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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Der andere arme Mensch schien zwar etwas ruhi-
ger zu werden, allein man merckte doch, daß er seines
Verstandes nicht mächtig werden konte, ohngeacht
wir ihn drey Tage nacheinander aufs beste ver-
pflegten. Endlich am 4ten Tage, da ich Nach-
mittags bey ihm in der Kammer gantz stille saß, kam
ihm das Reden auf einmal an, indem er mit schwa-
cher Stimme rieff: JESUS, Maria, Joseph!
Jch fragte ihn erstlich auf Deutsch, hernach in Hol-
ländischer und letztlich in Englischer, wie auch in La-
teinischer Sprache: wie ihm zu Muthe wäre, je-
doch er redete etliche Spanische Worte, welche ich
nicht verstund, derowegen meinen Schwieger-
Sohn Robert herein ruffte, der ihn meine Frage
in Spanischer Sprache erklärete, und zur Antwort
erhielt: Es stünde sehr schlecht um ihn und sein Le-
ben. Robert versetzte, weil er JEsum zum Helf-
ser angerufft, werde es nicht schlecht um ihn stehen, er
möge sterben oder leben. Jch hoffe es mein Freund,
war seine Antwort, dahero ihn Robert noch ferner
tröstete, und bat: wo es seine Kräffte zuliessen, uns
mit wenig Worten zu berichten: Was es mit ihm
und dem Schiffe vor eine Beschaffenheit habe?
Hierauf sagte der arme Mensch: Mein Freund!
das Schiff, ich und alles was darauff ist, gehöret
dem Könige von Spanien. Ein hefftiger Sturm
hat uns von dessen West-Jndischen Flotte getren-
net, und zweyen Raub-Schiffen entgegen geführet,
denen wir aber durch Tapfferkeit und endliche
Flucht entgangen sind. Jedoch die fernern Stür-
me haben uns nicht vergönnet einen sichern Hafen zu
finden, vielweniger den Abgang unserer Lebens-

Mittel

Der andere arme Menſch ſchien zwar etwas ruhi-
ger zu werden, allein man merckte doch, daß er ſeines
Verſtandes nicht maͤchtig werden konte, ohngeacht
wir ihn drey Tage nacheinander aufs beſte ver-
pflegten. Endlich am 4ten Tage, da ich Nach-
mittags bey ihm in der Kammer gantz ſtille ſaß, kam
ihm das Reden auf einmal an, indem er mit ſchwa-
cher Stimme rieff: JESUS, Maria, Joſeph!
Jch fragte ihn erſtlich auf Deutſch, hernach in Hol-
laͤndiſcher und letztlich in Engliſcher, wie auch in La-
teiniſcher Sprache: wie ihm zu Muthe waͤre, je-
doch er redete etliche Spaniſche Worte, welche ich
nicht verſtund, derowegen meinen Schwieger-
Sohn Robert herein ruffte, der ihn meine Frage
in Spaniſcher Sprache erklaͤrete, und zur Antwort
erhielt: Es ſtuͤnde ſehr ſchlecht um ihn und ſein Le-
ben. Robert verſetzte, weil er JEſum zum Helf-
ſer angerufft, werde es nicht ſchlecht um ihn ſtehen, er
moͤge ſterben oder leben. Jch hoffe es mein Freund,
war ſeine Antwort, dahero ihn Robert noch ferner
troͤſtete, und bat: wo es ſeine Kraͤffte zulieſſen, uns
mit wenig Worten zu berichten: Was es mit ihm
und dem Schiffe vor eine Beſchaffenheit habe?
Hierauf ſagte der arme Menſch: Mein Freund!
das Schiff, ich und alles was darauff iſt, gehoͤret
dem Koͤnige von Spanien. Ein hefftiger Sturm
hat uns von deſſen Weſt-Jndiſchen Flotte getren-
net, und zweyen Raub-Schiffen entgegen gefuͤhret,
denen wir aber durch Tapfferkeit und endliche
Flucht entgangen ſind. Jedoch die fernern Stuͤr-
me haben uns nicht vergoͤñet einen ſichern Hafen zu
finden, vielweniger den Abgang unſerer Lebens-

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[427/0441] Der andere arme Menſch ſchien zwar etwas ruhi- ger zu werden, allein man merckte doch, daß er ſeines Verſtandes nicht maͤchtig werden konte, ohngeacht wir ihn drey Tage nacheinander aufs beſte ver- pflegten. Endlich am 4ten Tage, da ich Nach- mittags bey ihm in der Kammer gantz ſtille ſaß, kam ihm das Reden auf einmal an, indem er mit ſchwa- cher Stimme rieff: JESUS, Maria, Joſeph! Jch fragte ihn erſtlich auf Deutſch, hernach in Hol- laͤndiſcher und letztlich in Engliſcher, wie auch in La- teiniſcher Sprache: wie ihm zu Muthe waͤre, je- doch er redete etliche Spaniſche Worte, welche ich nicht verſtund, derowegen meinen Schwieger- Sohn Robert herein ruffte, der ihn meine Frage in Spaniſcher Sprache erklaͤrete, und zur Antwort erhielt: Es ſtuͤnde ſehr ſchlecht um ihn und ſein Le- ben. Robert verſetzte, weil er JEſum zum Helf- ſer angerufft, werde es nicht ſchlecht um ihn ſtehen, er moͤge ſterben oder leben. Jch hoffe es mein Freund, war ſeine Antwort, dahero ihn Robert noch ferner troͤſtete, und bat: wo es ſeine Kraͤffte zulieſſen, uns mit wenig Worten zu berichten: Was es mit ihm und dem Schiffe vor eine Beſchaffenheit habe? Hierauf ſagte der arme Menſch: Mein Freund! das Schiff, ich und alles was darauff iſt, gehoͤret dem Koͤnige von Spanien. Ein hefftiger Sturm hat uns von deſſen Weſt-Jndiſchen Flotte getren- net, und zweyen Raub-Schiffen entgegen gefuͤhret, denen wir aber durch Tapfferkeit und endliche Flucht entgangen ſind. Jedoch die fernern Stuͤr- me haben uns nicht vergoͤñet einen ſichern Hafen zu finden, vielweniger den Abgang unſerer Lebens- Mittel

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/441>, abgerufen am 24.11.2024.