allda auf einige See-Löwen und See-Kälber zu lau- ren. Diese waren also, kurtz gesagt, die damahligen Werckzeuge GOttes zu meiner Errettung, indem sie mich erstlich durch den Wasser-Weg zurück in ihre Behausung führeten, völlig erquickten, und nach- hero dem Altvater von meiner Anwesenheit Nach- richt gaben. Dieser unvergleichliche Mann, den GOtt noch viele Jahre zu meinem und der Seinigen Trost erhalten wolle, hatte kaum das vornehmste von meinen Glücks-und Unglücks-Fällen angehö- ret, | als er mich so gleich hertzlich um armete, und ver- sprach: Mir meinen erlittenen Schaden dreyfach zu ersetzen, weil er solches zu thun wohl im Stande sey, und da ich keine Lust auf dieser Jnsul zu bleiben hätte, würde sich mit der Zeit schon Gelegenheit finden, wie- der in mein Vaterland zurück zu kommen. Jmmit- telst nahm er mich sogleich mit auf seinen Hügel, gab mir eine eigene wohl zubereitete Kammer ein, zog mich mit an seine Tafel, und versorgte mich also mit den köstlichsten Speisen, Geträncke, Kleidern, ja mit allem, was mein Hertz verlangen konte, recht im Uberflusse. Jch bin jederzeit ein Feind des Müßigganges gewesen, derowegen machte mir all- täglich, bald hier bald dar, genung zu schaffen, in- dem ich nicht allein etliche 12. biß 16. jährige Knaben auslase, und dieselben in allerhand nützlichen Wis- senschafften, welche zwar allhier nicht gäntzlich un- bekannt, doch ziemlich dunckel und beschwerlich fielen, auf eine weit leichtere Weise unterrichtete, sondern auch den Acker-Wein-und Garten-Bau, fleißig besorgen halff. Mein Wohlthäter bezeugte
nicht
E e
allda auf einige See-Loͤwen und See-Kaͤlber zu lau- ren. Dieſe waren alſo, kurtz geſagt, die damahligen Werckzeuge GOttes zu meiner Errettung, indem ſie mich erſtlich durch den Waſſer-Weg zuruͤck in ihre Behauſung fuͤhreten, voͤllig erquickten, und nach- hero dem Altvater von meiner Anweſenheit Nach- richt gaben. Dieſer unvergleichliche Mann, den GOtt noch viele Jahre zu meinem und der Seinigen Troſt erhalten wolle, hatte kaum das vornehmſte von meinen Gluͤcks-und Ungluͤcks-Faͤllen angehoͤ- ret, | als er mich ſo gleich hertzlich um armete, und ver- ſprach: Mir meinen erlittenen Schaden dreyfach zu erſetzen, weil er ſolches zu thun wohl im Stande ſey, und da ich keine Luſt auf dieſer Jnſul zu bleiben haͤtte, wuͤrde ſich mit der Zeit ſchon Gelegenheit finden, wie- der in mein Vaterland zuruͤck zu kommen. Jmmit- telſt nahm er mich ſogleich mit auf ſeinen Huͤgel, gab mir eine eigene wohl zubereitete Kammer ein, zog mich mit an ſeine Tafel, und verſorgte mich alſo mit den koͤſtlichſten Speiſen, Getraͤncke, Kleidern, ja mit allem, was mein Hertz verlangen konte, recht im Uberfluſſe. Jch bin jederzeit ein Feind des Muͤßigganges geweſen, derowegen machte mir all- taͤglich, bald hier bald dar, genung zu ſchaffen, in- dem ich nicht allein etliche 12. biß 16. jaͤhrige Knaben auslaſe, und dieſelben in allerhand nuͤtzlichen Wiſ- ſenſchafften, welche zwar allhier nicht gaͤntzlich un- bekannt, doch ziemlich dunckel und beſchwerlich fielen, auf eine weit leichtere Weiſe unterrichtete, ſondern auch den Acker-Wein-und Garten-Bau, fleißig beſorgen halff. Mein Wohlthaͤter bezeugte
nicht
E e
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0447"n="433"/>
allda auf einige See-Loͤwen und See-Kaͤlber zu lau-<lb/>
ren. Dieſe waren alſo, kurtz geſagt, die damahligen<lb/>
Werckzeuge GOttes zu meiner Errettung, indem<lb/>ſie mich erſtlich durch den Waſſer-Weg zuruͤck in<lb/>
ihre Behauſung fuͤhreten, voͤllig erquickten, und nach-<lb/>
hero dem Altvater von meiner Anweſenheit Nach-<lb/>
richt gaben. Dieſer unvergleichliche Mann, den<lb/>
GOtt noch viele Jahre zu meinem und der Seinigen<lb/>
Troſt erhalten wolle, hatte kaum das vornehmſte<lb/>
von meinen Gluͤcks-und Ungluͤcks-Faͤllen angehoͤ-<lb/>
ret, | als er mich ſo gleich hertzlich um armete, und ver-<lb/>ſprach: Mir meinen erlittenen Schaden dreyfach zu<lb/>
erſetzen, weil er ſolches zu thun wohl im Stande ſey,<lb/>
und da ich keine Luſt auf dieſer Jnſul zu bleiben haͤtte,<lb/>
wuͤrde ſich mit der Zeit ſchon Gelegenheit finden, wie-<lb/>
der in mein Vaterland zuruͤck zu kommen. Jmmit-<lb/>
telſt nahm er mich ſogleich mit auf ſeinen Huͤgel, gab<lb/>
mir eine eigene wohl zubereitete Kammer ein, zog<lb/>
mich mit an ſeine Tafel, und verſorgte mich alſo<lb/>
mit den koͤſtlichſten Speiſen, Getraͤncke, Kleidern,<lb/>
ja mit allem, was mein Hertz verlangen konte, recht<lb/>
im Uberfluſſe. Jch bin jederzeit ein Feind des<lb/>
Muͤßigganges geweſen, derowegen machte mir all-<lb/>
taͤglich, bald hier bald dar, genung zu ſchaffen, in-<lb/>
dem ich nicht allein etliche 12. biß 16. jaͤhrige Knaben<lb/>
auslaſe, und dieſelben in allerhand nuͤtzlichen Wiſ-<lb/>ſenſchafften, welche zwar allhier nicht gaͤntzlich un-<lb/>
bekannt, doch ziemlich dunckel und beſchwerlich<lb/>
fielen, auf eine weit leichtere Weiſe unterrichtete,<lb/>ſondern auch den Acker-Wein-und Garten-Bau,<lb/>
fleißig beſorgen halff. Mein Wohlthaͤter bezeugte<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e</fw><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[433/0447]
allda auf einige See-Loͤwen und See-Kaͤlber zu lau-
ren. Dieſe waren alſo, kurtz geſagt, die damahligen
Werckzeuge GOttes zu meiner Errettung, indem
ſie mich erſtlich durch den Waſſer-Weg zuruͤck in
ihre Behauſung fuͤhreten, voͤllig erquickten, und nach-
hero dem Altvater von meiner Anweſenheit Nach-
richt gaben. Dieſer unvergleichliche Mann, den
GOtt noch viele Jahre zu meinem und der Seinigen
Troſt erhalten wolle, hatte kaum das vornehmſte
von meinen Gluͤcks-und Ungluͤcks-Faͤllen angehoͤ-
ret, | als er mich ſo gleich hertzlich um armete, und ver-
ſprach: Mir meinen erlittenen Schaden dreyfach zu
erſetzen, weil er ſolches zu thun wohl im Stande ſey,
und da ich keine Luſt auf dieſer Jnſul zu bleiben haͤtte,
wuͤrde ſich mit der Zeit ſchon Gelegenheit finden, wie-
der in mein Vaterland zuruͤck zu kommen. Jmmit-
telſt nahm er mich ſogleich mit auf ſeinen Huͤgel, gab
mir eine eigene wohl zubereitete Kammer ein, zog
mich mit an ſeine Tafel, und verſorgte mich alſo
mit den koͤſtlichſten Speiſen, Getraͤncke, Kleidern,
ja mit allem, was mein Hertz verlangen konte, recht
im Uberfluſſe. Jch bin jederzeit ein Feind des
Muͤßigganges geweſen, derowegen machte mir all-
taͤglich, bald hier bald dar, genung zu ſchaffen, in-
dem ich nicht allein etliche 12. biß 16. jaͤhrige Knaben
auslaſe, und dieſelben in allerhand nuͤtzlichen Wiſ-
ſenſchafften, welche zwar allhier nicht gaͤntzlich un-
bekannt, doch ziemlich dunckel und beſchwerlich
fielen, auf eine weit leichtere Weiſe unterrichtete,
ſondern auch den Acker-Wein-und Garten-Bau,
fleißig beſorgen halff. Mein Wohlthaͤter bezeugte
nicht
E e
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/447>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.