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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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guter Hut, und unterstunden sich, ihre eigenen An-
verwandten und Cameraden mit Steinwerffen zu
verjagen. Diese wichen zwar anfänglich etliche
mahl, kamen aber eines Tages etliche 20. starck
wieder, und fingen mit unsern getreuen Hauß-Be-
dienten einen ordentlichen Krieg an. Jch ersahe
dieses von ferne, lieff geschwinde zurück und lan-
gete aus unserer Wohnung zwey geladene Flinten,
kehrete mich etwas näher zum Kampff-Platz, und
wurde gewahr, daß einer von den unsern, die mit
rothen Halß-Bändern gezeichnet waren, starck ver-
wundet zu Boden lag, gab derowegen 2. mahl
auf einander Feuer, und legte darmit 3. Feinde
darnieder, weßwegen sich die gantze seindliche Par-
they auf die Flucht begab, meine 4. unbeschädigten
siegend zurück kehreten, und den beschädigten Al-
ten mit traurigen Gebärden mir entgegen getra-
gen brachten, der aber, noch ehe wir unsere Woh-
nung erreichten, an seiner tödlichen Haupt-Wun-
de starb.

Es war das Weiblein von den 2. ältesten, und
ich kan nicht sagen, wie sehr der Wittber und die
vermuthlichen Kinder sich über diesen Todes-Fall
betrübt bezeugten. Jch gieg nach unserer Behau-
sung, erzehlete der Concordia, was vorgegangen
war, und diese ergriff nebst mir ein Werckzeug/
um ein Loch zum machen, worein wir die auf dem
Helden-Bette verstorbene Aeffin begraben wolten;
allein, wir traffen bey unserer Dahinkunfft nie-
mand an, sondern erblickten von ferne, daß die Lei-
che von den 4. Leidtragenden in den West-Fluß ge-
worffen wurde, kehreten derowegen zurück, und

sahen

guter Hut, und unterſtunden ſich, ihre eigenen An-
verwandten und Cameraden mit Steinwerffen zu
verjagen. Dieſe wichen zwar anfaͤnglich etliche
mahl, kamen aber eines Tages etliche 20. ſtarck
wieder, und fingen mit unſern getreuen Hauß-Be-
dienten einen ordentlichen Krieg an. Jch erſahe
dieſes von ferne, lieff geſchwinde zuruͤck und lan-
gete aus unſerer Wohnung zwey geladene Flinten,
kehrete mich etwas naͤher zum Kampff-Platz, und
wurde gewahr, daß einer von den unſern, die mit
rothen Halß-Baͤndern gezeichnet waren, ſtarck ver-
wundet zu Boden lag, gab derowegen 2. mahl
auf einander Feuer, und legte darmit 3. Feinde
darnieder, weßwegen ſich die gantze ſeindliche Par-
they auf die Flucht begab, meine 4. unbeſchaͤdigten
ſiegend zuruͤck kehreten, und den beſchaͤdigten Al-
ten mit traurigen Gebaͤrden mir entgegen getra-
gen brachten, der aber, noch ehe wir unſere Woh-
nung erreichten, an ſeiner toͤdlichen Haupt-Wun-
de ſtarb.

Es war das Weiblein von den 2. aͤlteſten, und
ich kan nicht ſagen, wie ſehr der Wittber und die
vermuthlichen Kinder ſich uͤber dieſen Todes-Fall
betruͤbt bezeugten. Jch gieg nach unſerer Behau-
ſung, erzehlete der Concordia, was vorgegangen
war, und dieſe ergriff nebſt mir ein Werckzeug/
um ein Loch zum machen, worein wir die auf dem
Helden-Bette verſtorbene Aeffin begraben wolten;
allein, wir traffen bey unſerer Dahinkunfft nie-
mand an, ſondern erblickten von ferne, daß die Lei-
che von den 4. Leidtragenden in den Weſt-Fluß ge-
worffen wurde, kehreten derowegen zuruͤck, und

ſahen
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[246/0260] guter Hut, und unterſtunden ſich, ihre eigenen An- verwandten und Cameraden mit Steinwerffen zu verjagen. Dieſe wichen zwar anfaͤnglich etliche mahl, kamen aber eines Tages etliche 20. ſtarck wieder, und fingen mit unſern getreuen Hauß-Be- dienten einen ordentlichen Krieg an. Jch erſahe dieſes von ferne, lieff geſchwinde zuruͤck und lan- gete aus unſerer Wohnung zwey geladene Flinten, kehrete mich etwas naͤher zum Kampff-Platz, und wurde gewahr, daß einer von den unſern, die mit rothen Halß-Baͤndern gezeichnet waren, ſtarck ver- wundet zu Boden lag, gab derowegen 2. mahl auf einander Feuer, und legte darmit 3. Feinde darnieder, weßwegen ſich die gantze ſeindliche Par- they auf die Flucht begab, meine 4. unbeſchaͤdigten ſiegend zuruͤck kehreten, und den beſchaͤdigten Al- ten mit traurigen Gebaͤrden mir entgegen getra- gen brachten, der aber, noch ehe wir unſere Woh- nung erreichten, an ſeiner toͤdlichen Haupt-Wun- de ſtarb. Es war das Weiblein von den 2. aͤlteſten, und ich kan nicht ſagen, wie ſehr der Wittber und die vermuthlichen Kinder ſich uͤber dieſen Todes-Fall betruͤbt bezeugten. Jch gieg nach unſerer Behau- ſung, erzehlete der Concordia, was vorgegangen war, und dieſe ergriff nebſt mir ein Werckzeug/ um ein Loch zum machen, worein wir die auf dem Helden-Bette verſtorbene Aeffin begraben wolten; allein, wir traffen bey unſerer Dahinkunfft nie- mand an, ſondern erblickten von ferne, daß die Lei- che von den 4. Leidtragenden in den Weſt-Fluß ge- worffen wurde, kehreten derowegen zuruͤck, und ſahen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/260>, abgerufen am 27.11.2024.