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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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trübtes Zurückdencken erweckten, welches wir aber
immer eins dem andern zu gefallen, so viel mög-
lich, verbargen, um unsere in etwas verharrschten
Hertzens-Wunden nicht von neuen aufzureissen,
mithin das ohne dem einsame Leben zu verbittern,
oder solche Leute zu heissen, die wider das Ver-
hängniß und Straff-Gerichte GOttes murren
wolten.

Der gütige Himmel schenckte uns mittler Zeit
einen angenehmen Zeit-Vertreib mit der Wein-
Erndte, indem wir ohne die Trauben, deren wir
täglich viel verzehreten, wider alles Vermuthen ohn-
gefähr 200. Kannen Most ausdrücken, und 2. ziem-
lich grosse Säcke voll aufgedrocknete Trauben samm-
len konten, welches gewiß eine herrliche Sache zu
unserer Wirthschafft war. Unsere Unterthanen
die Affen, schienen hierüber sehr verdrüßlich zu seyn,
indem sie vielleicht selbst grosse Liebhaber dieser edlen
Frucht waren, hatten auch aus Leichtfertigkeit viel
zu Schanden gemacht, doch, da ich mit der Flinte
etliche mahl blind Feuer gegeben, geriethen sie in
ziemlichen Gehorsam und Furcht.

Jch weiß nicht, wie es kommen war, daß Con-
cordia
eines Tages einen mittelmäßigen Affen, un-
ter einem Baum liegend, angetroffen, welcher das
rechte Hinterbein zerbrochen, und sich jämmerlich
geberdet hatte. Jhr gewöhnliches weichhertziges
Gemüth treibt sie so weit, daß, ohngeacht derglei-
chen Thiere ihre Gnade sonsten eben nicht sonder-
lich hatten, sie diesen verunglückten allerhand Lieb-
kosungen machet, sein zerbrochenes Bein mit einem
Tuche umwindet, ja so gar den armen Patienten

in

truͤbtes Zuruͤckdencken erweckten, welches wir aber
immer eins dem andern zu gefallen, ſo viel moͤg-
lich, verbargen, um unſere in etwas verharrſchten
Hertzens-Wunden nicht von neuen aufzureiſſen,
mithin das ohne dem einſame Leben zu verbittern,
oder ſolche Leute zu heiſſen, die wider das Ver-
haͤngniß und Straff-Gerichte GOttes murren
wolten.

Der guͤtige Himmel ſchenckte uns mittler Zeit
einen angenehmen Zeit-Vertreib mit der Wein-
Erndte, indem wir ohne die Trauben, deren wir
taͤglich viel verzehreten, wider alles Vermuthen ohn-
gefaͤhr 200. Kannen Moſt ausdruͤcken, und 2. ziem-
lich groſſe Saͤcke voll aufgedrocknete Trauben ſam̃-
len konten, welches gewiß eine herrliche Sache zu
unſerer Wirthſchafft war. Unſere Unterthanen
die Affen, ſchienen hieruͤber ſehr verdruͤßlich zu ſeyn,
indem ſie vielleicht ſelbſt groſſe Liebhaber dieſer edlen
Frucht waren, hatten auch aus Leichtfertigkeit viel
zu Schanden gemacht, doch, da ich mit der Flinte
etliche mahl blind Feuer gegeben, geriethen ſie in
ziemlichen Gehorſam und Furcht.

Jch weiß nicht, wie es kommen war, daß Con-
cordia
eines Tages einen mittelmaͤßigen Affen, un-
ter einem Baum liegend, angetroffen, welcher das
rechte Hinterbein zerbrochen, und ſich jaͤmmerlich
geberdet hatte. Jhr gewoͤhnliches weichhertziges
Gemuͤth treibt ſie ſo weit, daß, ohngeacht derglei-
chen Thiere ihre Gnade ſonſten eben nicht ſonder-
lich hatten, ſie dieſen verungluͤckten allerhand Lieb-
koſungen machet, ſein zerbrochenes Bein mit einem
Tuche umwindet, ja ſo gar den armen Patienten

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[237/0251] truͤbtes Zuruͤckdencken erweckten, welches wir aber immer eins dem andern zu gefallen, ſo viel moͤg- lich, verbargen, um unſere in etwas verharrſchten Hertzens-Wunden nicht von neuen aufzureiſſen, mithin das ohne dem einſame Leben zu verbittern, oder ſolche Leute zu heiſſen, die wider das Ver- haͤngniß und Straff-Gerichte GOttes murren wolten. Der guͤtige Himmel ſchenckte uns mittler Zeit einen angenehmen Zeit-Vertreib mit der Wein- Erndte, indem wir ohne die Trauben, deren wir taͤglich viel verzehreten, wider alles Vermuthen ohn- gefaͤhr 200. Kannen Moſt ausdruͤcken, und 2. ziem- lich groſſe Saͤcke voll aufgedrocknete Trauben ſam̃- len konten, welches gewiß eine herrliche Sache zu unſerer Wirthſchafft war. Unſere Unterthanen die Affen, ſchienen hieruͤber ſehr verdruͤßlich zu ſeyn, indem ſie vielleicht ſelbſt groſſe Liebhaber dieſer edlen Frucht waren, hatten auch aus Leichtfertigkeit viel zu Schanden gemacht, doch, da ich mit der Flinte etliche mahl blind Feuer gegeben, geriethen ſie in ziemlichen Gehorſam und Furcht. Jch weiß nicht, wie es kommen war, daß Con- cordia eines Tages einen mittelmaͤßigen Affen, un- ter einem Baum liegend, angetroffen, welcher das rechte Hinterbein zerbrochen, und ſich jaͤmmerlich geberdet hatte. Jhr gewoͤhnliches weichhertziges Gemuͤth treibt ſie ſo weit, daß, ohngeacht derglei- chen Thiere ihre Gnade ſonſten eben nicht ſonder- lich hatten, ſie dieſen verungluͤckten allerhand Lieb- koſungen machet, ſein zerbrochenes Bein mit einem Tuche umwindet, ja ſo gar den armen Patienten in

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/251>, abgerufen am 23.11.2024.