Was die Technik betrifft, so ist die Ursache der geringern Arbeit die viel geringere Feinheit aller Woll- gespinnste. Das gröbste Baumwollzeug beginnt mit 70 Kettenfäden auf den Zoll, das grobe Tuch beginnt mit 27 Kettenfäden, das mittlere hat 40--50, nur das feinste Tuch steigt bis zu 70.1 Die durchschnittliche Arbeit bei der Baumwollspinnerei ist nach Hoffmann mindestens die 24 fache gegenüber der Wollspinnerei. Der Werth der Wolle wird selbst durch die letzte Verarbeitung zu feinen Geweben durchschnittlich nur verdoppelt, der Werth des Flachses verdreifacht, der Werth der Baumwolle steigt auf das 10, 30 und mehrfache durch die Verarbeitung bis zu bessern Geweben. Die Vortheile der Maschine und des Großbetriebs sind damit selbstverständlich für die Wollindustrie kleinere. Spinnereien als selbständige Ge- schäfte waren und sind auch dadurch für Wolle schwieriger zu etabliren, daß die Wolle pro Zentner 40--100 Thlr. kostet, während die Baumwolle von ähnlichen Preisen zu Anfang des Jahrhunderts bis auf wenige Thaler herab- gesunken ist.
Aus diesen Gründen war auch die Wollspinnerei früherer Zeit, welche das Garn für die wollenen Gewebe, wie zum Stricken und zu Strumpfwaaren mit der Hand
1 J. G. Hoffmann, Uebersicht der Wirkungen der Spinn- maschine a. a. O. S. 127.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
[Tabelle]
Was die Technik betrifft, ſo iſt die Urſache der geringern Arbeit die viel geringere Feinheit aller Woll- geſpinnſte. Das gröbſte Baumwollzeug beginnt mit 70 Kettenfäden auf den Zoll, das grobe Tuch beginnt mit 27 Kettenfäden, das mittlere hat 40—50, nur das feinſte Tuch ſteigt bis zu 70.1 Die durchſchnittliche Arbeit bei der Baumwollſpinnerei iſt nach Hoffmann mindeſtens die 24 fache gegenüber der Wollſpinnerei. Der Werth der Wolle wird ſelbſt durch die letzte Verarbeitung zu feinen Geweben durchſchnittlich nur verdoppelt, der Werth des Flachſes verdreifacht, der Werth der Baumwolle ſteigt auf das 10, 30 und mehrfache durch die Verarbeitung bis zu beſſern Geweben. Die Vortheile der Maſchine und des Großbetriebs ſind damit ſelbſtverſtändlich für die Wollinduſtrie kleinere. Spinnereien als ſelbſtändige Ge- ſchäfte waren und ſind auch dadurch für Wolle ſchwieriger zu etabliren, daß die Wolle pro Zentner 40—100 Thlr. koſtet, während die Baumwolle von ähnlichen Preiſen zu Anfang des Jahrhunderts bis auf wenige Thaler herab- geſunken iſt.
Aus dieſen Gründen war auch die Wollſpinnerei früherer Zeit, welche das Garn für die wollenen Gewebe, wie zum Stricken und zu Strumpfwaaren mit der Hand
1 J. G. Hoffmann, Ueberſicht der Wirkungen der Spinn- maſchine a. a. O. S. 127.
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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Was die Technik betrifft, ſo iſt die Urſache der
geringern Arbeit die viel geringere Feinheit aller Woll-
geſpinnſte. Das gröbſte Baumwollzeug beginnt mit 70
Kettenfäden auf den Zoll, das grobe Tuch beginnt mit
27 Kettenfäden, das mittlere hat 40—50, nur das
feinſte Tuch ſteigt bis zu 70. 1 Die durchſchnittliche Arbeit
bei der Baumwollſpinnerei iſt nach Hoffmann mindeſtens
die 24 fache gegenüber der Wollſpinnerei. Der Werth der
Wolle wird ſelbſt durch die letzte Verarbeitung zu feinen
Geweben durchſchnittlich nur verdoppelt, der Werth des
Flachſes verdreifacht, der Werth der Baumwolle ſteigt
auf das 10, 30 und mehrfache durch die Verarbeitung
bis zu beſſern Geweben. Die Vortheile der Maſchine
und des Großbetriebs ſind damit ſelbſtverſtändlich für die
Wollinduſtrie kleinere. Spinnereien als ſelbſtändige Ge-
ſchäfte waren und ſind auch dadurch für Wolle ſchwieriger
zu etabliren, daß die Wolle pro Zentner 40—100 Thlr.
koſtet, während die Baumwolle von ähnlichen Preiſen zu
Anfang des Jahrhunderts bis auf wenige Thaler herab-
geſunken iſt.
Aus dieſen Gründen war auch die Wollſpinnerei
früherer Zeit, welche das Garn für die wollenen Gewebe,
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1 J. G. Hoffmann, Ueberſicht der Wirkungen der Spinn-
maſchine a. a. O. S. 127.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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