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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Handwerksstatistik jener Zeit.

Keine wesentliche Aenderung, ja theilweise eine
Zunahme zeigen dagegen folgende Kategorien:

[Tabelle]

Dieselbe Bewegung, die hier als akute Krankheit
sich zeigt, sehen wir von da bis gegen 1800 als chro-
nische Krankheit. Einzelne Handwerke nehmen reißend
ab, während sie daneben an manchen Orten, begünstigt
durch besondere Verhältnisse und fürstliche Bemü-
hungen, auch wieder aufblühen; die Mehrzahl der
gewöhnlichen Handwerke aber nimmt kaum ab, jeden-
falls nicht stark genug, um den bleibenden aus-
kömmliche Nahrung zu schaffen. Die Zunftverfassung
gibt dem Einzelnen zu viel, um zu sterben, zu wenig,
um ordentlich zu leben, und so ist das Handwerk im
Verhältniß zur Bevölkerung an vielen Orten viel zu
stark besetzt. Auch erblicher Hausbesitz, der gestattet,
von der Miethe zu leben, nebenhergehende Acker-
und Gartenwirthschaft wirkte da und dort auf Ueber-
setzung.

Daher die scheinbar widersprechenden Zahlen und
Angaben. Nicolai1 führt in seiner Reise durch Deutsch-
land folgende Statistik des Tuchmachergewerbes in
Baiern an; es waren:

1 Theil VI. S. 594. vergl. Gülich II, 285.
2 *
Handwerksſtatiſtik jener Zeit.

Keine weſentliche Aenderung, ja theilweiſe eine
Zunahme zeigen dagegen folgende Kategorien:

[Tabelle]

Dieſelbe Bewegung, die hier als akute Krankheit
ſich zeigt, ſehen wir von da bis gegen 1800 als chro-
niſche Krankheit. Einzelne Handwerke nehmen reißend
ab, während ſie daneben an manchen Orten, begünſtigt
durch beſondere Verhältniſſe und fürſtliche Bemü-
hungen, auch wieder aufblühen; die Mehrzahl der
gewöhnlichen Handwerke aber nimmt kaum ab, jeden-
falls nicht ſtark genug, um den bleibenden aus-
kömmliche Nahrung zu ſchaffen. Die Zunftverfaſſung
gibt dem Einzelnen zu viel, um zu ſterben, zu wenig,
um ordentlich zu leben, und ſo iſt das Handwerk im
Verhältniß zur Bevölkerung an vielen Orten viel zu
ſtark beſetzt. Auch erblicher Hausbeſitz, der geſtattet,
von der Miethe zu leben, nebenhergehende Acker-
und Gartenwirthſchaft wirkte da und dort auf Ueber-
ſetzung.

Daher die ſcheinbar widerſprechenden Zahlen und
Angaben. Nicolai1 führt in ſeiner Reiſe durch Deutſch-
land folgende Statiſtik des Tuchmachergewerbes in
Baiern an; es waren:

1 Theil VI. S. 594. vergl. Gülich II, 285.
2 *
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[19/0041] Handwerksſtatiſtik jener Zeit. Keine weſentliche Aenderung, ja theilweiſe eine Zunahme zeigen dagegen folgende Kategorien: Dieſelbe Bewegung, die hier als akute Krankheit ſich zeigt, ſehen wir von da bis gegen 1800 als chro- niſche Krankheit. Einzelne Handwerke nehmen reißend ab, während ſie daneben an manchen Orten, begünſtigt durch beſondere Verhältniſſe und fürſtliche Bemü- hungen, auch wieder aufblühen; die Mehrzahl der gewöhnlichen Handwerke aber nimmt kaum ab, jeden- falls nicht ſtark genug, um den bleibenden aus- kömmliche Nahrung zu ſchaffen. Die Zunftverfaſſung gibt dem Einzelnen zu viel, um zu ſterben, zu wenig, um ordentlich zu leben, und ſo iſt das Handwerk im Verhältniß zur Bevölkerung an vielen Orten viel zu ſtark beſetzt. Auch erblicher Hausbeſitz, der geſtattet, von der Miethe zu leben, nebenhergehende Acker- und Gartenwirthſchaft wirkte da und dort auf Ueber- ſetzung. Daher die ſcheinbar widerſprechenden Zahlen und Angaben. Nicolai 1 führt in ſeiner Reiſe durch Deutſch- land folgende Statiſtik des Tuchmachergewerbes in Baiern an; es waren: 1 Theil VI. S. 594. vergl. Gülich II, 285. 2 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/41>, abgerufen am 23.11.2024.