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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Flachsbereitungsanstalten.
Maschinenspinnereien, theilweise traten sie selbständig auf;
zuerst mehr in kleinern Umfang und mehr um Lohn
den Flachs für die Eigenthümer zubereitend, die ihn
dann selbst verspannen oder verkauften; später mehr als
große Fabrikgeschäfte, die nicht um Lohn arbeiten, son-
dern den rohen Flachs einkaufen, den geschwungenen
fertigen Flachs verkaufen. Die Gewerbetabellen für
1861 zählen zum erstenmale solche Anstalten und zwar
in Schlesien solche mit über 30 Arbeitern auf eine An-
stalt, ähnlich große in Posen, im Königreich Sachsen,
in Braunschweig; dagegen sind es in Westfalen und
Süddeutschland mehr handwerksmäßige Geschäfte; denn
die Zahl der Geschäfte steht der Zahl der Arbeiter so
ziemlich gleich. Es handelt sich theilweise um Maschinen,
welche durch einen Pferdegöpel in Betrieb gesetzt werden,
um Maschinen, deren Preis einige hundert Thaler nicht
überschreitet, so daß die kleinen Geschäfte auch wohl
bestehen und prosperiren können.1


1 Oestreich. Ausstellungsbericht Bd. II, S. 520 ist z. B.
eine ausgezeichnete Brech- und Schwingemaschine von Victor Rack
in Erdmannsdorf erwähnt, welche 200 Thlr. kostet.

Die Flachsbereitungsanſtalten.
Maſchinenſpinnereien, theilweiſe traten ſie ſelbſtändig auf;
zuerſt mehr in kleinern Umfang und mehr um Lohn
den Flachs für die Eigenthümer zubereitend, die ihn
dann ſelbſt verſpannen oder verkauften; ſpäter mehr als
große Fabrikgeſchäfte, die nicht um Lohn arbeiten, ſon-
dern den rohen Flachs einkaufen, den geſchwungenen
fertigen Flachs verkaufen. Die Gewerbetabellen für
1861 zählen zum erſtenmale ſolche Anſtalten und zwar
in Schleſien ſolche mit über 30 Arbeitern auf eine An-
ſtalt, ähnlich große in Poſen, im Königreich Sachſen,
in Braunſchweig; dagegen ſind es in Weſtfalen und
Süddeutſchland mehr handwerksmäßige Geſchäfte; denn
die Zahl der Geſchäfte ſteht der Zahl der Arbeiter ſo
ziemlich gleich. Es handelt ſich theilweiſe um Maſchinen,
welche durch einen Pferdegöpel in Betrieb geſetzt werden,
um Maſchinen, deren Preis einige hundert Thaler nicht
überſchreitet, ſo daß die kleinen Geſchäfte auch wohl
beſtehen und proſperiren können.1


1 Oeſtreich. Ausſtellungsbericht Bd. II, S. 520 iſt z. B.
eine ausgezeichnete Brech- und Schwingemaſchine von Victor Rack
in Erdmannsdorf erwähnt, welche 200 Thlr. koſtet.
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[471/0493] Die Flachsbereitungsanſtalten. Maſchinenſpinnereien, theilweiſe traten ſie ſelbſtändig auf; zuerſt mehr in kleinern Umfang und mehr um Lohn den Flachs für die Eigenthümer zubereitend, die ihn dann ſelbſt verſpannen oder verkauften; ſpäter mehr als große Fabrikgeſchäfte, die nicht um Lohn arbeiten, ſon- dern den rohen Flachs einkaufen, den geſchwungenen fertigen Flachs verkaufen. Die Gewerbetabellen für 1861 zählen zum erſtenmale ſolche Anſtalten und zwar in Schleſien ſolche mit über 30 Arbeitern auf eine An- ſtalt, ähnlich große in Poſen, im Königreich Sachſen, in Braunſchweig; dagegen ſind es in Weſtfalen und Süddeutſchland mehr handwerksmäßige Geſchäfte; denn die Zahl der Geſchäfte ſteht der Zahl der Arbeiter ſo ziemlich gleich. Es handelt ſich theilweiſe um Maſchinen, welche durch einen Pferdegöpel in Betrieb geſetzt werden, um Maſchinen, deren Preis einige hundert Thaler nicht überſchreitet, ſo daß die kleinen Geſchäfte auch wohl beſtehen und proſperiren können. 1 1 Oeſtreich. Ausſtellungsbericht Bd. II, S. 520 iſt z. B. eine ausgezeichnete Brech- und Schwingemaſchine von Victor Rack in Erdmannsdorf erwähnt, welche 200 Thlr. koſtet.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/493>, abgerufen am 02.06.2024.