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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der Vieh- und Fleischhandel, die Schlachthausfrage.
Zunächst ist jede große Aenderung derart für die
bestehenden Verhältnisse, hauptsächlich für den bestehen-
den Besitz, unangenehm. Auf die Dauer aber wür-
den durch gemeinsame Schlachthäuser, deren Bau
Assoziationen oder die Gemeinden übernähmen, deren
Bau der Staat ganz mit Recht auf verschiedene Weise
fördern könnte, die kleinen Geschäfte wahrscheinlich mehr
gewinnen als die großen; sie würden dadurch mit billigen
Kosten die Vortheile gut eingerichteter Anstalten erhalten,
während der Großschlächter nichts dort fände, was er
nicht in seinem eigenen Schlachthaus auch anordnen
kann. Die allgemeinen Vortheile solcher Anstalten liegen
in den niedrigen Generalkosten überhaupt, speziell in
verschiedenen Einrichtungen, die nur in größern Etablisse-
ments möglich sind, z. B. in der Nutzung des meist
bisher ungenutzt abfließenden Blutes zur Gewinnung
von Eiweißstoffen.

Kehren wir nach diesen allgemeinern Bemerkungen
über das Fleischergewerbe zu den konkreten Verhältnissen
Preußens1 und den statistischen Ergebnissen von 1816 --
1861 zurück, so ist im Durchschnitt des ganzen Staates
der Fortschritt zu größern Geschäften wohl vorhanden;
aber noch überwiegen die kleinen Meister weitaus, noch
ist eine Schlächterei durchschnittlich kleiner als ein
Bäckergeschäft. Man zählte:

1 Zu vergleichen: Hoffmann, die Bevölkerung des preuß.
Staates, S. 120 ff. Mittheilungen I, 226. Tabellen u. amt-
liche Nachrichten V, 827 -- 828.

Der Vieh- und Fleiſchhandel, die Schlachthausfrage.
Zunächſt iſt jede große Aenderung derart für die
beſtehenden Verhältniſſe, hauptſächlich für den beſtehen-
den Beſitz, unangenehm. Auf die Dauer aber wür-
den durch gemeinſame Schlachthäuſer, deren Bau
Aſſoziationen oder die Gemeinden übernähmen, deren
Bau der Staat ganz mit Recht auf verſchiedene Weiſe
fördern könnte, die kleinen Geſchäfte wahrſcheinlich mehr
gewinnen als die großen; ſie würden dadurch mit billigen
Koſten die Vortheile gut eingerichteter Anſtalten erhalten,
während der Großſchlächter nichts dort fände, was er
nicht in ſeinem eigenen Schlachthaus auch anordnen
kann. Die allgemeinen Vortheile ſolcher Anſtalten liegen
in den niedrigen Generalkoſten überhaupt, ſpeziell in
verſchiedenen Einrichtungen, die nur in größern Etabliſſe-
ments möglich ſind, z. B. in der Nutzung des meiſt
bisher ungenutzt abfließenden Blutes zur Gewinnung
von Eiweißſtoffen.

Kehren wir nach dieſen allgemeinern Bemerkungen
über das Fleiſchergewerbe zu den konkreten Verhältniſſen
Preußens1 und den ſtatiſtiſchen Ergebniſſen von 1816 —
1861 zurück, ſo iſt im Durchſchnitt des ganzen Staates
der Fortſchritt zu größern Geſchäften wohl vorhanden;
aber noch überwiegen die kleinen Meiſter weitaus, noch
iſt eine Schlächterei durchſchnittlich kleiner als ein
Bäckergeſchäft. Man zählte:

1 Zu vergleichen: Hoffmann, die Bevölkerung des preuß.
Staates, S. 120 ff. Mittheilungen I, 226. Tabellen u. amt-
liche Nachrichten V, 827 — 828.
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[425/0447] Der Vieh- und Fleiſchhandel, die Schlachthausfrage. Zunächſt iſt jede große Aenderung derart für die beſtehenden Verhältniſſe, hauptſächlich für den beſtehen- den Beſitz, unangenehm. Auf die Dauer aber wür- den durch gemeinſame Schlachthäuſer, deren Bau Aſſoziationen oder die Gemeinden übernähmen, deren Bau der Staat ganz mit Recht auf verſchiedene Weiſe fördern könnte, die kleinen Geſchäfte wahrſcheinlich mehr gewinnen als die großen; ſie würden dadurch mit billigen Koſten die Vortheile gut eingerichteter Anſtalten erhalten, während der Großſchlächter nichts dort fände, was er nicht in ſeinem eigenen Schlachthaus auch anordnen kann. Die allgemeinen Vortheile ſolcher Anſtalten liegen in den niedrigen Generalkoſten überhaupt, ſpeziell in verſchiedenen Einrichtungen, die nur in größern Etabliſſe- ments möglich ſind, z. B. in der Nutzung des meiſt bisher ungenutzt abfließenden Blutes zur Gewinnung von Eiweißſtoffen. Kehren wir nach dieſen allgemeinern Bemerkungen über das Fleiſchergewerbe zu den konkreten Verhältniſſen Preußens 1 und den ſtatiſtiſchen Ergebniſſen von 1816 — 1861 zurück, ſo iſt im Durchſchnitt des ganzen Staates der Fortſchritt zu größern Geſchäften wohl vorhanden; aber noch überwiegen die kleinen Meiſter weitaus, noch iſt eine Schlächterei durchſchnittlich kleiner als ein Bäckergeſchäft. Man zählte: 1 Zu vergleichen: Hoffmann, die Bevölkerung des preuß. Staates, S. 120 ff. Mittheilungen I, 226. Tabellen u. amt- liche Nachrichten V, 827 — 828.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/447>, abgerufen am 22.11.2024.