Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. noch weiter zurückgreifenden Genossenschaften, welche dieeinen fabrikmäßigen Betrieb erfordernden Arbeiten bei der Tuchweberei, als Walke, Färberei, Spinnen der erforderlichen Garne und die Appretur auf gemeinschaft- liche Rechnung betreiben, und auf diese Weise den klei- nern Tuchmachermeistern Selbständigkeit und Konkurrenz- fähigkeit verleihen. Derartige Assoziationen finden wir in Leisnig, wo neben der Innungswalke eine Assoziation von 9 Genossen zur Appretur und eine solche zur Woll- spinnerei mit 3 Assortimenten besteht. Ebenso hat die Tuchmacherinnung zu Großenhain eine Wollspinnerei von 3 Assortimenten, womit sie den Bedarf von 15 für sich arbeitenden Genossen spinnt und mit 13 direkt betheilig- ten Genossen eine Appretur, welche mit 2 Rauhma- schinen und den nöthigen Scheerzylindern das Bedürfniß der Betreffenden an Appretur auf ihre Erzeugnisse deckt. In gleicher Weise hat Roßwein mehrere derartige Assoziationen zur Spinnerei mit zusammen 10 Assorti- menten und Dobeln eine Innungswalke." Im Leipziger Berichte für 1865 -- 66 1 wird betont, daß die mecha- nische Weberei immer mehr Terrain gewinne, daß aber auch bereits eine Genossenschaft in Großenhain eine An- zahl mechanischer Stühle in einem dazu errichteten Saale des der Tuchmacherinnung gehörigen neuen Hauses auf- gestellt habe. Wo der mechanische Stuhl absolut noth- wendig wird, da läßt sich auch die in England schon ab und zu vorkommende Einrichtung treffen, daß von einer gemeinsam betriebenen Dampfmaschine die Kraft 1 Handelskammerbericht S. 104.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. noch weiter zurückgreifenden Genoſſenſchaften, welche dieeinen fabrikmäßigen Betrieb erfordernden Arbeiten bei der Tuchweberei, als Walke, Färberei, Spinnen der erforderlichen Garne und die Appretur auf gemeinſchaft- liche Rechnung betreiben, und auf dieſe Weiſe den klei- nern Tuchmachermeiſtern Selbſtändigkeit und Konkurrenz- fähigkeit verleihen. Derartige Aſſoziationen finden wir in Leisnig, wo neben der Innungswalke eine Aſſoziation von 9 Genoſſen zur Appretur und eine ſolche zur Woll- ſpinnerei mit 3 Aſſortimenten beſteht. Ebenſo hat die Tuchmacherinnung zu Großenhain eine Wollſpinnerei von 3 Aſſortimenten, womit ſie den Bedarf von 15 für ſich arbeitenden Genoſſen ſpinnt und mit 13 direkt betheilig- ten Genoſſen eine Appretur, welche mit 2 Rauhma- ſchinen und den nöthigen Scheerzylindern das Bedürfniß der Betreffenden an Appretur auf ihre Erzeugniſſe deckt. In gleicher Weiſe hat Roßwein mehrere derartige Aſſoziationen zur Spinnerei mit zuſammen 10 Aſſorti- menten und Dobeln eine Innungswalke.“ Im Leipziger Berichte für 1865 — 66 1 wird betont, daß die mecha- niſche Weberei immer mehr Terrain gewinne, daß aber auch bereits eine Genoſſenſchaft in Großenhain eine An- zahl mechaniſcher Stühle in einem dazu errichteten Saale des der Tuchmacherinnung gehörigen neuen Hauſes auf- geſtellt habe. Wo der mechaniſche Stuhl abſolut noth- wendig wird, da läßt ſich auch die in England ſchon ab und zu vorkommende Einrichtung treffen, daß von einer gemeinſam betriebenen Dampfmaſchine die Kraft 1 Handelskammerbericht S. 104.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0608" n="586"/><fw place="top" type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/> noch weiter zurückgreifenden Genoſſenſchaften, welche die<lb/> einen fabrikmäßigen Betrieb erfordernden Arbeiten bei<lb/> der Tuchweberei, als Walke, Färberei, Spinnen der<lb/> erforderlichen Garne und die Appretur auf gemeinſchaft-<lb/> liche Rechnung betreiben, und auf dieſe Weiſe den klei-<lb/> nern Tuchmachermeiſtern Selbſtändigkeit und Konkurrenz-<lb/> fähigkeit verleihen. Derartige Aſſoziationen finden wir<lb/> in Leisnig, wo neben der Innungswalke eine Aſſoziation<lb/> von 9 Genoſſen zur Appretur und eine ſolche zur Woll-<lb/> ſpinnerei mit 3 Aſſortimenten beſteht. Ebenſo hat die<lb/> Tuchmacherinnung zu Großenhain eine Wollſpinnerei von<lb/> 3 Aſſortimenten, womit ſie den Bedarf von 15 für ſich<lb/> arbeitenden Genoſſen ſpinnt und mit 13 direkt betheilig-<lb/> ten Genoſſen eine Appretur, welche mit 2 Rauhma-<lb/> ſchinen und den nöthigen Scheerzylindern das Bedürfniß<lb/> der Betreffenden an Appretur auf ihre Erzeugniſſe deckt.<lb/> In gleicher Weiſe hat Roßwein mehrere derartige<lb/> Aſſoziationen zur Spinnerei mit zuſammen 10 Aſſorti-<lb/> menten und Dobeln eine Innungswalke.“ Im Leipziger<lb/> Berichte für 1865 — 66 <note place="foot" n="1">Handelskammerbericht S. 104.</note> wird betont, daß die mecha-<lb/> niſche Weberei immer mehr Terrain gewinne, daß aber<lb/> auch bereits eine Genoſſenſchaft in Großenhain eine An-<lb/> zahl mechaniſcher Stühle in einem dazu errichteten Saale<lb/> des der Tuchmacherinnung gehörigen neuen Hauſes auf-<lb/> geſtellt habe. Wo der mechaniſche Stuhl abſolut noth-<lb/> wendig wird, da läßt ſich auch die in England ſchon<lb/> ab und zu vorkommende Einrichtung treffen, daß von<lb/> einer gemeinſam betriebenen Dampfmaſchine die Kraft<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [586/0608]
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
noch weiter zurückgreifenden Genoſſenſchaften, welche die
einen fabrikmäßigen Betrieb erfordernden Arbeiten bei
der Tuchweberei, als Walke, Färberei, Spinnen der
erforderlichen Garne und die Appretur auf gemeinſchaft-
liche Rechnung betreiben, und auf dieſe Weiſe den klei-
nern Tuchmachermeiſtern Selbſtändigkeit und Konkurrenz-
fähigkeit verleihen. Derartige Aſſoziationen finden wir
in Leisnig, wo neben der Innungswalke eine Aſſoziation
von 9 Genoſſen zur Appretur und eine ſolche zur Woll-
ſpinnerei mit 3 Aſſortimenten beſteht. Ebenſo hat die
Tuchmacherinnung zu Großenhain eine Wollſpinnerei von
3 Aſſortimenten, womit ſie den Bedarf von 15 für ſich
arbeitenden Genoſſen ſpinnt und mit 13 direkt betheilig-
ten Genoſſen eine Appretur, welche mit 2 Rauhma-
ſchinen und den nöthigen Scheerzylindern das Bedürfniß
der Betreffenden an Appretur auf ihre Erzeugniſſe deckt.
In gleicher Weiſe hat Roßwein mehrere derartige
Aſſoziationen zur Spinnerei mit zuſammen 10 Aſſorti-
menten und Dobeln eine Innungswalke.“ Im Leipziger
Berichte für 1865 — 66 1 wird betont, daß die mecha-
niſche Weberei immer mehr Terrain gewinne, daß aber
auch bereits eine Genoſſenſchaft in Großenhain eine An-
zahl mechaniſcher Stühle in einem dazu errichteten Saale
des der Tuchmacherinnung gehörigen neuen Hauſes auf-
geſtellt habe. Wo der mechaniſche Stuhl abſolut noth-
wendig wird, da läßt ſich auch die in England ſchon
ab und zu vorkommende Einrichtung treffen, daß von
einer gemeinſam betriebenen Dampfmaſchine die Kraft
1 Handelskammerbericht S. 104.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |