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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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gestellet wurde, allein, um viele Weitläufftigkeiten
zu vermeiden, sprach ich: Meine Herren! Man
giebt mir ohnedem Schuld, daß ich eigensinnig und
allzu wunderlich sey, derowegen lasset es dabey be-
wenden, und erlaubet mir, daß ich mein Armband
auf den Boden der Kammer werffe, wer nun sel-
biges am ersten erhaschet, soll nicht allein mich 10.
mahl küssen, sondern auch das Armband zum An-
gedencken behalten.

Dieser Vorschlag wurde von allen mit besondern
Vergnügen angenommen, Joseph aber erwischte
am allergeschwindesten das Arm-Band, welches
Jan van Landre, der es an dem äusersten Ende nicht
fest halten können, ihm überlassen muste. Jedoch
er wandte sich zu ihm, und sagte mit grosser Beschei-
denheit: Uberlasset mir mein Bruder, nebst die-
sen Arm-Bande euer darauf hafftendes! Recht, wo
es euch gefällig ist, zumahl da ihr allbereits euer
Theil habet, und versichert seyn könnet, daß ich
dergleichen Kostbarkeit nicht umsonst von euch zu
empfangen begehre. Allein Joseph empfand dieses
Ansinuen dermassen übel, daß er in hefftigster Erbit-
terung gegen seinen Freund also heraus fuhr: Wer
hat euch die Briefe vorgelesen, Jan van Landre,
da ihr behaupten wollet, wie ich allbereits mein Theil
habe? Und was wollet ihr mit dergleichen nieder-
trächtigen Zumuthungen bey mir gewinnen? Mei-
net ihr etwa, daß mein Gemüth so Pöbelhafft be-
schaffen als das eure? und daß ich eine Kostbarkeit
verkauffen soll, die doch weder von euch noch eurer
gantzen Freundschafft nach ihrem Wunsch bezahlet
werden kan? Verschonet mich derowegen in Zu-

kunfft
U 3

geſtellet wurde, allein, um viele Weitlaͤufftigkeiten
zu vermeiden, ſprach ich: Meine Herren! Man
giebt mir ohnedem Schuld, daß ich eigenſinnig und
allzu wunderlich ſey, derowegen laſſet es dabey be-
wenden, und erlaubet mir, daß ich mein Armband
auf den Boden der Kammer werffe, wer nun ſel-
biges am erſten erhaſchet, ſoll nicht allein mich 10.
mahl kuͤſſen, ſondern auch das Armband zum An-
gedencken behalten.

Dieſer Vorſchlag wurde von allen mit beſondern
Vergnuͤgen angenommen, Joſeph aber erwiſchte
am allergeſchwindeſten das Arm-Band, welches
Jan van Landre, der es an dem aͤuſerſten Ende nicht
feſt halten koͤnnen, ihm uͤberlaſſen muſte. Jedoch
er wandte ſich zu ihm, und ſagte mit groſſer Beſchei-
denheit: Uberlaſſet mir mein Bruder, nebſt die-
ſen Arm-Bande euer darauf hafftendes! Recht, wo
es euch gefaͤllig iſt, zumahl da ihr allbereits euer
Theil habet, und verſichert ſeyn koͤnnet, daß ich
dergleichen Koſtbarkeit nicht umſonſt von euch zu
empfangen begehre. Allein Joſeph empfand dieſes
Anſinuen dermaſſen uͤbel, daß er in hefftigſter Erbit-
terung gegen ſeinen Freund alſo heraus fuhr: Wer
hat euch die Briefe vorgeleſen, Jan van Landre,
da ihr behaupten wollet, wie ich allbereits mein Theil
habe? Und was wollet ihr mit dergleichen nieder-
traͤchtigen Zumuthungen bey mir gewinnen? Mei-
net ihr etwa, daß mein Gemuͤth ſo Poͤbelhafft be-
ſchaffen als das eure? und daß ich eine Koſtbarkeit
verkauffen ſoll, die doch weder von euch noch eurer
gantzen Freundſchafft nach ihrem Wunſch bezahlet
werden kan? Verſchonet mich derowegen in Zu-

kunfft
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[309/0323] geſtellet wurde, allein, um viele Weitlaͤufftigkeiten zu vermeiden, ſprach ich: Meine Herren! Man giebt mir ohnedem Schuld, daß ich eigenſinnig und allzu wunderlich ſey, derowegen laſſet es dabey be- wenden, und erlaubet mir, daß ich mein Armband auf den Boden der Kammer werffe, wer nun ſel- biges am erſten erhaſchet, ſoll nicht allein mich 10. mahl kuͤſſen, ſondern auch das Armband zum An- gedencken behalten. Dieſer Vorſchlag wurde von allen mit beſondern Vergnuͤgen angenommen, Joſeph aber erwiſchte am allergeſchwindeſten das Arm-Band, welches Jan van Landre, der es an dem aͤuſerſten Ende nicht feſt halten koͤnnen, ihm uͤberlaſſen muſte. Jedoch er wandte ſich zu ihm, und ſagte mit groſſer Beſchei- denheit: Uberlaſſet mir mein Bruder, nebſt die- ſen Arm-Bande euer darauf hafftendes! Recht, wo es euch gefaͤllig iſt, zumahl da ihr allbereits euer Theil habet, und verſichert ſeyn koͤnnet, daß ich dergleichen Koſtbarkeit nicht umſonſt von euch zu empfangen begehre. Allein Joſeph empfand dieſes Anſinuen dermaſſen uͤbel, daß er in hefftigſter Erbit- terung gegen ſeinen Freund alſo heraus fuhr: Wer hat euch die Briefe vorgeleſen, Jan van Landre, da ihr behaupten wollet, wie ich allbereits mein Theil habe? Und was wollet ihr mit dergleichen nieder- traͤchtigen Zumuthungen bey mir gewinnen? Mei- net ihr etwa, daß mein Gemuͤth ſo Poͤbelhafft be- ſchaffen als das eure? und daß ich eine Koſtbarkeit verkauffen ſoll, die doch weder von euch noch eurer gantzen Freundſchafft nach ihrem Wunſch bezahlet werden kan? Verſchonet mich derowegen in Zu- kunfft U 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/323>, abgerufen am 24.11.2024.