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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
"Die mechanische Arbeit ist bereits in alle Zweige dieses
Gewerbes eingedrungen, von der Herstellung des Bind-
fadens und der Taue an, bis zu den Spritzenschläuchen,
Maschinenband, ja selbst bis zur Anfertigung von Fisch-
netzen. Allerdings findet bei vielen Waaren dieser
Gattung keine nennenswerthe internationale Konkurrenz
statt; allein trotzdem ist vorauszusehen, daß das Gewerbe
überall in die drückendste Lage gerathen wird, wo man
es versäumt, rechtzeitig die Handarbeit zu verlassen und
auf den Maschinenbetrieb überzugehen." Schon 1849
zählte die preußische Fabriktabelle 7 Seilerwaarenfabriken
mit 222 Arbeitern, also Geschäfte mit durchschnittlich
31 -- 32 Arbeitern. Besonders wo der Absatz ein großer
ist, in Fabrik- und Seestädten, oder in den Gegenden
eines ausgezeichneten Rohproduktes, einer blühenden
Hanfkultur haben die großen Geschäfte zugenommen.

Immer aber handelt es sich in der Hauptsache
nicht um einen vollständigen Uebergang zu ganz großen
Etablissements, sondern nur zu etwas größern, mit
Maschinen arbeitenden Handwerksgeschäften. Die Ma-
schinen, welche zur Anwendung kommen, sind sehr ver-
schieden; von einer Art der mechanischen Seilerei heißt
es in dem Berichte über sie: die Maschine ist so klein,
daß jeder sie anwenden kann; sie ist im Innern jeder
Wohnung, im kleinsten Raume, wenn man will hinter
dem Ofen aufzustellen. Andere sind allerdings schon
viel komplizirter und theurer.1

1 Vergl. östreich. Ausstellungsbericht von 1867. Bd. II,
S. 570 ff.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
„Die mechaniſche Arbeit iſt bereits in alle Zweige dieſes
Gewerbes eingedrungen, von der Herſtellung des Bind-
fadens und der Taue an, bis zu den Spritzenſchläuchen,
Maſchinenband, ja ſelbſt bis zur Anfertigung von Fiſch-
netzen. Allerdings findet bei vielen Waaren dieſer
Gattung keine nennenswerthe internationale Konkurrenz
ſtatt; allein trotzdem iſt vorauszuſehen, daß das Gewerbe
überall in die drückendſte Lage gerathen wird, wo man
es verſäumt, rechtzeitig die Handarbeit zu verlaſſen und
auf den Maſchinenbetrieb überzugehen.“ Schon 1849
zählte die preußiſche Fabriktabelle 7 Seilerwaarenfabriken
mit 222 Arbeitern, alſo Geſchäfte mit durchſchnittlich
31 — 32 Arbeitern. Beſonders wo der Abſatz ein großer
iſt, in Fabrik- und Seeſtädten, oder in den Gegenden
eines ausgezeichneten Rohproduktes, einer blühenden
Hanfkultur haben die großen Geſchäfte zugenommen.

Immer aber handelt es ſich in der Hauptſache
nicht um einen vollſtändigen Uebergang zu ganz großen
Etabliſſements, ſondern nur zu etwas größern, mit
Maſchinen arbeitenden Handwerksgeſchäften. Die Ma-
ſchinen, welche zur Anwendung kommen, ſind ſehr ver-
ſchieden; von einer Art der mechaniſchen Seilerei heißt
es in dem Berichte über ſie: die Maſchine iſt ſo klein,
daß jeder ſie anwenden kann; ſie iſt im Innern jeder
Wohnung, im kleinſten Raume, wenn man will hinter
dem Ofen aufzuſtellen. Andere ſind allerdings ſchon
viel komplizirter und theurer.1

1 Vergl. öſtreich. Ausſtellungsbericht von 1867. Bd. II,
S. 570 ff.
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[490/0512] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. „Die mechaniſche Arbeit iſt bereits in alle Zweige dieſes Gewerbes eingedrungen, von der Herſtellung des Bind- fadens und der Taue an, bis zu den Spritzenſchläuchen, Maſchinenband, ja ſelbſt bis zur Anfertigung von Fiſch- netzen. Allerdings findet bei vielen Waaren dieſer Gattung keine nennenswerthe internationale Konkurrenz ſtatt; allein trotzdem iſt vorauszuſehen, daß das Gewerbe überall in die drückendſte Lage gerathen wird, wo man es verſäumt, rechtzeitig die Handarbeit zu verlaſſen und auf den Maſchinenbetrieb überzugehen.“ Schon 1849 zählte die preußiſche Fabriktabelle 7 Seilerwaarenfabriken mit 222 Arbeitern, alſo Geſchäfte mit durchſchnittlich 31 — 32 Arbeitern. Beſonders wo der Abſatz ein großer iſt, in Fabrik- und Seeſtädten, oder in den Gegenden eines ausgezeichneten Rohproduktes, einer blühenden Hanfkultur haben die großen Geſchäfte zugenommen. Immer aber handelt es ſich in der Hauptſache nicht um einen vollſtändigen Uebergang zu ganz großen Etabliſſements, ſondern nur zu etwas größern, mit Maſchinen arbeitenden Handwerksgeſchäften. Die Ma- ſchinen, welche zur Anwendung kommen, ſind ſehr ver- ſchieden; von einer Art der mechaniſchen Seilerei heißt es in dem Berichte über ſie: die Maſchine iſt ſo klein, daß jeder ſie anwenden kann; ſie iſt im Innern jeder Wohnung, im kleinſten Raume, wenn man will hinter dem Ofen aufzuſtellen. Andere ſind allerdings ſchon viel komplizirter und theurer. 1 1 Vergl. öſtreich. Ausſtellungsbericht von 1867. Bd. II, S. 570 ff.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/512>, abgerufen am 18.05.2024.