Händen 50--60 Pfund Zug per Tag; weitere Ver- besserungen brachte das Heilmann'sche System, das Nobelsystem, die Morel-Kammmaschine, welche auch gröbere Wolle und ohne viel Abfall kämmen.1 Eine Morel'sche Maschine kostet 8000 Francs und fordert 1/2 Pferdekraft, liefert mit einem Arbeiter in 12 Stun- den 350 Kilo, d. h. 700 Pfund.2
Für Deutschland war der Uebergang von der Hand- kämmerei zur Maschine, wie von der Handspinnerei zur Maschine, nicht von sehr großem Einfluß, da der Um- fang dieser Industrie früher nicht bedeutend war.
Die Raschmacher hatten das sogenannte Rasch, ein ziemlich grobes Gewebe, welches meist zum Futter besserer Kleider verwendet wurde, geliefert. Was an feinern Stoffen derart, besonders für die Frauenkleider der höhern Stände verwendet wurde, kam aus Belgien, Frankreich und England. Aber der Verbrauch auch dieser Stoffe nahm eher noch ab, als zu Anfang dieses Jahrhunderts die feinern, mannigfaltigen Baumwollstoffe sich mehr und mehr verbreiteten.
Die Produktion solcher Stoffe war gegen 1840 beinahe verschwunden. Erst von da brachte die steigende Wohlhabenheit, die Unzufriedenheit mit den vielfach schlechten Baumwollwaaren wieder eine größere Neigung für derartige Gewebe hervor. Es entstanden zunächst eine Anzahl fast durchaus kleiner Spinnereien; aber ihre Bedeutung war nicht groß; 1840 kamen in Preußen
1 Oestr. Ausstellungsbericht von 1867 Bd. IV, S. 65.
2 Daselbst II, 555.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Händen 50—60 Pfund Zug per Tag; weitere Ver- beſſerungen brachte das Heilmann’ſche Syſtem, das Nobelſyſtem, die Morel-Kammmaſchine, welche auch gröbere Wolle und ohne viel Abfall kämmen.1 Eine Morel’ſche Maſchine koſtet 8000 Francs und fordert ½ Pferdekraft, liefert mit einem Arbeiter in 12 Stun- den 350 Kilo, d. h. 700 Pfund.2
Für Deutſchland war der Uebergang von der Hand- kämmerei zur Maſchine, wie von der Handſpinnerei zur Maſchine, nicht von ſehr großem Einfluß, da der Um- fang dieſer Induſtrie früher nicht bedeutend war.
Die Raſchmacher hatten das ſogenannte Raſch, ein ziemlich grobes Gewebe, welches meiſt zum Futter beſſerer Kleider verwendet wurde, geliefert. Was an feinern Stoffen derart, beſonders für die Frauenkleider der höhern Stände verwendet wurde, kam aus Belgien, Frankreich und England. Aber der Verbrauch auch dieſer Stoffe nahm eher noch ab, als zu Anfang dieſes Jahrhunderts die feinern, mannigfaltigen Baumwollſtoffe ſich mehr und mehr verbreiteten.
Die Produktion ſolcher Stoffe war gegen 1840 beinahe verſchwunden. Erſt von da brachte die ſteigende Wohlhabenheit, die Unzufriedenheit mit den vielfach ſchlechten Baumwollwaaren wieder eine größere Neigung für derartige Gewebe hervor. Es entſtanden zunächſt eine Anzahl faſt durchaus kleiner Spinnereien; aber ihre Bedeutung war nicht groß; 1840 kamen in Preußen
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2 Daſelbſt II, 555.
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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Händen 50—60 Pfund Zug per Tag; weitere Ver-
beſſerungen brachte das Heilmann’ſche Syſtem, das
Nobelſyſtem, die Morel-Kammmaſchine, welche auch
gröbere Wolle und ohne viel Abfall kämmen. 1 Eine
Morel’ſche Maſchine koſtet 8000 Francs und fordert
½ Pferdekraft, liefert mit einem Arbeiter in 12 Stun-
den 350 Kilo, d. h. 700 Pfund. 2
Für Deutſchland war der Uebergang von der Hand-
kämmerei zur Maſchine, wie von der Handſpinnerei zur
Maſchine, nicht von ſehr großem Einfluß, da der Um-
fang dieſer Induſtrie früher nicht bedeutend war.
Die Raſchmacher hatten das ſogenannte Raſch,
ein ziemlich grobes Gewebe, welches meiſt zum Futter
beſſerer Kleider verwendet wurde, geliefert. Was an
feinern Stoffen derart, beſonders für die Frauenkleider
der höhern Stände verwendet wurde, kam aus Belgien,
Frankreich und England. Aber der Verbrauch auch
dieſer Stoffe nahm eher noch ab, als zu Anfang dieſes
Jahrhunderts die feinern, mannigfaltigen Baumwollſtoffe
ſich mehr und mehr verbreiteten.
Die Produktion ſolcher Stoffe war gegen 1840
beinahe verſchwunden. Erſt von da brachte die ſteigende
Wohlhabenheit, die Unzufriedenheit mit den vielfach
ſchlechten Baumwollwaaren wieder eine größere Neigung
für derartige Gewebe hervor. Es entſtanden zunächſt
eine Anzahl faſt durchaus kleiner Spinnereien; aber
ihre Bedeutung war nicht groß; 1840 kamen in Preußen
1 Oeſtr. Ausſtellungsbericht von 1867 Bd. IV, S. 65.
2 Daſelbſt II, 555.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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