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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich
will nur Einiges anführen.

Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll-
weberei wird nur von etwa 5 Meistern für eigene
Rechnung betrieben, alle übrigen Weber sind Lohn-
arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es
werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar-
unter 55 -- 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur
im Bezirke und dessen Nachbarschaft auf Wochen- und
Jahrmärkten vertrieben wird. Besonders die Leine-
weberei wird fast überall als ausschließlich für den
Haus- und Lokalbedarf bestimmt bezeichnet. Auch von
den selbständigen Unternehmern, die um Lohn weben lassen
oder Leinwand kaufen, -- sagt Mährlen -- gehört ein
großer Theil noch den professionsmäßigen Webern selbst an.
Er berechnet, daß von der gesammten württembergischen
Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,1 % auf gemeine
Hausleinwand, 4,4 % auf feinere Handelsleinwand,
0,9 % auf Jacquardgewebe, 16,6 % auf Pack- und
Sackleinewand fallen.

Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß
die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in
Abnahme, die große Produktion und der Handel mit
Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen seien.

Anderwärts hat sich das schon vollzogen, am
meisten in den größern Städten. Als schlagenden Be-
weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen.

Halle ist gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000
Einwohnern, die aber in Allem, was großstädtische Ent-
wickelung betrifft, noch wesentlich zurück ist, mehr noch

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich
will nur Einiges anführen.

Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll-
weberei wird nur von etwa 5 Meiſtern für eigene
Rechnung betrieben, alle übrigen Weber ſind Lohn-
arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es
werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar-
unter 55 — 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur
im Bezirke und deſſen Nachbarſchaft auf Wochen- und
Jahrmärkten vertrieben wird. Beſonders die Leine-
weberei wird faſt überall als ausſchließlich für den
Haus- und Lokalbedarf beſtimmt bezeichnet. Auch von
den ſelbſtändigen Unternehmern, die um Lohn weben laſſen
oder Leinwand kaufen, — ſagt Mährlen — gehört ein
großer Theil noch den profeſſionsmäßigen Webern ſelbſt an.
Er berechnet, daß von der geſammten württembergiſchen
Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,1 % auf gemeine
Hausleinwand, 4,4 % auf feinere Handelsleinwand,
0,9 % auf Jacquardgewebe, 16,6 % auf Pack- und
Sackleinewand fallen.

Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß
die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in
Abnahme, die große Produktion und der Handel mit
Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen ſeien.

Anderwärts hat ſich das ſchon vollzogen, am
meiſten in den größern Städten. Als ſchlagenden Be-
weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen.

Halle iſt gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000
Einwohnern, die aber in Allem, was großſtädtiſche Ent-
wickelung betrifft, noch weſentlich zurück iſt, mehr noch

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[528/0550] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich will nur Einiges anführen. Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll- weberei wird nur von etwa 5 Meiſtern für eigene Rechnung betrieben, alle übrigen Weber ſind Lohn- arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar- unter 55 — 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur im Bezirke und deſſen Nachbarſchaft auf Wochen- und Jahrmärkten vertrieben wird. Beſonders die Leine- weberei wird faſt überall als ausſchließlich für den Haus- und Lokalbedarf beſtimmt bezeichnet. Auch von den ſelbſtändigen Unternehmern, die um Lohn weben laſſen oder Leinwand kaufen, — ſagt Mährlen — gehört ein großer Theil noch den profeſſionsmäßigen Webern ſelbſt an. Er berechnet, daß von der geſammten württembergiſchen Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,1 % auf gemeine Hausleinwand, 4,4 % auf feinere Handelsleinwand, 0,9 % auf Jacquardgewebe, 16,6 % auf Pack- und Sackleinewand fallen. Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in Abnahme, die große Produktion und der Handel mit Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen ſeien. Anderwärts hat ſich das ſchon vollzogen, am meiſten in den größern Städten. Als ſchlagenden Be- weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen. Halle iſt gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000 Einwohnern, die aber in Allem, was großſtädtiſche Ent- wickelung betrifft, noch weſentlich zurück iſt, mehr noch

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/550>, abgerufen am 22.11.2024.