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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Baugewerbe in Preußen.
von 1849 an etwas strenger; aber die alten Prüfungs-
instruktionen waren bis 1856 in Geltung gewesen. Erst
die neue Instruktion vom 24. Januar 1856 hatte die
Meisterprüfungen wesentlich zu erschweren, die Arbeiten,
welche zur selbständigen Ausführung ältern Gesellen als
Flickarbeitern überlassen bleiben, ziemlich enge einzu-
schränken gesucht. Darauf hin hatten die Meister zuerst
abgenommen; nach wenigen Jahren mußten die Flick-
arbeiter, die nun trotz ihres engen Wirkungskreises um
so nothwendiger wurden, um so mehr zunehmen.

Um jedoch über die ganzen hier in Betracht kom-
menden Gewerbe eine klarere Uebersicht zu geben, lasse
ich zunächst die zwei folgenden historischen Tabellen folgen.
Sie enthalten eine ziemlich vollständige Uebersicht über die
gesammten preußischen Baugewerbe von 1816 -- 61. Ich
sage eine ziemlich vollständige, denn zu einer ganz vollstän-
digen würde gehören, daß sie auch die Kalkbrennereien und
Ziegeleien, die Gyps- und Traßmühlen, die großen
Zementfabriken, die jetzt Grabdenkmale, Bauornamente,
Flurplatten, Treppenlehnen liefern, daß sie alle die
Arbeiter, die in Stein-, Marmor- und Schieferbrüchen
thätig sind, mitzählten. Auch die Maurer- und Zimmer-
meister selbst beschäftigen noch außer ihren gelernten
hier gezählten Gehülfen viele bloße Tagelöhner. Die
Zählung der Gehülfen selbst ist bei den Maurern wenig-
stens deswegen unsicherer als bei einem andern Gewerbe,
weil die Maurergesellen in den strengen Wintermonaten,
in welchen die Zählung stattfindet, meist nicht in ihrem
Gewerbe beschäftigt sind, dann auf dem Lande wohnen
und anderweitigen Arbeiten obliegen.

Die Baugewerbe in Preußen.
von 1849 an etwas ſtrenger; aber die alten Prüfungs-
inſtruktionen waren bis 1856 in Geltung geweſen. Erſt
die neue Inſtruktion vom 24. Januar 1856 hatte die
Meiſterprüfungen weſentlich zu erſchweren, die Arbeiten,
welche zur ſelbſtändigen Ausführung ältern Geſellen als
Flickarbeitern überlaſſen bleiben, ziemlich enge einzu-
ſchränken geſucht. Darauf hin hatten die Meiſter zuerſt
abgenommen; nach wenigen Jahren mußten die Flick-
arbeiter, die nun trotz ihres engen Wirkungskreiſes um
ſo nothwendiger wurden, um ſo mehr zunehmen.

Um jedoch über die ganzen hier in Betracht kom-
menden Gewerbe eine klarere Ueberſicht zu geben, laſſe
ich zunächſt die zwei folgenden hiſtoriſchen Tabellen folgen.
Sie enthalten eine ziemlich vollſtändige Ueberſicht über die
geſammten preußiſchen Baugewerbe von 1816 — 61. Ich
ſage eine ziemlich vollſtändige, denn zu einer ganz vollſtän-
digen würde gehören, daß ſie auch die Kalkbrennereien und
Ziegeleien, die Gyps- und Traßmühlen, die großen
Zementfabriken, die jetzt Grabdenkmale, Bauornamente,
Flurplatten, Treppenlehnen liefern, daß ſie alle die
Arbeiter, die in Stein-, Marmor- und Schieferbrüchen
thätig ſind, mitzählten. Auch die Maurer- und Zimmer-
meiſter ſelbſt beſchäftigen noch außer ihren gelernten
hier gezählten Gehülfen viele bloße Tagelöhner. Die
Zählung der Gehülfen ſelbſt iſt bei den Maurern wenig-
ſtens deswegen unſicherer als bei einem andern Gewerbe,
weil die Maurergeſellen in den ſtrengen Wintermonaten,
in welchen die Zählung ſtattfindet, meiſt nicht in ihrem
Gewerbe beſchäftigt ſind, dann auf dem Lande wohnen
und anderweitigen Arbeiten obliegen.

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[379/0401] Die Baugewerbe in Preußen. von 1849 an etwas ſtrenger; aber die alten Prüfungs- inſtruktionen waren bis 1856 in Geltung geweſen. Erſt die neue Inſtruktion vom 24. Januar 1856 hatte die Meiſterprüfungen weſentlich zu erſchweren, die Arbeiten, welche zur ſelbſtändigen Ausführung ältern Geſellen als Flickarbeitern überlaſſen bleiben, ziemlich enge einzu- ſchränken geſucht. Darauf hin hatten die Meiſter zuerſt abgenommen; nach wenigen Jahren mußten die Flick- arbeiter, die nun trotz ihres engen Wirkungskreiſes um ſo nothwendiger wurden, um ſo mehr zunehmen. Um jedoch über die ganzen hier in Betracht kom- menden Gewerbe eine klarere Ueberſicht zu geben, laſſe ich zunächſt die zwei folgenden hiſtoriſchen Tabellen folgen. Sie enthalten eine ziemlich vollſtändige Ueberſicht über die geſammten preußiſchen Baugewerbe von 1816 — 61. Ich ſage eine ziemlich vollſtändige, denn zu einer ganz vollſtän- digen würde gehören, daß ſie auch die Kalkbrennereien und Ziegeleien, die Gyps- und Traßmühlen, die großen Zementfabriken, die jetzt Grabdenkmale, Bauornamente, Flurplatten, Treppenlehnen liefern, daß ſie alle die Arbeiter, die in Stein-, Marmor- und Schieferbrüchen thätig ſind, mitzählten. Auch die Maurer- und Zimmer- meiſter ſelbſt beſchäftigen noch außer ihren gelernten hier gezählten Gehülfen viele bloße Tagelöhner. Die Zählung der Gehülfen ſelbſt iſt bei den Maurern wenig- ſtens deswegen unſicherer als bei einem andern Gewerbe, weil die Maurergeſellen in den ſtrengen Wintermonaten, in welchen die Zählung ſtattfindet, meiſt nicht in ihrem Gewerbe beſchäftigt ſind, dann auf dem Lande wohnen und anderweitigen Arbeiten obliegen.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/401>, abgerufen am 26.05.2024.