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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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tzieren giengen, und den herabschiessenden Wasser-
Fluß betrachteten, welches gewiß in dieser hellen
Nacht ein besonderes Vergnügen erweckte. Wir
hatten uns aber kaum eine halbe Stunde hieran er-
götzt, als unsere zurück gelassenen Leute, nebst dreyen
Frembden, die grosse Fackeln in den Händen tru-
gen, zu uns kamen.

Ermeldte Frembde hatten bey den Unserigen,
nach dem Capitain Wolffgang gefragt/ und wa-
ren nicht allein dessen Anwesenheit berichtet, sondern
auch aus Neugierigkeit biß zu uns begleitet worden.
So bald die Frembden den Capitain erblickten,
warffen sie sogleich ihre Fackeln zur Erden, und lief-
fen hinzu, selbigen alle drey auf einmal zu umarmen.

Der Capitain, so die 3. Angekommenen sehr wohl
kennete, umarmete und küssete einen nach dem an-
dern, worauf er nach kurtz gefasseten Grusse sogleich
fragte: Ob der Altvater annoch gesund lebte? Sie
beantworteten dieses mit Ja, und baten, er möchte
doch alsofort nebst uns allen zu ihm hinauf steigen.
Allein der Capitain versetzte: Meine liebsten Freun-
de! Jch will die bey mir habenden Leute nicht zur
Nachts-Zeit in diesen Lust-Garten der Welt füh-
ren, sondern erwarten, biß Morgen, so GOtt will,
die Sonne zu unsern frohen Einzuge leuchtet, und
uns denselben in seiner natürlichen Schönheit zeiget.
Erlaubet uns solches, fuhr er fort, und empfanget zu-
förderst diesen euren Bluts-Freund Eberhard Ju-
lium,
welchen ich aus Teutschland mit anhero ge-
führet habe.

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als sie

vor
G

tzieren giengen, und den herabſchieſſenden Waſſer-
Fluß betrachteten, welches gewiß in dieſer hellen
Nacht ein beſonderes Vergnuͤgen erweckte. Wir
hatten uns aber kaum eine halbe Stunde hieran er-
goͤtzt, als unſere zuruͤck gelaſſenen Leute, nebſt dreyen
Frembden, die groſſe Fackeln in den Haͤnden tru-
gen, zu uns kamen.

Ermeldte Frembde hatten bey den Unſerigen,
nach dem Capitain Wolffgang gefragt/ und wa-
ren nicht allein deſſen Anweſenheit berichtet, ſondern
auch aus Neugierigkeit biß zu uns begleitet worden.
So bald die Frembden den Capitain erblickten,
warffen ſie ſogleich ihre Fackeln zur Erden, und lief-
fen hinzu, ſelbigen alle drey auf einmal zu umarmen.

Der Capitain, ſo die 3. Angekommenen ſehr wohl
kennete, umarmete und kuͤſſete einen nach dem an-
dern, worauf er nach kurtz gefaſſeten Gruſſe ſogleich
fragte: Ob der Altvater annoch geſund lebte? Sie
beantworteten dieſes mit Ja, und baten, er moͤchte
doch alſofort nebſt uns allen zu ihm hinauf ſteigen.
Allein der Capitain verſetzte: Meine liebſten Freun-
de! Jch will die bey mir habenden Leute nicht zur
Nachts-Zeit in dieſen Luſt-Garten der Welt fuͤh-
ren, ſondern erwarten, biß Morgen, ſo GOtt will,
die Sonne zu unſern frohen Einzuge leuchtet, und
uns denſelben in ſeiner natuͤrlichen Schoͤnheit zeiget.
Erlaubet uns ſolches, fuhr er fort, und empfanget zu-
foͤrderſt dieſen euren Bluts-Freund Eberhard Ju-
lium,
welchen ich aus Teutſchland mit anhero ge-
fuͤhret habe.

Kaum hatte er dieſe Worte geſprochen, als ſie

vor
G
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[97/0109] tzieren giengen, und den herabſchieſſenden Waſſer- Fluß betrachteten, welches gewiß in dieſer hellen Nacht ein beſonderes Vergnuͤgen erweckte. Wir hatten uns aber kaum eine halbe Stunde hieran er- goͤtzt, als unſere zuruͤck gelaſſenen Leute, nebſt dreyen Frembden, die groſſe Fackeln in den Haͤnden tru- gen, zu uns kamen. Ermeldte Frembde hatten bey den Unſerigen, nach dem Capitain Wolffgang gefragt/ und wa- ren nicht allein deſſen Anweſenheit berichtet, ſondern auch aus Neugierigkeit biß zu uns begleitet worden. So bald die Frembden den Capitain erblickten, warffen ſie ſogleich ihre Fackeln zur Erden, und lief- fen hinzu, ſelbigen alle drey auf einmal zu umarmen. Der Capitain, ſo die 3. Angekommenen ſehr wohl kennete, umarmete und kuͤſſete einen nach dem an- dern, worauf er nach kurtz gefaſſeten Gruſſe ſogleich fragte: Ob der Altvater annoch geſund lebte? Sie beantworteten dieſes mit Ja, und baten, er moͤchte doch alſofort nebſt uns allen zu ihm hinauf ſteigen. Allein der Capitain verſetzte: Meine liebſten Freun- de! Jch will die bey mir habenden Leute nicht zur Nachts-Zeit in dieſen Luſt-Garten der Welt fuͤh- ren, ſondern erwarten, biß Morgen, ſo GOtt will, die Sonne zu unſern frohen Einzuge leuchtet, und uns denſelben in ſeiner natuͤrlichen Schoͤnheit zeiget. Erlaubet uns ſolches, fuhr er fort, und empfanget zu- foͤrderſt dieſen euren Bluts-Freund Eberhard Ju- lium, welchen ich aus Teutſchland mit anhero ge- fuͤhret habe. Kaum hatte er dieſe Worte geſprochen, als ſie vor G

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/109>, abgerufen am 05.05.2024.