getruncken hatte, sagte ihr lechzender Mund: Habet Danck, mein lieber Albert Julius vor eure Mühe, nun bin ich vollkommen erquickt, deckt mich zu, und lasset mich schlafen. Jch gehorsamete ihrem Be- gehren, machte hinter ihren Rücken ein gelindes Feu- er an, welches nicht eher ausgehen durffte, biß die Sonne mit ihren kräfftigen Strahlen hoch genung zu stehen kam.
Jmmittelst da sie wiederum in einen ordentlichen Schlas verfallen war, ruffte ich ihren Ehe-Herrn der sich wol 300. Schritt darvon gesetzt hatte, herzu, tröstete denselben, und versicherte, daß mich seiner Liebsten Zustand, gäntzlich überredete, sie würde, nach- dem sie nochmals erwacht, sich ungemein besser be- finden.
Damahls war ich ein unschuldiger aber doch in der Wahrheit recht glücklicher Prophete. Denn 2. Stunden nach dem Mittage wachte Concordia von sich selbst auf, forderte ein klein wenig Wein, und fragte zugleich wo ihr Carl Frantz wäre? Sel- biger trat augenblicklich hervor, und küssete dieselbe kniend mit thränenden Augen. Sie trocknete seine Thränen mit ihrem Halß-Tuche ab, und sprach mit frischer Stimme: Weinet nicht, mein Schatz, denn ich befinde mich itzo weit besser, GOtt wird weiter helffen.
Jch hatte binnen der Zeit in zweyen Töpffen Thee gekocht, weiln aber keine Schaalen vorhan- den waren, reichte ich ihr selbigen Tranck, an statt des gefoderten Weins in den Wein-Becher hin. Jhr lechzendes Hertze fand ein besonderes Labsal daran, Mons. van Leuven aber und ich schmau-
seten
K
getruncken hatte, ſagte ihr lechzender Mund: Habet Danck, mein lieber Albert Julius vor eure Muͤhe, nun bin ich vollkommen erquickt, deckt mich zu, und laſſet mich ſchlafen. Jch gehorſamete ihrem Be- gehren, machte hinter ihren Ruͤcken ein gelindes Feu- er an, welches nicht eher ausgehen durffte, biß die Sonne mit ihren kraͤfftigen Strahlen hoch genung zu ſtehen kam.
Jmmittelſt da ſie wiederum in einen ordentlichen Schlaſ verfallen war, ruffte ich ihren Ehe-Herrn der ſich wol 300. Schritt darvon geſetzt hatte, herzu, troͤſtete denſelben, und verſicherte, daß mich ſeiner Liebſten Zuſtand, gaͤntzlich uͤberredete, ſie wuͤrde, nach- dem ſie nochmals erwacht, ſich ungemein beſſer be- finden.
Damahls war ich ein unſchuldiger aber doch in der Wahrheit recht gluͤcklicher Prophete. Denn 2. Stunden nach dem Mittage wachte Concordia von ſich ſelbſt auf, forderte ein klein wenig Wein, und fragte zugleich wo ihr Carl Frantz waͤre? Sel- biger trat augenblicklich hervor, und kuͤſſete dieſelbe kniend mit thraͤnenden Augen. Sie trocknete ſeine Thraͤnen mit ihrem Halß-Tuche ab, und ſprach mit friſcher Stimme: Weinet nicht, mein Schatz, denn ich befinde mich itzo weit beſſer, GOtt wird weiter helffen.
Jch hatte binnen der Zeit in zweyen Toͤpffen Thee gekocht, weiln aber keine Schaalen vorhan- den waren, reichte ich ihr ſelbigen Tranck, an ſtatt des gefoderten Weins in den Wein-Becher hin. Jhr lechzendes Hertze fand ein beſonderes Labſal daran, Monſ. van Leuven aber und ich ſchmau-
ſeten
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getruncken hatte, ſagte ihr lechzender Mund: Habet
Danck, mein lieber Albert Julius vor eure Muͤhe,
nun bin ich vollkommen erquickt, deckt mich zu, und
laſſet mich ſchlafen. Jch gehorſamete ihrem Be-
gehren, machte hinter ihren Ruͤcken ein gelindes Feu-
er an, welches nicht eher ausgehen durffte, biß die
Sonne mit ihren kraͤfftigen Strahlen hoch genung
zu ſtehen kam.
Jmmittelſt da ſie wiederum in einen ordentlichen
Schlaſ verfallen war, ruffte ich ihren Ehe-Herrn
der ſich wol 300. Schritt darvon geſetzt hatte, herzu,
troͤſtete denſelben, und verſicherte, daß mich ſeiner
Liebſten Zuſtand, gaͤntzlich uͤberredete, ſie wuͤrde, nach-
dem ſie nochmals erwacht, ſich ungemein beſſer be-
finden.
Damahls war ich ein unſchuldiger aber doch in
der Wahrheit recht gluͤcklicher Prophete. Denn
2. Stunden nach dem Mittage wachte Concordia
von ſich ſelbſt auf, forderte ein klein wenig Wein,
und fragte zugleich wo ihr Carl Frantz waͤre? Sel-
biger trat augenblicklich hervor, und kuͤſſete dieſelbe
kniend mit thraͤnenden Augen. Sie trocknete ſeine
Thraͤnen mit ihrem Halß-Tuche ab, und ſprach mit
friſcher Stimme: Weinet nicht, mein Schatz, denn
ich befinde mich itzo weit beſſer, GOtt wird weiter
helffen.
Jch hatte binnen der Zeit in zweyen Toͤpffen
Thee gekocht, weiln aber keine Schaalen vorhan-
den waren, reichte ich ihr ſelbigen Tranck, an ſtatt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/159>, abgerufen am 22.11.2024.
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