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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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fast gäntzlich aufgezehret war. Doch selbige bat
mich, noch eine Stunde zu verziehen, und erstlich
das allernöthigste, nehmlich die heilige Tauffe ih-
res jungen Töchterleins zu besorgen, inmassen man
nicht wuste, wie bald dergleichen zarte Creatur vom
Tode übereilet werden konte. Jch konte diese ihre
Sorge felbst nicht anders als vor höchst wichtig
erkennen, nachdem wir uns also wegen dieser heili-
gen und christlichen Handlung hinlänglich unter-
redet, vertrat ich die Stelle eines Priesters, tauffte
das Kindlein nach Anweisung der heiligen Schrifft,
und legte ihm ihrer Mutter Nahmen Concordia
bey.

Hierauf gieng ich mit meiner Flinte, wiewohl
sehr taumelend, matt und krafftloß, aus, und da
mir gleich über unsern gemachten Damme ein ziem-
lich starck und feister Hirsch begegnete, setzte ich
vor dieses mahl meine sonst gewöhnliche Barm-
hertzigkeit bey seite, gab Feuer, und traff| densel-
ben so glücklich in die Brust hinein, daß er so gleich
auf der Stelle liegen blieb. Allein, dieses grosse
Thier trieb mir einen ziemlichen Schweiß aus, ehe
ich selbiges an Ort und Stelle bringen konte. Je-
doch da meine Wöchnerin und ich selbst gute
Krafft - Suppen und andere gesunde Kräuter-
Speisen höchst von nöthen hatte, muste mir alle
Arbeit leicht werden, und weil ich also kein langes
Federlesen machte, sondern alles aufs hurtigste,
wiewohl nicht nach den Regeln der Sparsamkeit,
einrichtete, war in der Mittags - Stunde schon
eine gute stärckende Mahlzeit fertig, welche Con-

cordia
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faſt gaͤntzlich aufgezehret war. Doch ſelbige bat
mich, noch eine Stunde zu verziehen, und erſtlich
das allernoͤthigſte, nehmlich die heilige Tauffe ih-
res jungen Toͤchterleins zu beſorgen, inmaſſen man
nicht wuſte, wie bald dergleichen zarte Creatur vom
Tode uͤbereilet werden konte. Jch konte dieſe ihre
Sorge felbſt nicht anders als vor hoͤchſt wichtig
erkennen, nachdem wir uns alſo wegen dieſer heili-
gen und chriſtlichen Handlung hinlaͤnglich unter-
redet, vertrat ich die Stelle eines Prieſters, tauffte
das Kindlein nach Anweiſung der heiligen Schrifft,
und legte ihm ihrer Mutter Nahmen Concordia
bey.

Hierauf gieng ich mit meiner Flinte, wiewohl
ſehr taumelend, matt und krafftloß, aus, und da
mir gleich uͤber unſern gemachten Damme ein ziem-
lich ſtarck und feiſter Hirſch begegnete, ſetzte ich
vor dieſes mahl meine ſonſt gewoͤhnliche Barm-
hertzigkeit bey ſeite, gab Feuer, und traff| denſel-
ben ſo gluͤcklich in die Bruſt hinein, daß er ſo gleich
auf der Stelle liegen blieb. Allein, dieſes groſſe
Thier trieb mir einen ziemlichen Schweiß aus, ehe
ich ſelbiges an Ort und Stelle bringen konte. Je-
doch da meine Woͤchnerin und ich ſelbſt gute
Krafft ‒ Suppen und andere geſunde Kraͤuter-
Speiſen hoͤchſt von noͤthen hatte, muſte mir alle
Arbeit leicht werden, und weil ich alſo kein langes
Federleſen machte, ſondern alles aufs hurtigſte,
wiewohl nicht nach den Regeln der Sparſamkeit,
einrichtete, war in der Mittags ‒ Stunde ſchon
eine gute ſtaͤrckende Mahlzeit fertig, welche Con-

cordia
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[225/0239] faſt gaͤntzlich aufgezehret war. Doch ſelbige bat mich, noch eine Stunde zu verziehen, und erſtlich das allernoͤthigſte, nehmlich die heilige Tauffe ih- res jungen Toͤchterleins zu beſorgen, inmaſſen man nicht wuſte, wie bald dergleichen zarte Creatur vom Tode uͤbereilet werden konte. Jch konte dieſe ihre Sorge felbſt nicht anders als vor hoͤchſt wichtig erkennen, nachdem wir uns alſo wegen dieſer heili- gen und chriſtlichen Handlung hinlaͤnglich unter- redet, vertrat ich die Stelle eines Prieſters, tauffte das Kindlein nach Anweiſung der heiligen Schrifft, und legte ihm ihrer Mutter Nahmen Concordia bey. Hierauf gieng ich mit meiner Flinte, wiewohl ſehr taumelend, matt und krafftloß, aus, und da mir gleich uͤber unſern gemachten Damme ein ziem- lich ſtarck und feiſter Hirſch begegnete, ſetzte ich vor dieſes mahl meine ſonſt gewoͤhnliche Barm- hertzigkeit bey ſeite, gab Feuer, und traff| denſel- ben ſo gluͤcklich in die Bruſt hinein, daß er ſo gleich auf der Stelle liegen blieb. Allein, dieſes groſſe Thier trieb mir einen ziemlichen Schweiß aus, ehe ich ſelbiges an Ort und Stelle bringen konte. Je- doch da meine Woͤchnerin und ich ſelbſt gute Krafft ‒ Suppen und andere geſunde Kraͤuter- Speiſen hoͤchſt von noͤthen hatte, muſte mir alle Arbeit leicht werden, und weil ich alſo kein langes Federleſen machte, ſondern alles aufs hurtigſte, wiewohl nicht nach den Regeln der Sparſamkeit, einrichtete, war in der Mittags ‒ Stunde ſchon eine gute ſtaͤrckende Mahlzeit fertig, welche Con- cordia P

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/239>, abgerufen am 23.11.2024.