaubte,
daß derſelbe mit nach Gröenland auf den Wall-
Fiſch-Fang gegangen ſey. Jch haͤtte nicht ver-
meynet, daß der Vogel ſein Wort halten wuͤrde,
allein, Nachmittags brachte er beyde erſt erwehn-
te in mein Logis, welche denn, ſo bald ſie mich er-
blickten, mir mit Thraͤnen um dem Halß fielen, und
ihre beſondere Freude uͤber meine Lebens-Erhal-
tung nicht genug an den Tag zu legen wuſten.
Jch hatte ebenſalls nicht geringe Freude, dieſe
ehrlichen Leute zu ſehen, weiln gewiß wuſte, daß
ſie nicht in den Rath der Gottloſen eingeſtimmet
hatten, ſonderlich machte mir Horns Perſon ein
groſſes Vergnuͤgen, deſſen Klugheit, Erfahrenheit
uad Courage mir von einigen Jahren her mehr als
zu hekandt war. Er hatte ſich ohnlaͤngſt wiederum

in
A f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0465" n="451"/>
chen Mitge&#x017F;ellen, wo du mich anders nicht beleug&#x017F;t,<lb/>
und be&#x017F;&#x017F;ere dich. Mit mir habt ihrs bo&#x0364;&#x017F;e zu machen<lb/>
gedacht, aber GOtt hats gut gemacht, denn ich<lb/>
habe voritzo mehr Geld und Gu&#x0364;ter, als ich jemahls<lb/>
gehabt habe. Hiermit zohe ich ein Gold-Stu&#x0364;ck,<lb/>
am Werth von 20. deut&#x017F;chen Thalern, aus mei-<lb/>
nem Beutel, verehrte ihm da&#x017F;&#x017F;elbe, und ver&#x017F;prach,<lb/>
noch ein mehreres zu thun, wenn er mir diejenigen<lb/>
herbringen ko&#x0364;nne, welche &#x017F;ich neb&#x017F;t ihm von dem<lb/>
verunglu&#x0364;ckten Schiff gereitet ha&#x0364;tten. Der neu-<lb/>
belebte arme Su&#x0364;nder machte mir al&#x017F;o aufs neue<lb/>
die demu&#x0364;thig&#x017F;ten und danckbarlich&#x017F;ten Bezeugun-<lb/>
gen, und ver&#x017F;prach, noch vor Abends zwey von den<lb/>
erwehnten Per&#x017F;onen, nehmlich <hi rendition="#aq">Philipp Wilhelm<lb/>
Horn,</hi> und <hi rendition="#aq">Adam Gorques,</hi> zu mir zu bringen,<lb/>
den dritten aber, welches <hi rendition="#aq">Conrad Bellier</hi> gewe&#x017F;en,<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e er nicht mehr anzutreffen, &#x017F;ondern glaubte,<lb/>
daß der&#x017F;elbe mit nach <hi rendition="#aq">Gröenland</hi> auf den Wall-<lb/>
Fi&#x017F;ch-Fang gegangen &#x017F;ey. Jch ha&#x0364;tte nicht ver-<lb/>
meynet, daß der Vogel &#x017F;ein Wort halten wu&#x0364;rde,<lb/>
allein, Nachmittags brachte er beyde er&#x017F;t erwehn-<lb/>
te in mein <hi rendition="#aq">Logis,</hi> welche denn, &#x017F;o bald &#x017F;ie mich er-<lb/>
blickten, mir mit Thra&#x0364;nen um dem Halß fielen, und<lb/>
ihre be&#x017F;ondere Freude u&#x0364;ber meine Lebens-Erhal-<lb/>
tung nicht genug an den Tag zu legen wu&#x017F;ten.<lb/>
Jch hatte eben&#x017F;alls nicht geringe Freude, die&#x017F;e<lb/>
ehrlichen Leute zu &#x017F;ehen, weiln gewiß wu&#x017F;te, daß<lb/>
&#x017F;ie nicht in den Rath der Gottlo&#x017F;en einge&#x017F;timmet<lb/>
hatten, &#x017F;onderlich machte mir <hi rendition="#aq">Horns</hi> Per&#x017F;on ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es Vergnu&#x0364;gen, de&#x017F;&#x017F;en Klugheit, Erfahrenheit<lb/>
uad <hi rendition="#aq">Courage</hi> mir von einigen Jahren her mehr als<lb/>
zu hekandt war. Er hatte &#x017F;ich ohnla&#x0364;ng&#x017F;t wiederum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0465] chen Mitgeſellen, wo du mich anders nicht beleugſt, und beſſere dich. Mit mir habt ihrs boͤſe zu machen gedacht, aber GOtt hats gut gemacht, denn ich habe voritzo mehr Geld und Guͤter, als ich jemahls gehabt habe. Hiermit zohe ich ein Gold-Stuͤck, am Werth von 20. deutſchen Thalern, aus mei- nem Beutel, verehrte ihm daſſelbe, und verſprach, noch ein mehreres zu thun, wenn er mir diejenigen herbringen koͤnne, welche ſich nebſt ihm von dem verungluͤckten Schiff gereitet haͤtten. Der neu- belebte arme Suͤnder machte mir alſo aufs neue die demuͤthigſten und danckbarlichſten Bezeugun- gen, und verſprach, noch vor Abends zwey von den erwehnten Perſonen, nehmlich Philipp Wilhelm Horn, und Adam Gorques, zu mir zu bringen, den dritten aber, welches Conrad Bellier geweſen, wiſſe er nicht mehr anzutreffen, ſondern glaubte, daß derſelbe mit nach Gröenland auf den Wall- Fiſch-Fang gegangen ſey. Jch haͤtte nicht ver- meynet, daß der Vogel ſein Wort halten wuͤrde, allein, Nachmittags brachte er beyde erſt erwehn- te in mein Logis, welche denn, ſo bald ſie mich er- blickten, mir mit Thraͤnen um dem Halß fielen, und ihre beſondere Freude uͤber meine Lebens-Erhal- tung nicht genug an den Tag zu legen wuſten. Jch hatte ebenſalls nicht geringe Freude, dieſe ehrlichen Leute zu ſehen, weiln gewiß wuſte, daß ſie nicht in den Rath der Gottloſen eingeſtimmet hatten, ſonderlich machte mir Horns Perſon ein groſſes Vergnuͤgen, deſſen Klugheit, Erfahrenheit uad Courage mir von einigen Jahren her mehr als zu hekandt war. Er hatte ſich ohnlaͤngſt wiederum in A f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/465
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/465>, abgerufen am 23.11.2024.