Doch Amias und Jacob lassen wegen ihrer beson- dern Wissenschafft und Erfahrenheit im Compaß, See-Charten und andern zur Schiff-Fahrt gehöri- gen Instrumenten den Muth nicht sincken, sondern reden den übrigen so lange tröstlich zu, biß sie am 9ten Maji, in den Mittags-Stunden, dieses gelobte Land an seinen von der Natur erbaueten Thürmern und Mauern von weiten erkennen. Jacob, der so glück- lich ist, solches am ersten wahrzunehmen, brennet, abgeredter massen, gleich eine Canone ab, worauf die im Schiff befindlichen 15. Personen sich sogleich versammlen, und zu allererst in einer andächtigen Bet-Stunde, dem Höchsten ihr schuldiges Danck- Opffer bringen.
Es ist ihnen selbiges Tages unmöglich, die Fel- sen-Jnsul zu erreichen, weßwegen sie mit herein- brechender Nacht Ancker werffen, um bey der Fin- flerniß nicht etwa auf die herum liegenden verbor- genen Klippen und Sand-Bäncke aufzulauffen. Jndem aber hiermit erstlich eine, kurtz darauf 2. und abermahls 3. Canonen von ihnen gelöset wur- den, muste solches, und zwar eben, als wir Jnsu- laner uns zur Ruhe legen wolten, in unsere Ohren schallen. David kam mir demnach in seinem Nacht-Habit entgegen gelauffen, und sagte: Mein Herr! wo ich nicht träume, so liegen die Unserigen vor der Jnsel, denn ich habe das abgeredte Zeichen mit Canonen vernommen. Recht, mein Sohn! gab ich zur Antwort, ich und die übrigen haben es auch gehöret. Alsofort machten wir uns beyder- seits auf, nahmen etliche Raqueten nebst Pulver und Feuer zu uns, lieffen auf die Höhe des Nord-
Fel-
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Doch Amias und Jacob laſſen wegen ihrer beſon- dern Wiſſenſchafft und Erfahrenheit im Compaß, See-Charten und andern zur Schiff-Fahrt gehoͤri- gen Inſtrumenten den Muth nicht ſincken, ſondern reden den uͤbrigen ſo lange troͤſtlich zu, biß ſie am 9ten Maji, in den Mittags-Stunden, dieſes gelobte Land an ſeinen von der Natur erbaueten Thuͤrmern und Mauern von weiten erkennen. Jacob, der ſo gluͤck- lich iſt, ſolches am erſten wahrzunehmen, brennet, abgeredter maſſen, gleich eine Canone ab, worauf die im Schiff befindlichen 15. Perſonen ſich ſogleich verſammlen, und zu allererſt in einer andaͤchtigen Bet-Stunde, dem Hoͤchſten ihr ſchuldiges Danck- Opffer bringen.
Es iſt ihnen ſelbiges Tages unmoͤglich, die Fel- ſen-Jnſul zu erreichen, weßwegen ſie mit herein- brechender Nacht Ancker werffen, um bey der Fin- flerniß nicht etwa auf die herum liegenden verbor- genen Klippen und Sand-Baͤncke aufzulauffen. Jndem aber hiermit erſtlich eine, kurtz darauf 2. und abermahls 3. Canonen von ihnen geloͤſet wur- den, muſte ſolches, und zwar eben, als wir Jnſu- laner uns zur Ruhe legen wolten, in unſere Ohren ſchallen. David kam mir demnach in ſeinem Nacht-Habit entgegen gelauffen, und ſagte: Mein Herr! wo ich nicht traͤume, ſo liegen die Unſerigen vor der Jnſel, denn ich habe das abgeredte Zeichen mit Canonen vernommen. Recht, mein Sohn! gab ich zur Antwort, ich und die uͤbrigen haben es auch gehoͤret. Alſofort machten wir uns beyder- ſeits auf, nahmen etliche Raqueten nebſt Pulver und Feuer zu uns, lieffen auf die Hoͤhe des Nord-
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Doch Amias und Jacob laſſen wegen ihrer beſon-
dern Wiſſenſchafft und Erfahrenheit im Compaß,
See-Charten und andern zur Schiff-Fahrt gehoͤri-
gen Inſtrumenten den Muth nicht ſincken, ſondern
reden den uͤbrigen ſo lange troͤſtlich zu, biß ſie am 9ten
Maji, in den Mittags-Stunden, dieſes gelobte Land
an ſeinen von der Natur erbaueten Thuͤrmern und
Mauern von weiten erkennen. Jacob, der ſo gluͤck-
lich iſt, ſolches am erſten wahrzunehmen, brennet,
abgeredter maſſen, gleich eine Canone ab, worauf
die im Schiff befindlichen 15. Perſonen ſich ſogleich
verſammlen, und zu allererſt in einer andaͤchtigen
Bet-Stunde, dem Hoͤchſten ihr ſchuldiges Danck-
Opffer bringen.
Es iſt ihnen ſelbiges Tages unmoͤglich, die Fel-
ſen-Jnſul zu erreichen, weßwegen ſie mit herein-
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flerniß nicht etwa auf die herum liegenden verbor-
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Jndem aber hiermit erſtlich eine, kurtz darauf 2.
und abermahls 3. Canonen von ihnen geloͤſet wur-
den, muſte ſolches, und zwar eben, als wir Jnſu-
laner uns zur Ruhe legen wolten, in unſere Ohren
ſchallen. David kam mir demnach in ſeinem
Nacht-Habit entgegen gelauffen, und ſagte: Mein
Herr! wo ich nicht traͤume, ſo liegen die Unſerigen
vor der Jnſel, denn ich habe das abgeredte Zeichen
mit Canonen vernommen. Recht, mein Sohn!
gab ich zur Antwort, ich und die uͤbrigen haben es
auch gehoͤret. Alſofort machten wir uns beyder-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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