denn sie geht nur dahin, daß der 30 Jahre alt Gewor- dene durchschnittlich das 55 ste Jahr erreiche, nicht daß die Gesammtheit der 15--70 jährigen durchschnittlich 55 Jahre erlebe. Die Untersuchung von Neufville beschränkt sich nun aber auf solche, die schon Meister geworden sind, und da schwankt das Durchschnittsalter eben um diese Grenze; es betrug für die Bäcker 51,5, die Bildhauer 43,8, die Brauer 50,5, die Fischer 55,7, die Gärtner 56,8, die Gerber 56,8, die Kürschner 56,6, die Maler 47,5, die Maurer 48,7, die Schlächter 56,8, die Schmiede 46,3, die Schneider 45,3, die Schuh- macher 47,3, die Tischler 46,3, die Zimmerleute 49,2 Jahre. Der Durchschnitt würde wohl etwas, aber nicht sehr viel unter 55 Jahren sein.
Nimmt man hiernach die Möglichkeit, Meister zu werden, auch noch für etwas mehr Lehrlinge und Gesellen an, als das sächsische statistische Büreau es thut, im Ganzen bleibt das Verhältniß dasselbe. Von der Zeit an, in welcher die Gehülfenzahl die Meisterzahl wesent- lich überschreitet, hört die Möglichkeit, Meister zu werden, je ein selbständiges Geschäft anzufangen, für eine Anzahl von Gehülfen auf. Selbst abgesehen von der Umbildung der Technik und der Arbeitstheilung, von den Einflüssen des Verkehrs und des Kapitals, liegt in diesem Zahlenverhältniß an sich die voll- ständige und nothwendige Auflösung der alten hand- werksmäßigen Zustände. Das Hinzukommen dieser erwähnten Einflüsse verstärkt aber die Auflösung. Täg- lich wird es wegen ihrer schwerer, ein eigenes Ge- schäft anzufangen Die Zahl der preußischen Meister
Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
denn ſie geht nur dahin, daß der 30 Jahre alt Gewor- dene durchſchnittlich das 55 ſte Jahr erreiche, nicht daß die Geſammtheit der 15—70 jährigen durchſchnittlich 55 Jahre erlebe. Die Unterſuchung von Neufville beſchränkt ſich nun aber auf ſolche, die ſchon Meiſter geworden ſind, und da ſchwankt das Durchſchnittsalter eben um dieſe Grenze; es betrug für die Bäcker 51,5, die Bildhauer 43,8, die Brauer 50,5, die Fiſcher 55,7, die Gärtner 56,8, die Gerber 56,8, die Kürſchner 56,6, die Maler 47,5, die Maurer 48,7, die Schlächter 56,8, die Schmiede 46,3, die Schneider 45,3, die Schuh- macher 47,3, die Tiſchler 46,3, die Zimmerleute 49,2 Jahre. Der Durchſchnitt würde wohl etwas, aber nicht ſehr viel unter 55 Jahren ſein.
Nimmt man hiernach die Möglichkeit, Meiſter zu werden, auch noch für etwas mehr Lehrlinge und Geſellen an, als das ſächſiſche ſtatiſtiſche Büreau es thut, im Ganzen bleibt das Verhältniß daſſelbe. Von der Zeit an, in welcher die Gehülfenzahl die Meiſterzahl weſent- lich überſchreitet, hört die Möglichkeit, Meiſter zu werden, je ein ſelbſtändiges Geſchäft anzufangen, für eine Anzahl von Gehülfen auf. Selbſt abgeſehen von der Umbildung der Technik und der Arbeitstheilung, von den Einflüſſen des Verkehrs und des Kapitals, liegt in dieſem Zahlenverhältniß an ſich die voll- ſtändige und nothwendige Auflöſung der alten hand- werksmäßigen Zuſtände. Das Hinzukommen dieſer erwähnten Einflüſſe verſtärkt aber die Auflöſung. Täg- lich wird es wegen ihrer ſchwerer, ein eigenes Ge- ſchäft anzufangen Die Zahl der preußiſchen Meiſter
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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
denn ſie geht nur dahin, daß der 30 Jahre alt Gewor-
dene durchſchnittlich das 55 ſte Jahr erreiche, nicht daß
die Geſammtheit der 15—70 jährigen durchſchnittlich
55 Jahre erlebe. Die Unterſuchung von Neufville
beſchränkt ſich nun aber auf ſolche, die ſchon Meiſter
geworden ſind, und da ſchwankt das Durchſchnittsalter
eben um dieſe Grenze; es betrug für die Bäcker 51,5,
die Bildhauer 43,8, die Brauer 50,5, die Fiſcher 55,7,
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die Schmiede 46,3, die Schneider 45,3, die Schuh-
macher 47,3, die Tiſchler 46,3, die Zimmerleute 49,2
Jahre. Der Durchſchnitt würde wohl etwas, aber nicht
ſehr viel unter 55 Jahren ſein.
Nimmt man hiernach die Möglichkeit, Meiſter zu
werden, auch noch für etwas mehr Lehrlinge und Geſellen
an, als das ſächſiſche ſtatiſtiſche Büreau es thut, im
Ganzen bleibt das Verhältniß daſſelbe. Von der Zeit
an, in welcher die Gehülfenzahl die Meiſterzahl weſent-
lich überſchreitet, hört die Möglichkeit, Meiſter zu
werden, je ein ſelbſtändiges Geſchäft anzufangen, für
eine Anzahl von Gehülfen auf. Selbſt abgeſehen von
der Umbildung der Technik und der Arbeitstheilung,
von den Einflüſſen des Verkehrs und des Kapitals,
liegt in dieſem Zahlenverhältniß an ſich die voll-
ſtändige und nothwendige Auflöſung der alten hand-
werksmäßigen Zuſtände. Das Hinzukommen dieſer
erwähnten Einflüſſe verſtärkt aber die Auflöſung. Täg-
lich wird es wegen ihrer ſchwerer, ein eigenes Ge-
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/364>, abgerufen am 24.11.2024.
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