Filzung der Zeuge genauer zu überwachen; es kamen ferner die Wäsch-, Rauh-, Borst- und Scheermaschinen, die Transversal-, Longitudinal- und Diagonalzylinder- scheermaschinen, die Dampflüstrirapparate, die hydrau- lischen Pressen. Alles zugleich theure Maschinen, welche dem kleinen Manne nicht erreichbar sind.
Wir sprachen schon in anderem Zusammenhang von dem Rückgang der baierischen Tuchmacherei.1 Von Württemberg will ich noch erwähnen, daß 1840--47 jeder 6 te Tuchmacher bankerott machte.2 Und doch sagt Mährlen: die meisten Fallimente unter den kleinen Tuchmachern fallen in die Jahre 1847 bis 1853. Der Rückgang in Preußen ist ersichtlich aus der früher schon angeführten Tabelle der Streichgarnspinnereien und aus der Thatsache, daß von 1840 an die Wollwebstühle in den Regierungsbezirken mit großer Industrie, wie Aachen, Düsseldorf, Erfurt, Liegnitz und Frankfurt außerordentlich zunehmen, während die Stühle in den Regierungsbezirken mit kleiner lokaler Produktion, beson- ders in den östlichen, meist bedeutend abnehmen.3 Außerdem zeigt sich der Verfall der kleinen Tuchmacher noch recht klar in dem Rückgang der Hülfsgewerbe. Man zählte in Preußen:
1 Vergl. oben S. 128--29.
2 Württ. Jahrb. 1862. Heft 2. S. 190.
3 Die Kreisbeschreibung von Ratibor schreibt: in Hultschin gibt es dem Namen nach viele Tuchmacher, von denen aber mangels Bestellungen nur wenige das Gewerbe betreiben. Jahr- buch für die amtl. Statistik II, 274.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Filzung der Zeuge genauer zu überwachen; es kamen ferner die Wäſch-, Rauh-, Borſt- und Scheermaſchinen, die Transverſal-, Longitudinal- und Diagonalzylinder- ſcheermaſchinen, die Dampflüſtrirapparate, die hydrau- liſchen Preſſen. Alles zugleich theure Maſchinen, welche dem kleinen Manne nicht erreichbar ſind.
Wir ſprachen ſchon in anderem Zuſammenhang von dem Rückgang der baieriſchen Tuchmacherei.1 Von Württemberg will ich noch erwähnen, daß 1840—47 jeder 6 te Tuchmacher bankerott machte.2 Und doch ſagt Mährlen: die meiſten Fallimente unter den kleinen Tuchmachern fallen in die Jahre 1847 bis 1853. Der Rückgang in Preußen iſt erſichtlich aus der früher ſchon angeführten Tabelle der Streichgarnſpinnereien und aus der Thatſache, daß von 1840 an die Wollwebſtühle in den Regierungsbezirken mit großer Induſtrie, wie Aachen, Düſſeldorf, Erfurt, Liegnitz und Frankfurt außerordentlich zunehmen, während die Stühle in den Regierungsbezirken mit kleiner lokaler Produktion, beſon- ders in den öſtlichen, meiſt bedeutend abnehmen.3 Außerdem zeigt ſich der Verfall der kleinen Tuchmacher noch recht klar in dem Rückgang der Hülfsgewerbe. Man zählte in Preußen:
1 Vergl. oben S. 128—29.
2 Württ. Jahrb. 1862. Heft 2. S. 190.
3 Die Kreisbeſchreibung von Ratibor ſchreibt: in Hultſchin gibt es dem Namen nach viele Tuchmacher, von denen aber mangels Beſtellungen nur wenige das Gewerbe betreiben. Jahr- buch für die amtl. Statiſtik II, 274.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0546"n="524"/><fwplace="top"type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/>
Filzung der Zeuge genauer zu überwachen; es kamen<lb/>
ferner die Wäſch-, Rauh-, Borſt- und Scheermaſchinen,<lb/>
die Transverſal-, Longitudinal- und Diagonalzylinder-<lb/>ſcheermaſchinen, die Dampflüſtrirapparate, die hydrau-<lb/>
liſchen Preſſen. Alles zugleich theure Maſchinen, welche<lb/>
dem kleinen Manne nicht erreichbar ſind.</p><lb/><p>Wir ſprachen ſchon in anderem Zuſammenhang<lb/>
von dem Rückgang der baieriſchen Tuchmacherei.<noteplace="foot"n="1">Vergl. oben S. 128—29.</note> Von<lb/>
Württemberg will ich noch erwähnen, daß 1840—47<lb/>
jeder 6 te Tuchmacher bankerott machte.<noteplace="foot"n="2">Württ. Jahrb. 1862. Heft 2. S. 190.</note> Und doch<lb/>ſagt Mährlen: die meiſten Fallimente unter den kleinen<lb/>
Tuchmachern fallen in die Jahre 1847 bis 1853. Der<lb/>
Rückgang in Preußen iſt erſichtlich aus der früher ſchon<lb/>
angeführten Tabelle der Streichgarnſpinnereien und aus<lb/>
der Thatſache, daß von 1840 an die Wollwebſtühle in<lb/>
den Regierungsbezirken mit großer Induſtrie, wie<lb/>
Aachen, Düſſeldorf, Erfurt, Liegnitz und Frankfurt<lb/>
außerordentlich zunehmen, während die Stühle in den<lb/>
Regierungsbezirken mit kleiner lokaler Produktion, beſon-<lb/>
ders in den öſtlichen, meiſt bedeutend abnehmen.<noteplace="foot"n="3">Die Kreisbeſchreibung von Ratibor ſchreibt: in Hultſchin<lb/>
gibt es dem Namen nach viele Tuchmacher, von denen aber<lb/>
mangels Beſtellungen nur wenige das Gewerbe betreiben. Jahr-<lb/>
buch für die amtl. Statiſtik <hirendition="#aq">II,</hi> 274.</note><lb/>
Außerdem zeigt ſich der Verfall der kleinen Tuchmacher<lb/>
noch recht klar in dem Rückgang der Hülfsgewerbe.<lb/>
Man zählte in Preußen:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[524/0546]
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Filzung der Zeuge genauer zu überwachen; es kamen
ferner die Wäſch-, Rauh-, Borſt- und Scheermaſchinen,
die Transverſal-, Longitudinal- und Diagonalzylinder-
ſcheermaſchinen, die Dampflüſtrirapparate, die hydrau-
liſchen Preſſen. Alles zugleich theure Maſchinen, welche
dem kleinen Manne nicht erreichbar ſind.
Wir ſprachen ſchon in anderem Zuſammenhang
von dem Rückgang der baieriſchen Tuchmacherei. 1 Von
Württemberg will ich noch erwähnen, daß 1840—47
jeder 6 te Tuchmacher bankerott machte. 2 Und doch
ſagt Mährlen: die meiſten Fallimente unter den kleinen
Tuchmachern fallen in die Jahre 1847 bis 1853. Der
Rückgang in Preußen iſt erſichtlich aus der früher ſchon
angeführten Tabelle der Streichgarnſpinnereien und aus
der Thatſache, daß von 1840 an die Wollwebſtühle in
den Regierungsbezirken mit großer Induſtrie, wie
Aachen, Düſſeldorf, Erfurt, Liegnitz und Frankfurt
außerordentlich zunehmen, während die Stühle in den
Regierungsbezirken mit kleiner lokaler Produktion, beſon-
ders in den öſtlichen, meiſt bedeutend abnehmen. 3
Außerdem zeigt ſich der Verfall der kleinen Tuchmacher
noch recht klar in dem Rückgang der Hülfsgewerbe.
Man zählte in Preußen:
1 Vergl. oben S. 128—29.
2 Württ. Jahrb. 1862. Heft 2. S. 190.
3 Die Kreisbeſchreibung von Ratibor ſchreibt: in Hultſchin
gibt es dem Namen nach viele Tuchmacher, von denen aber
mangels Beſtellungen nur wenige das Gewerbe betreiben. Jahr-
buch für die amtl. Statiſtik II, 274.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/546>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.