werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich will nur Einiges anführen.
Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll- weberei wird nur von etwa 5 Meistern für eigene Rechnung betrieben, alle übrigen Weber sind Lohn- arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar- unter 55 -- 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur im Bezirke und dessen Nachbarschaft auf Wochen- und Jahrmärkten vertrieben wird. Besonders die Leine- weberei wird fast überall als ausschließlich für den Haus- und Lokalbedarf bestimmt bezeichnet. Auch von den selbständigen Unternehmern, die um Lohn weben lassen oder Leinwand kaufen, -- sagt Mährlen -- gehört ein großer Theil noch den professionsmäßigen Webern selbst an. Er berechnet, daß von der gesammten württembergischen Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,1 % auf gemeine Hausleinwand, 4,4 % auf feinere Handelsleinwand, 0,9 % auf Jacquardgewebe, 16,6 % auf Pack- und Sackleinewand fallen.
Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in Abnahme, die große Produktion und der Handel mit Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen seien.
Anderwärts hat sich das schon vollzogen, am meisten in den größern Städten. Als schlagenden Be- weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen.
Halle ist gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000 Einwohnern, die aber in Allem, was großstädtische Ent- wickelung betrifft, noch wesentlich zurück ist, mehr noch
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich will nur Einiges anführen.
Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll- weberei wird nur von etwa 5 Meiſtern für eigene Rechnung betrieben, alle übrigen Weber ſind Lohn- arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar- unter 55 — 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur im Bezirke und deſſen Nachbarſchaft auf Wochen- und Jahrmärkten vertrieben wird. Beſonders die Leine- weberei wird faſt überall als ausſchließlich für den Haus- und Lokalbedarf beſtimmt bezeichnet. Auch von den ſelbſtändigen Unternehmern, die um Lohn weben laſſen oder Leinwand kaufen, — ſagt Mährlen — gehört ein großer Theil noch den profeſſionsmäßigen Webern ſelbſt an. Er berechnet, daß von der geſammten württembergiſchen Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,1 % auf gemeine Hausleinwand, 4,4 % auf feinere Handelsleinwand, 0,9 % auf Jacquardgewebe, 16,6 % auf Pack- und Sackleinewand fallen.
Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in Abnahme, die große Produktion und der Handel mit Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen ſeien.
Anderwärts hat ſich das ſchon vollzogen, am meiſten in den größern Städten. Als ſchlagenden Be- weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen.
Halle iſt gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000 Einwohnern, die aber in Allem, was großſtädtiſche Ent- wickelung betrifft, noch weſentlich zurück iſt, mehr noch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0550"n="528"/><fwplace="top"type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/>
werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich<lb/>
will nur Einiges anführen.</p><lb/><p>Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll-<lb/>
weberei wird nur von etwa 5 Meiſtern für eigene<lb/>
Rechnung betrieben, alle übrigen Weber ſind Lohn-<lb/>
arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es<lb/>
werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar-<lb/>
unter 55 — 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur<lb/>
im Bezirke und deſſen Nachbarſchaft auf Wochen- und<lb/>
Jahrmärkten vertrieben wird. Beſonders die Leine-<lb/>
weberei wird faſt überall als ausſchließlich für den<lb/>
Haus- und Lokalbedarf beſtimmt bezeichnet. Auch von<lb/>
den ſelbſtändigen Unternehmern, die um Lohn weben laſſen<lb/>
oder Leinwand kaufen, —ſagt Mährlen — gehört ein<lb/>
großer Theil noch den profeſſionsmäßigen Webern ſelbſt an.<lb/>
Er berechnet, daß von der geſammten württembergiſchen<lb/>
Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,<hirendition="#sub">1</hi> % auf gemeine<lb/>
Hausleinwand, 4,<hirendition="#sub">4</hi> % auf feinere Handelsleinwand,<lb/>
0,<hirendition="#sub">9</hi> % auf Jacquardgewebe, 16,<hirendition="#sub">6</hi> % auf Pack- und<lb/>
Sackleinewand fallen.</p><lb/><p>Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß<lb/>
die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in<lb/>
Abnahme, die große Produktion und der Handel mit<lb/>
Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen ſeien.</p><lb/><p>Anderwärts hat ſich das ſchon vollzogen, am<lb/>
meiſten in den größern Städten. Als ſchlagenden Be-<lb/>
weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen.</p><lb/><p>Halle iſt gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000<lb/>
Einwohnern, die aber in Allem, was großſtädtiſche Ent-<lb/>
wickelung betrifft, noch weſentlich zurück iſt, mehr noch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[528/0550]
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
werksmäßige Lokalproduktion ziemlich bedeutend war. Ich
will nur Einiges anführen.
Von Kalw heißt es: Die Lein- und Baumwoll-
weberei wird nur von etwa 5 Meiſtern für eigene
Rechnung betrieben, alle übrigen Weber ſind Lohn-
arbeiter, welche für Kunden weben. Von Gmünd: es
werden jährlich 277750 Ellen Leinwand erzeugt, dar-
unter 55 — 60000 Ellen Handelswaare, die jedoch nur
im Bezirke und deſſen Nachbarſchaft auf Wochen- und
Jahrmärkten vertrieben wird. Beſonders die Leine-
weberei wird faſt überall als ausſchließlich für den
Haus- und Lokalbedarf beſtimmt bezeichnet. Auch von
den ſelbſtändigen Unternehmern, die um Lohn weben laſſen
oder Leinwand kaufen, — ſagt Mährlen — gehört ein
großer Theil noch den profeſſionsmäßigen Webern ſelbſt an.
Er berechnet, daß von der geſammten württembergiſchen
Linnenproduktion der Ellenzahl nach 78,1 % auf gemeine
Hausleinwand, 4,4 % auf feinere Handelsleinwand,
0,9 % auf Jacquardgewebe, 16,6 % auf Pack- und
Sackleinewand fallen.
Allerdings hebt Mährlen daneben hervor, daß
die lokale handwerksmäßige Produktion allerwärts in
Abnahme, die große Produktion und der Handel mit
Fabrikwaaren aber im Zunehmen begriffen ſeien.
Anderwärts hat ſich das ſchon vollzogen, am
meiſten in den größern Städten. Als ſchlagenden Be-
weis dafür möchte ich nur noch einige Zahlen anführen.
Halle iſt gegenwärtig eine Stadt von etwa 50000
Einwohnern, die aber in Allem, was großſtädtiſche Ent-
wickelung betrifft, noch weſentlich zurück iſt, mehr noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/550>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.