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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
nach dem Verdinge oder stückweise zu arbeiten. Daß
auf dem Lande in Baiern noch heute so gebaut wird,
erwähnte ich oben. Aber nicht bloß hier, auch ander-
wärts geht es noch so zu, wenigstens theilweise, wenig-
stens auf dem Lande und in kleinen Städten; da
arbeitet der Meister selbst mit, hat nur wenige Gesellen;
der Privatmann, welcher bauen läßt, muß es auf
eigene Rechnung thun.

In den schon vor 1815 zu Preußen gehörigen
Landestheilen hatten die Dinge schon früher sich geändert.
Eine strenge Baupolizei hatte höhere Anforderungen an
den einzelnen Meister gestellt. Alle größern, besonders
die staatlichen Bauten, wurden zwar den höhern, vom
Staate geprüften und von ihm angestellten Bau-
technikern zur Leitung übergeben. Und bis in die neuere
Zeit läßt ja selbst der reichere Privatmann die Pläne
und Risse von solchen entwerfen. Aber für die Aus-
führung derselben brauchte man größere Werkmeister
und eigentliche Unternehmer. Und je mehr es früher
an großen Bauspekulanten fehlte, die bloß als kauf-
männisches Geschäft, als Spekulation gegen feste Aversal-
summen Bauten übernahmen und sich selbst wieder
der einzelnen Meister für die Ausführung bedienten,
um so mehr begünstigte man es, wenn die Meister
selbst als Unternehmer auftraten. Die Rechnungslegung
wurde einfacher; man hatte Einen verantwortlichen
Unternehmer, einen Mann von größerer Zuverlässigkeit,
von einigem Vermögen, an den man sich halten konnte;
solche größere Zimmer- und Maurermeister hatten
selbst die nöthigen Rammen, Pumpen, Rüstungen,

Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
nach dem Verdinge oder ſtückweiſe zu arbeiten. Daß
auf dem Lande in Baiern noch heute ſo gebaut wird,
erwähnte ich oben. Aber nicht bloß hier, auch ander-
wärts geht es noch ſo zu, wenigſtens theilweiſe, wenig-
ſtens auf dem Lande und in kleinen Städten; da
arbeitet der Meiſter ſelbſt mit, hat nur wenige Geſellen;
der Privatmann, welcher bauen läßt, muß es auf
eigene Rechnung thun.

In den ſchon vor 1815 zu Preußen gehörigen
Landestheilen hatten die Dinge ſchon früher ſich geändert.
Eine ſtrenge Baupolizei hatte höhere Anforderungen an
den einzelnen Meiſter geſtellt. Alle größern, beſonders
die ſtaatlichen Bauten, wurden zwar den höhern, vom
Staate geprüften und von ihm angeſtellten Bau-
technikern zur Leitung übergeben. Und bis in die neuere
Zeit läßt ja ſelbſt der reichere Privatmann die Pläne
und Riſſe von ſolchen entwerfen. Aber für die Aus-
führung derſelben brauchte man größere Werkmeiſter
und eigentliche Unternehmer. Und je mehr es früher
an großen Bauſpekulanten fehlte, die bloß als kauf-
männiſches Geſchäft, als Spekulation gegen feſte Averſal-
ſummen Bauten übernahmen und ſich ſelbſt wieder
der einzelnen Meiſter für die Ausführung bedienten,
um ſo mehr begünſtigte man es, wenn die Meiſter
ſelbſt als Unternehmer auftraten. Die Rechnungslegung
wurde einfacher; man hatte Einen verantwortlichen
Unternehmer, einen Mann von größerer Zuverläſſigkeit,
von einigem Vermögen, an den man ſich halten konnte;
ſolche größere Zimmer- und Maurermeiſter hatten
ſelbſt die nöthigen Rammen, Pumpen, Rüſtungen,

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[386/0408] Die Vertheilung der Gewerbetreibenden. nach dem Verdinge oder ſtückweiſe zu arbeiten. Daß auf dem Lande in Baiern noch heute ſo gebaut wird, erwähnte ich oben. Aber nicht bloß hier, auch ander- wärts geht es noch ſo zu, wenigſtens theilweiſe, wenig- ſtens auf dem Lande und in kleinen Städten; da arbeitet der Meiſter ſelbſt mit, hat nur wenige Geſellen; der Privatmann, welcher bauen läßt, muß es auf eigene Rechnung thun. In den ſchon vor 1815 zu Preußen gehörigen Landestheilen hatten die Dinge ſchon früher ſich geändert. Eine ſtrenge Baupolizei hatte höhere Anforderungen an den einzelnen Meiſter geſtellt. Alle größern, beſonders die ſtaatlichen Bauten, wurden zwar den höhern, vom Staate geprüften und von ihm angeſtellten Bau- technikern zur Leitung übergeben. Und bis in die neuere Zeit läßt ja ſelbſt der reichere Privatmann die Pläne und Riſſe von ſolchen entwerfen. Aber für die Aus- führung derſelben brauchte man größere Werkmeiſter und eigentliche Unternehmer. Und je mehr es früher an großen Bauſpekulanten fehlte, die bloß als kauf- männiſches Geſchäft, als Spekulation gegen feſte Averſal- ſummen Bauten übernahmen und ſich ſelbſt wieder der einzelnen Meiſter für die Ausführung bedienten, um ſo mehr begünſtigte man es, wenn die Meiſter ſelbſt als Unternehmer auftraten. Die Rechnungslegung wurde einfacher; man hatte Einen verantwortlichen Unternehmer, einen Mann von größerer Zuverläſſigkeit, von einigem Vermögen, an den man ſich halten konnte; ſolche größere Zimmer- und Maurermeiſter hatten ſelbſt die nöthigen Rammen, Pumpen, Rüſtungen,

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/408>, abgerufen am 22.11.2024.