fähr auf den Küchen-Heerd warff, und dabey ein besonderes Getöse anmerckte, nahm dieselbe noch- mals auf, that etliche Hiebe hinein, und entdeckte, wieder alles Vermuthen, einen darein vermaureten Kessel, worinnen sich, da es nachhero überschlagen wurde, 2000. Thlr. Geld, und bey nahe eben so viel Gold und Silberwerck befand. Wir erstauneten alle darüber, und wusten nicht zu begreiffen, wie es möglich, daß der Wirth dergleichen kostbaren Schatz im Stiche lassen können, muthmasseten aber, daß er vielleicht beschlossen, denselben aus einander mahl ab- zuholen. Jndem trat ein alter Bauer auf, welcher erzehlete, daß vor etliche 40. Jahren in Kriegs-Zei- ten ebenfall ein Wirth aus diesem Hause, Mord und Dieberey halber, gerädert worden, der noch auf dem Richt-Platze, kurtz vor seinem unbußfertigen Ende, versprochen hätte, einen Schatz von mehr als 4000. Thlr. werth zu entdecken, daferne man ihm das Leben schencken wolle. Allein die Gerichts- Herren, welche mehr als zu viel Proben seiner Schelmerey erfahren, hätten nichts anhören wollen, sondern das Urtheil an ihm vollziehen lassen. Dem- nach könne es wol seyn, daß seine Nachkommen hier- von nichts gewust, und diesen unverhofft gesunde- n[e]n Schatz also entbehren müssen.
Der hierdurch zuletzt noch ungemein erfreute Beamte theilete selbigen versiegelt in etliche Futter- Säcke der Bauren, und hiermit nahmen wir un- sern Weg zurück, er in die Stadt, Schimmer und ich, nebst 4. Bauern aber, zu unsern gutthätigen Pfarrer, der über die fernere Nachricht unserer Ge-
schicht
faͤhr auf den Kuͤchen-Heerd warff, und dabey ein beſonderes Getoͤſe anmerckte, nahm dieſelbe noch- mals auf, that etliche Hiebe hinein, und entdeckte, wieder alles Vermuthen, einen darein vermaureten Keſſel, worinnen ſich, da es nachhero uͤberſchlagen wurde, 2000. Thlr. Geld, und bey nahe eben ſo viel Gold und Silberwerck befand. Wir erſtauneten alle daruͤber, und wuſten nicht zu begreiffen, wie es moͤglich, daß der Wirth dergleichen koſtbaren Schatz im Stiche laſſen koͤnnen, muthmaſſeten aber, daß er vielleicht beſchloſſen, denſelben auſ einander mahl ab- zuholen. Jndem trat ein alter Bauer auf, welcher erzehlete, daß vor etliche 40. Jahren in Kriegs-Zei- ten ebenfall ein Wirth aus dieſem Hauſe, Mord und Dieberey halber, geraͤdert worden, der noch auf dem Richt-Platze, kurtz vor ſeinem unbußfertigen Ende, verſprochen haͤtte, einen Schatz von mehr als 4000. Thlr. werth zu entdecken, daferne man ihm das Leben ſchencken wolle. Allein die Gerichts- Herren, welche mehr als zu viel Proben ſeiner Schelmerey erfahren, haͤtten nichts anhoͤren wollen, ſondern das Urtheil an ihm vollziehen laſſen. Dem- nach koͤnne es wol ſeyn, daß ſeine Nachkommen hier- von nichts gewuſt, und dieſen unverhofft geſunde- n[e]n Schatz alſo entbehren muͤſſen.
Der hierdurch zuletzt noch ungemein erfreute Beamte theilete ſelbigen verſiegelt in etliche Futter- Saͤcke der Bauren, und hiermit nahmen wir un- ſern Weg zuruͤck, er in die Stadt, Schimmer und ich, nebſt 4. Bauern aber, zu unſern gutthaͤtigen Pfarrer, der uͤber die fernere Nachricht unſerer Ge-
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faͤhr auf den Kuͤchen-Heerd warff, und dabey ein
beſonderes Getoͤſe anmerckte, nahm dieſelbe noch-
mals auf, that etliche Hiebe hinein, und entdeckte,
wieder alles Vermuthen, einen darein vermaureten
Keſſel, worinnen ſich, da es nachhero uͤberſchlagen
wurde, 2000. Thlr. Geld, und bey nahe eben ſo viel
Gold und Silberwerck befand. Wir erſtauneten
alle daruͤber, und wuſten nicht zu begreiffen, wie es
moͤglich, daß der Wirth dergleichen koſtbaren Schatz
im Stiche laſſen koͤnnen, muthmaſſeten aber, daß er
vielleicht beſchloſſen, denſelben auſ einander mahl ab-
zuholen. Jndem trat ein alter Bauer auf, welcher
erzehlete, daß vor etliche 40. Jahren in Kriegs-Zei-
ten ebenfall ein Wirth aus dieſem Hauſe, Mord
und Dieberey halber, geraͤdert worden, der noch auf
dem Richt-Platze, kurtz vor ſeinem unbußfertigen
Ende, verſprochen haͤtte, einen Schatz von mehr als
4000. Thlr. werth zu entdecken, daferne man ihm
das Leben ſchencken wolle. Allein die Gerichts-
Herren, welche mehr als zu viel Proben ſeiner
Schelmerey erfahren, haͤtten nichts anhoͤren wollen,
ſondern das Urtheil an ihm vollziehen laſſen. Dem-
nach koͤnne es wol ſeyn, daß ſeine Nachkommen hier-
von nichts gewuſt, und dieſen unverhofft geſunde-
nen Schatz alſo entbehren muͤſſen.
Der hierdurch zuletzt noch ungemein erfreute
Beamte theilete ſelbigen verſiegelt in etliche Futter-
Saͤcke der Bauren, und hiermit nahmen wir un-
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1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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