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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Kleinmetallgewerbe.
Drahtstiftfabriken zum Trotze noch müde, unter deren
Konkurrenz sie verkümmern, und denken nicht daran,
ihrer Arbeit eine andere Richtung zu geben, ihren spär-
lichen Gewinn durch ein gesuchteres Fabrikat zu ersetzen.
In ähnlicher, theilweise auch noch in besserer Lage sind
eine Menge von Metall und Holz verarbeitenden Haus-
industrien Mitteldeutschlands, in Sachsen, in Thürin-
gen, im nördlichen Baiern bis nach Nassau und der
Rheinpfalz. Die kleinen Nadler in Pappenheim, die
"Heimarbeiter" der Nähnadel- und ähnlicher Fabriken
in Schwabach, die erzgebirgischen Blecharbeiter, die
fichtelgebirgischen Tafelmacher und Schieferarbeiter, die
Sonneberger Holzschnitzer und Spielwaarenverfertiger,
die Krugmacher des Westerwaldes, die pfälzer Bürsten-
binder, alle diese Hausindustrien haben zu kämpfen mit
dem beginnenden Fabriksystem und halten sich vorerst
durch die staunenswerthe Bedürfnißlosigkeit und Genüg-
samkeit der Arbeiter. Manche sind in jammervoller
Noth und drückender Abhängigkeit von den Kaufleuten
und Faktoren, welche ihnen die Rohstoffe liefern. Wo
durch technische Schulen und andere Mittel die Bildung
und Leistungsfähigkeit sich gehoben hat, da ist die Lage
besser, wie z. B. die der Spielwaarenverfertigung in
Sonneberg, die noch kaum Fabrikkonkurrenz hat. Aehnlich
ging es ja auch mit der großen Schwarzwälder Uhren-
industrie, deren Krisis schon in den Anfang der vierziger
Jahre fällt. Die Furtwanger Uhrmacherschule, eine Reihe
tüchtiger Werkzeugmacher genügten, die kleinen Leute so
zu heben, daß sie jetzt wieder mit jeder Großindustrie
der Welt konkurriren.

Schmoller, Gesch. d. Kleingewerbe. 42

Die Kleinmetallgewerbe.
Drahtſtiftfabriken zum Trotze noch müde, unter deren
Konkurrenz ſie verkümmern, und denken nicht daran,
ihrer Arbeit eine andere Richtung zu geben, ihren ſpär-
lichen Gewinn durch ein geſuchteres Fabrikat zu erſetzen.
In ähnlicher, theilweiſe auch noch in beſſerer Lage ſind
eine Menge von Metall und Holz verarbeitenden Haus-
induſtrien Mitteldeutſchlands, in Sachſen, in Thürin-
gen, im nördlichen Baiern bis nach Naſſau und der
Rheinpfalz. Die kleinen Nadler in Pappenheim, die
„Heimarbeiter“ der Nähnadel- und ähnlicher Fabriken
in Schwabach, die erzgebirgiſchen Blecharbeiter, die
fichtelgebirgiſchen Tafelmacher und Schieferarbeiter, die
Sonneberger Holzſchnitzer und Spielwaarenverfertiger,
die Krugmacher des Weſterwaldes, die pfälzer Bürſten-
binder, alle dieſe Hausinduſtrien haben zu kämpfen mit
dem beginnenden Fabrikſyſtem und halten ſich vorerſt
durch die ſtaunenswerthe Bedürfnißloſigkeit und Genüg-
ſamkeit der Arbeiter. Manche ſind in jammervoller
Noth und drückender Abhängigkeit von den Kaufleuten
und Faktoren, welche ihnen die Rohſtoffe liefern. Wo
durch techniſche Schulen und andere Mittel die Bildung
und Leiſtungsfähigkeit ſich gehoben hat, da iſt die Lage
beſſer, wie z. B. die der Spielwaarenverfertigung in
Sonneberg, die noch kaum Fabrikkonkurrenz hat. Aehnlich
ging es ja auch mit der großen Schwarzwälder Uhren-
induſtrie, deren Kriſis ſchon in den Anfang der vierziger
Jahre fällt. Die Furtwanger Uhrmacherſchule, eine Reihe
tüchtiger Werkzeugmacher genügten, die kleinen Leute ſo
zu heben, daß ſie jetzt wieder mit jeder Großinduſtrie
der Welt konkurriren.

Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 42
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[657/0679] Die Kleinmetallgewerbe. Drahtſtiftfabriken zum Trotze noch müde, unter deren Konkurrenz ſie verkümmern, und denken nicht daran, ihrer Arbeit eine andere Richtung zu geben, ihren ſpär- lichen Gewinn durch ein geſuchteres Fabrikat zu erſetzen. In ähnlicher, theilweiſe auch noch in beſſerer Lage ſind eine Menge von Metall und Holz verarbeitenden Haus- induſtrien Mitteldeutſchlands, in Sachſen, in Thürin- gen, im nördlichen Baiern bis nach Naſſau und der Rheinpfalz. Die kleinen Nadler in Pappenheim, die „Heimarbeiter“ der Nähnadel- und ähnlicher Fabriken in Schwabach, die erzgebirgiſchen Blecharbeiter, die fichtelgebirgiſchen Tafelmacher und Schieferarbeiter, die Sonneberger Holzſchnitzer und Spielwaarenverfertiger, die Krugmacher des Weſterwaldes, die pfälzer Bürſten- binder, alle dieſe Hausinduſtrien haben zu kämpfen mit dem beginnenden Fabrikſyſtem und halten ſich vorerſt durch die ſtaunenswerthe Bedürfnißloſigkeit und Genüg- ſamkeit der Arbeiter. Manche ſind in jammervoller Noth und drückender Abhängigkeit von den Kaufleuten und Faktoren, welche ihnen die Rohſtoffe liefern. Wo durch techniſche Schulen und andere Mittel die Bildung und Leiſtungsfähigkeit ſich gehoben hat, da iſt die Lage beſſer, wie z. B. die der Spielwaarenverfertigung in Sonneberg, die noch kaum Fabrikkonkurrenz hat. Aehnlich ging es ja auch mit der großen Schwarzwälder Uhren- induſtrie, deren Kriſis ſchon in den Anfang der vierziger Jahre fällt. Die Furtwanger Uhrmacherſchule, eine Reihe tüchtiger Werkzeugmacher genügten, die kleinen Leute ſo zu heben, daß ſie jetzt wieder mit jeder Großinduſtrie der Welt konkurriren. Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 42

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/679>, abgerufen am 23.11.2024.