Jmmittelst, da unsere Augen beständig nach der See zu gerichtet waren, merckten wir etwa um Mit- ternachts-Zeit, daß etwas lebendiges aus dem Was- ser kam, und auf dem Sande herum wühlete, wie uns denn auch ein offt wiederhohltes Blöcken ver- sicherte, daß es eine Art von Meer-Thieren seyn müsse. Wir begaben uns demnach von der Klippe herab, und giengen ihnen biß auf etwa 30. Schritt entgegen, sahen aber, daß sie nicht verweigerten, Stand zu halten, weßwegen wir, um sie desto gewis- ser zu fassen, ihnen noch näher auf den Leib giengen, zu gleicher Zeit Feuer gaben, und 2. davon glücklich erlegten, worauf die übrigen groß und kleine gantz langsam wieder in die See giengen.
Früh Morgens besahen wir mit anbrechenden Tage unser Wildpret, und fanden selbiges unge- mein niedlich, trugen beyde Stück in den Nachen, getrauten aber doch nicht, ohne stärckere Bäume und bessere Ruder abzufahren, doch Mons. van Leuvens Liebe zu seiner Concordia überwand alle Schwürigkeiten, und da wir ohnedem alle Stun- den, die allhier vorbey strichen, vor verlohren schätz- ten, befahlen wir uns der Barmhertzigkeit des All- mächtigen, setzten behertzt in den Strohm, traffen aber doch dieses mahl das Gelencke etwas besser, und kamen nach Verlauff dreyer Stunden ohnbeschädi- get vor der Felsen-Herberge an, weil der heutige Umschweiff nicht so weit als der gestrige genommen war.
Concordia hatte die gestrigen Stunden in der grösten Bekümmerniß zugebracht, nachdem sie
wahr-
Jmmittelſt, da unſere Augen beſtaͤndig nach der See zu gerichtet waren, merckten wir etwa um Mit- ternachts-Zeit, daß etwas lebendiges aus dem Waſ- ſer kam, und auf dem Sande herum wuͤhlete, wie uns denn auch ein offt wiederhohltes Bloͤcken ver- ſicherte, daß es eine Art von Meer-Thieren ſeyn muͤſſe. Wir begaben uns demnach von der Klippe herab, und giengen ihnen biß auf etwa 30. Schritt entgegen, ſahen aber, daß ſie nicht verweigerten, Stand zu halten, weßwegen wir, um ſie deſto gewiſ- ſer zu faſſen, ihnen noch naͤher auf den Leib giengen, zu gleicher Zeit Feuer gaben, und 2. davon gluͤcklich erlegten, worauf die uͤbrigen groß und kleine gantz langſam wieder in die See giengen.
Fruͤh Morgens beſahen wir mit anbrechenden Tage unſer Wildpret, und fanden ſelbiges unge- mein niedlich, trugen beyde Stuͤck in den Nachen, getrauten aber doch nicht, ohne ſtaͤrckere Baͤume und beſſere Ruder abzufahren, doch Monſ. van Leuvens Liebe zu ſeiner Concordia uͤberwand alle Schwuͤrigkeiten, und da wir ohnedem alle Stun- den, die allhier vorbey ſtrichen, vor verlohren ſchaͤtz- ten, befahlen wir uns der Barmhertzigkeit des All- maͤchtigen, ſetzten behertzt in den Strohm, traffen aber doch dieſes mahl das Gelencke etwas beſſer, und kamen nach Verlauff dreyer Stunden ohnbeſchaͤdi- get vor der Felſen-Herberge an, weil der heutige Umſchweiff nicht ſo weit als der geſtrige genommen war.
Concordia hatte die geſtrigen Stunden in der groͤſten Bekuͤmmerniß zugebracht, nachdem ſie
wahr-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0168"n="154"/><p>Jmmittelſt, da unſere Augen beſtaͤndig nach der<lb/>
See zu gerichtet waren, merckten wir etwa um Mit-<lb/>
ternachts-Zeit, daß etwas lebendiges aus dem Waſ-<lb/>ſer kam, und auf dem Sande herum wuͤhlete, wie<lb/>
uns denn auch ein offt wiederhohltes Bloͤcken ver-<lb/>ſicherte, daß es eine Art von Meer-Thieren ſeyn<lb/>
muͤſſe. Wir begaben uns demnach von der Klippe<lb/>
herab, und giengen ihnen biß auf etwa 30. Schritt<lb/>
entgegen, ſahen aber, daß ſie nicht verweigerten,<lb/>
Stand zu halten, weßwegen wir, um ſie deſto gewiſ-<lb/>ſer zu faſſen, ihnen noch naͤher auf den Leib giengen,<lb/>
zu gleicher Zeit Feuer gaben, und 2. davon gluͤcklich<lb/>
erlegten, worauf die uͤbrigen groß und kleine gantz<lb/>
langſam wieder in die See giengen.</p><lb/><p>Fruͤh Morgens beſahen wir mit anbrechenden<lb/>
Tage unſer Wildpret, und fanden ſelbiges unge-<lb/>
mein niedlich, trugen beyde Stuͤck in den Nachen,<lb/>
getrauten aber doch nicht, ohne ſtaͤrckere Baͤume<lb/>
und beſſere Ruder abzufahren, doch <hirendition="#aq">Monſ. van<lb/>
Leuvens</hi> Liebe zu ſeiner <hirendition="#aq">Concordia</hi> uͤberwand alle<lb/>
Schwuͤrigkeiten, und da wir ohnedem alle Stun-<lb/>
den, die allhier vorbey ſtrichen, vor verlohren ſchaͤtz-<lb/>
ten, befahlen wir uns der Barmhertzigkeit des All-<lb/>
maͤchtigen, ſetzten behertzt in den Strohm, traffen<lb/>
aber doch dieſes mahl das Gelencke etwas beſſer, und<lb/>
kamen nach Verlauff dreyer Stunden ohnbeſchaͤdi-<lb/>
get vor der Felſen-Herberge an, weil der heutige<lb/>
Umſchweiff nicht ſo weit als der geſtrige genommen<lb/>
war.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Concordia</hi> hatte die geſtrigen Stunden in der<lb/>
groͤſten Bekuͤmmerniß zugebracht, nachdem ſie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wahr-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[154/0168]
Jmmittelſt, da unſere Augen beſtaͤndig nach der
See zu gerichtet waren, merckten wir etwa um Mit-
ternachts-Zeit, daß etwas lebendiges aus dem Waſ-
ſer kam, und auf dem Sande herum wuͤhlete, wie
uns denn auch ein offt wiederhohltes Bloͤcken ver-
ſicherte, daß es eine Art von Meer-Thieren ſeyn
muͤſſe. Wir begaben uns demnach von der Klippe
herab, und giengen ihnen biß auf etwa 30. Schritt
entgegen, ſahen aber, daß ſie nicht verweigerten,
Stand zu halten, weßwegen wir, um ſie deſto gewiſ-
ſer zu faſſen, ihnen noch naͤher auf den Leib giengen,
zu gleicher Zeit Feuer gaben, und 2. davon gluͤcklich
erlegten, worauf die uͤbrigen groß und kleine gantz
langſam wieder in die See giengen.
Fruͤh Morgens beſahen wir mit anbrechenden
Tage unſer Wildpret, und fanden ſelbiges unge-
mein niedlich, trugen beyde Stuͤck in den Nachen,
getrauten aber doch nicht, ohne ſtaͤrckere Baͤume
und beſſere Ruder abzufahren, doch Monſ. van
Leuvens Liebe zu ſeiner Concordia uͤberwand alle
Schwuͤrigkeiten, und da wir ohnedem alle Stun-
den, die allhier vorbey ſtrichen, vor verlohren ſchaͤtz-
ten, befahlen wir uns der Barmhertzigkeit des All-
maͤchtigen, ſetzten behertzt in den Strohm, traffen
aber doch dieſes mahl das Gelencke etwas beſſer, und
kamen nach Verlauff dreyer Stunden ohnbeſchaͤdi-
get vor der Felſen-Herberge an, weil der heutige
Umſchweiff nicht ſo weit als der geſtrige genommen
war.
Concordia hatte die geſtrigen Stunden in der
groͤſten Bekuͤmmerniß zugebracht, nachdem ſie
wahr-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/168>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.