begierig zu sich, befand sich aber in kurtzen sehr übel drauff, massen sie wie eine Kohle glüete, und ihr, ih- rem sagen nach, der Wein das Hertz abbrennen wolte. Jhr Ehe-Herr machte ihr die grösten Lieb- kosungen, allein sie schien sich wenig darum zu be- kümmern, und fieng unverhofft also zu reden an: Carl Frantz gehet mir aus den Augen, damit ich ruhig sterben kan, die übermäßige Liebe zu euch hat mich angetrieben das 4te Gebot zu übertreten, und meine Eltern biß in den tod zu betrüben, es ist eine gerechte Strafe des Himmels, daß ich, auf dieser elenden Stelle, mit meinen Leben davor büssen muß. GOTT sey meiner und euer Seele gnädig.
Kein Donnerschlag hätte Mons. van Leuven erschrecklicher in die Ohren schmettern können, als diese Centner schweren Worte. Er konte nichts darauff antworten, stund aber in vollkommener Verzweiffelung auf, lief nach dem Meere zu, und hätte sich gantz gewiß exsäufft, wenn ich ihm nicht nach gelauffen, und durch die kräfftigsten Reden die mir GOTTES Geist eingab, damahls sein Leib und Seele gerettet hätte.
So bald er wieder zurück auf die trockene Sand- Banck gebracht war, legte ich ihm nur diese Frage vor: Ob er denn sein Leben, welches ihm GOTT unter so vielen wunderbarer Weise erhalten, nun- mehro aus Ubereilung dem Teufel, samt seiner Seele hingeben wolte? Hierzu setzte ich noch, daß Concordia wegen übermäßiger Hitze nicht alle Worte so geschickt, wie sonsten, vorbringen könte, auch vielleicht in wenig Stunden gantz anders re-
den
begierig zu ſich, befand ſich aber in kurtzen ſehr uͤbel drauff, maſſen ſie wie eine Kohle gluͤete, und ihr, ih- rem ſagen nach, der Wein das Hertz abbrennen wolte. Jhr Ehe-Herr machte ihr die groͤſten Lieb- koſungen, allein ſie ſchien ſich wenig darum zu be- kuͤmmern, und fieng unverhofft alſo zu reden an: Carl Frantz gehet mir aus den Augen, damit ich ruhig ſterben kan, die uͤbermaͤßige Liebe zu euch hat mich angetrieben das 4te Gebot zu uͤbertreten, und meine Eltern biß in den tod zu betruͤben, es iſt eine gerechte Strafe des Himmels, daß ich, auf dieſer elenden Stelle, mit meinen Leben davor buͤſſen muß. GOTT ſey meiner und euer Seele gnaͤdig.
Kein Donnerſchlag haͤtte Monſ. van Leuven erſchrecklicher in die Ohren ſchmettern koͤnnen, als dieſe Centner ſchweren Worte. Er konte nichts darauff antworten, ſtund aber in vollkommener Verzweiffelung auf, lief nach dem Meere zu, und haͤtte ſich gantz gewiß exſaͤufft, wenn ich ihm nicht nach gelauffen, und durch die kraͤfftigſten Reden die mir GOTTES Geiſt eingab, damahls ſein Leib und Seele gerettet haͤtte.
So bald er wieder zuruͤck auf die trockene Sand- Banck gebracht war, legte ich ihm nur dieſe Frage vor: Ob er denn ſein Leben, welches ihm GOTT unter ſo vielen wunderbarer Weiſe erhalten, nun- mehro aus Ubereilung dem Teufel, ſamt ſeiner Seele hingeben wolte? Hierzu ſetzte ich noch, daß Concordia wegen uͤbermaͤßiger Hitze nicht alle Worte ſo geſchickt, wie ſonſten, vorbringen koͤnte, auch vielleicht in wenig Stunden gantz anders re-
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begierig zu ſich, befand ſich aber in kurtzen ſehr uͤbel
drauff, maſſen ſie wie eine Kohle gluͤete, und ihr, ih-
rem ſagen nach, der Wein das Hertz abbrennen
wolte. Jhr Ehe-Herr machte ihr die groͤſten Lieb-
koſungen, allein ſie ſchien ſich wenig darum zu be-
kuͤmmern, und fieng unverhofft alſo zu reden an:
Carl Frantz gehet mir aus den Augen, damit ich
ruhig ſterben kan, die uͤbermaͤßige Liebe zu euch hat
mich angetrieben das 4te Gebot zu uͤbertreten, und
meine Eltern biß in den tod zu betruͤben, es iſt eine
gerechte Strafe des Himmels, daß ich, auf dieſer
elenden Stelle, mit meinen Leben davor buͤſſen
muß. GOTT ſey meiner und euer Seele
gnaͤdig.
Kein Donnerſchlag haͤtte Monſ. van Leuven
erſchrecklicher in die Ohren ſchmettern koͤnnen, als
dieſe Centner ſchweren Worte. Er konte nichts
darauff antworten, ſtund aber in vollkommener
Verzweiffelung auf, lief nach dem Meere zu, und
haͤtte ſich gantz gewiß exſaͤufft, wenn ich ihm nicht
nach gelauffen, und durch die kraͤfftigſten Reden die
mir GOTTES Geiſt eingab, damahls ſein Leib
und Seele gerettet haͤtte.
So bald er wieder zuruͤck auf die trockene Sand-
Banck gebracht war, legte ich ihm nur dieſe Frage
vor: Ob er denn ſein Leben, welches ihm GOTT
unter ſo vielen wunderbarer Weiſe erhalten, nun-
mehro aus Ubereilung dem Teufel, ſamt ſeiner
Seele hingeben wolte? Hierzu ſetzte ich noch, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/157>, abgerufen am 23.11.2024.
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