Städten hat der Fleischkonsum der Wohlhabenden, ja des ganzen Mittelstandes unzweifelhaft zugenommen; aber in den untern Klassen muß er abgenommen haben, sonst könnten sich die Gesammtzahlen der Konsumtion nicht gleich bleiben. Theilweise freilich finden diese Klassen Ersatz in dem Uebergang zu Pferdefleisch, zur Kon- sumtion von bloßen Abfällen. Es heißt aber die opti- mistische Schönfärberei weit treiben, wenn man in dieser Thatsache, wie Faucher, nur ein "feiner ausgebildetes Schlächtergewerbe" findet. Die genauen Untersuchungen, welche Asher und Soetbeer über Fleischkonsumtion ver- öffentlicht haben, 1 reichen allerdings nur bis 1852 und schließen also mit ungünstigen Jahren ab, aber sie zeigen, auch wenn man das berücksichtigt, eine in den größern Städten fast ausnahmslos abnehmende Fleisch- konsumtion. Ich führe nur die Hamburger Zahlen an; da hat der Verbrauch pro Haushaltung betragen an Fleisch:
[Tabelle]
Daneben ist der Fischkonsum nicht gestiegen, die Butter- und Käsekonsumtion hat auch abgenommen, der
1 Beiträge zur Statistik Hamburg's, mit besonderer Rück- sicht auf die Jahre 1821--52, Hamburg 1854. S. 145--149.
Der Fleiſchkonſum und die Hausſchlächterei.
Städten hat der Fleiſchkonſum der Wohlhabenden, ja des ganzen Mittelſtandes unzweifelhaft zugenommen; aber in den untern Klaſſen muß er abgenommen haben, ſonſt könnten ſich die Geſammtzahlen der Konſumtion nicht gleich bleiben. Theilweiſe freilich finden dieſe Klaſſen Erſatz in dem Uebergang zu Pferdefleiſch, zur Kon- ſumtion von bloßen Abfällen. Es heißt aber die opti- miſtiſche Schönfärberei weit treiben, wenn man in dieſer Thatſache, wie Faucher, nur ein „feiner ausgebildetes Schlächtergewerbe“ findet. Die genauen Unterſuchungen, welche Aſher und Soetbeer über Fleiſchkonſumtion ver- öffentlicht haben, 1 reichen allerdings nur bis 1852 und ſchließen alſo mit ungünſtigen Jahren ab, aber ſie zeigen, auch wenn man das berückſichtigt, eine in den größern Städten faſt ausnahmslos abnehmende Fleiſch- konſumtion. Ich führe nur die Hamburger Zahlen an; da hat der Verbrauch pro Haushaltung betragen an Fleiſch:
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Daneben iſt der Fiſchkonſum nicht geſtiegen, die Butter- und Käſekonſumtion hat auch abgenommen, der
1 Beiträge zur Statiſtik Hamburg’s, mit beſonderer Rück- ſicht auf die Jahre 1821—52, Hamburg 1854. S. 145—149.
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Der Fleiſchkonſum und die Hausſchlächterei.
Städten hat der Fleiſchkonſum der Wohlhabenden, ja
des ganzen Mittelſtandes unzweifelhaft zugenommen;
aber in den untern Klaſſen muß er abgenommen haben,
ſonſt könnten ſich die Geſammtzahlen der Konſumtion
nicht gleich bleiben. Theilweiſe freilich finden dieſe Klaſſen
Erſatz in dem Uebergang zu Pferdefleiſch, zur Kon-
ſumtion von bloßen Abfällen. Es heißt aber die opti-
miſtiſche Schönfärberei weit treiben, wenn man in dieſer
Thatſache, wie Faucher, nur ein „feiner ausgebildetes
Schlächtergewerbe“ findet. Die genauen Unterſuchungen,
welche Aſher und Soetbeer über Fleiſchkonſumtion ver-
öffentlicht haben, 1 reichen allerdings nur bis 1852 und
ſchließen alſo mit ungünſtigen Jahren ab, aber ſie
zeigen, auch wenn man das berückſichtigt, eine in den
größern Städten faſt ausnahmslos abnehmende Fleiſch-
konſumtion. Ich führe nur die Hamburger Zahlen an; da
hat der Verbrauch pro Haushaltung betragen an Fleiſch:
Daneben iſt der Fiſchkonſum nicht geſtiegen, die
Butter- und Käſekonſumtion hat auch abgenommen, der
1 Beiträge zur Statiſtik Hamburg’s, mit beſonderer Rück-
ſicht auf die Jahre 1821—52, Hamburg 1854. S. 145—149.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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