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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
[Tabelle]

Den tiefsten Stand erreichen die Preise 1849 und
50; da stehen sie auf 24 Pf. pro Quart in Berlin.1
Man hatte in kleinen Geschäften überall fortproduzirt
ohne jede Rücksicht auf den Absatz des Branntweins,
nur um die Schlempe als Viehfutter zu haben. Sie
hat ihrer Zusammensetzung wegen einen besondern
Werth, braucht weniger Zusätze an Proteinstoffen, als
wenn man die Kartoffeln direkt verfütterte; das kann
ja unter Verhältnissen so weit gehen, daß die Schlempe,
die als Viehfutter nebenher abfällt, so viel Werth hat,
als der ursprüngliche Rohstoff im Ganzen.2

Das war auch hauptsächlich die Ursache, warum die
Fabrikation trotz der Ueberproduktion und den gesunkenen
Preisen nicht ganz aufhörte. Ja sie nimmt von 1854
an sogar einen neuen Aufschwung; sie steigt von 109
Mill. Quart 1854 bis auf 208 Mill. Quart 1864.

1 Jahrbuch für die amtliche Statistik II, 152.
2 Siehe die Kostenberechnungen für die Zeit von 1840
bis 1850 bei Engel, sächs. Jahrb. S. 382. Ferner: Settegast,
die Thierzucht, Breslau 1868. S. 444--448.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
[Tabelle]

Den tiefſten Stand erreichen die Preiſe 1849 und
50; da ſtehen ſie auf 24 Pf. pro Quart in Berlin.1
Man hatte in kleinen Geſchäften überall fortproduzirt
ohne jede Rückſicht auf den Abſatz des Branntweins,
nur um die Schlempe als Viehfutter zu haben. Sie
hat ihrer Zuſammenſetzung wegen einen beſondern
Werth, braucht weniger Zuſätze an Proteinſtoffen, als
wenn man die Kartoffeln direkt verfütterte; das kann
ja unter Verhältniſſen ſo weit gehen, daß die Schlempe,
die als Viehfutter nebenher abfällt, ſo viel Werth hat,
als der urſprüngliche Rohſtoff im Ganzen.2

Das war auch hauptſächlich die Urſache, warum die
Fabrikation trotz der Ueberproduktion und den geſunkenen
Preiſen nicht ganz aufhörte. Ja ſie nimmt von 1854
an ſogar einen neuen Aufſchwung; ſie ſteigt von 109
Mill. Quart 1854 bis auf 208 Mill. Quart 1864.

1 Jahrbuch für die amtliche Statiſtik II, 152.
2 Siehe die Koſtenberechnungen für die Zeit von 1840
bis 1850 bei Engel, ſächſ. Jahrb. S. 382. Ferner: Settegaſt,
die Thierzucht, Breslau 1868. S. 444—448.
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[404/0426] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Den tiefſten Stand erreichen die Preiſe 1849 und 50; da ſtehen ſie auf 24 Pf. pro Quart in Berlin. 1 Man hatte in kleinen Geſchäften überall fortproduzirt ohne jede Rückſicht auf den Abſatz des Branntweins, nur um die Schlempe als Viehfutter zu haben. Sie hat ihrer Zuſammenſetzung wegen einen beſondern Werth, braucht weniger Zuſätze an Proteinſtoffen, als wenn man die Kartoffeln direkt verfütterte; das kann ja unter Verhältniſſen ſo weit gehen, daß die Schlempe, die als Viehfutter nebenher abfällt, ſo viel Werth hat, als der urſprüngliche Rohſtoff im Ganzen. 2 Das war auch hauptſächlich die Urſache, warum die Fabrikation trotz der Ueberproduktion und den geſunkenen Preiſen nicht ganz aufhörte. Ja ſie nimmt von 1854 an ſogar einen neuen Aufſchwung; ſie ſteigt von 109 Mill. Quart 1854 bis auf 208 Mill. Quart 1864. 1 Jahrbuch für die amtliche Statiſtik II, 152. 2 Siehe die Koſtenberechnungen für die Zeit von 1840 bis 1850 bei Engel, ſächſ. Jahrb. S. 382. Ferner: Settegaſt, die Thierzucht, Breslau 1868. S. 444—448.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/426>, abgerufen am 19.05.2024.