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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Das Genossenschaftswesen.
zu retten, ihm einen Absatz im Großen zu verschaffen,
den kleinen Meister der Hausindustrie zum Unternehmer
zu erheben. Wo sie gelingen und wo sie mißlingen, da
wiederholen sie die Lehre, daß meist persönliche Eigen-
schaften wichtiger sind oder gleich wichtig, wie die Kapital-
beschaffung. Uhrmacher, Tischler, Weber, Schneider,
Schuhmacher, Buchdrucker, Maschinenbauer, Stellmacher,
Metallarbeiter und Klempner sind es, die bis jetzt auf
dem Wege der Produktivassociation sich zu helfen suchten.
Der Bericht 1 Schulze's für 1867 zählt bereits 36 solcher
Unternehmungen auf und er umfaßt nicht alle, welche
existiren. Vieles ließe sich noch über dieses Thema sagen.
Da es aber sonst so vielfach besprochen wird, so beschränke
ich mich darauf, nur im Allgemeinen noch einige Bei-
spiele der sich erhaltenden Hausindustrie zu erwähnen.

Die Korbflechterei ist heute noch in manchen Ge-
genden, wo auch für den Absatz im Großen gearbeitet
wird, ganz Sache kleiner Meister, z. B. in Frank-
furt a. O., wo 30 handwerksmäßige Geschäfte einen
schwunghaften Absatz an Tischen, Stühlen, Blumen-
ständern, Waschkörben, Körben zum Verpacken haben. 2

1 Schulze-Delitzsch, Jahresbericht für 1867 über die auf
Selbsthülfe gegründeten deutschen Erwerbs- und Wirthschafts-
genossenschaften. Leipzig, Mayer 1868 S. 59. Der Bericht
für 1865 S. 13 enthält besonders lehrreiche Mittheilungen über
die zwei Produktivgenossenschaften der Berliner Chalesweber und
der Freiburger Uhrmacher. Die übrige Literatur über diesen
Gegenstand von Schulze, Huber und Anderen ist zu bekannt, als
daß sie hier speciell angeführt zu werden brauchte.
2 Preußische Handelskammerberichte für 1865. S. 724.

Das Genoſſenſchaftsweſen.
zu retten, ihm einen Abſatz im Großen zu verſchaffen,
den kleinen Meiſter der Hausinduſtrie zum Unternehmer
zu erheben. Wo ſie gelingen und wo ſie mißlingen, da
wiederholen ſie die Lehre, daß meiſt perſönliche Eigen-
ſchaften wichtiger ſind oder gleich wichtig, wie die Kapital-
beſchaffung. Uhrmacher, Tiſchler, Weber, Schneider,
Schuhmacher, Buchdrucker, Maſchinenbauer, Stellmacher,
Metallarbeiter und Klempner ſind es, die bis jetzt auf
dem Wege der Produktivaſſociation ſich zu helfen ſuchten.
Der Bericht 1 Schulze’s für 1867 zählt bereits 36 ſolcher
Unternehmungen auf und er umfaßt nicht alle, welche
exiſtiren. Vieles ließe ſich noch über dieſes Thema ſagen.
Da es aber ſonſt ſo vielfach beſprochen wird, ſo beſchränke
ich mich darauf, nur im Allgemeinen noch einige Bei-
ſpiele der ſich erhaltenden Hausinduſtrie zu erwähnen.

Die Korbflechterei iſt heute noch in manchen Ge-
genden, wo auch für den Abſatz im Großen gearbeitet
wird, ganz Sache kleiner Meiſter, z. B. in Frank-
furt a. O., wo 30 handwerksmäßige Geſchäfte einen
ſchwunghaften Abſatz an Tiſchen, Stühlen, Blumen-
ſtändern, Waſchkörben, Körben zum Verpacken haben. 2

1 Schulze-Delitzſch, Jahresbericht für 1867 über die auf
Selbſthülfe gegründeten deutſchen Erwerbs- und Wirthſchafts-
genoſſenſchaften. Leipzig, Mayer 1868 S. 59. Der Bericht
für 1865 S. 13 enthält beſonders lehrreiche Mittheilungen über
die zwei Produktivgenoſſenſchaften der Berliner Chalesweber und
der Freiburger Uhrmacher. Die übrige Literatur über dieſen
Gegenſtand von Schulze, Huber und Anderen iſt zu bekannt, als
daß ſie hier ſpeciell angeführt zu werden brauchte.
2 Preußiſche Handelskammerberichte für 1865. S. 724.
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[207/0229] Das Genoſſenſchaftsweſen. zu retten, ihm einen Abſatz im Großen zu verſchaffen, den kleinen Meiſter der Hausinduſtrie zum Unternehmer zu erheben. Wo ſie gelingen und wo ſie mißlingen, da wiederholen ſie die Lehre, daß meiſt perſönliche Eigen- ſchaften wichtiger ſind oder gleich wichtig, wie die Kapital- beſchaffung. Uhrmacher, Tiſchler, Weber, Schneider, Schuhmacher, Buchdrucker, Maſchinenbauer, Stellmacher, Metallarbeiter und Klempner ſind es, die bis jetzt auf dem Wege der Produktivaſſociation ſich zu helfen ſuchten. Der Bericht 1 Schulze’s für 1867 zählt bereits 36 ſolcher Unternehmungen auf und er umfaßt nicht alle, welche exiſtiren. Vieles ließe ſich noch über dieſes Thema ſagen. Da es aber ſonſt ſo vielfach beſprochen wird, ſo beſchränke ich mich darauf, nur im Allgemeinen noch einige Bei- ſpiele der ſich erhaltenden Hausinduſtrie zu erwähnen. Die Korbflechterei iſt heute noch in manchen Ge- genden, wo auch für den Abſatz im Großen gearbeitet wird, ganz Sache kleiner Meiſter, z. B. in Frank- furt a. O., wo 30 handwerksmäßige Geſchäfte einen ſchwunghaften Abſatz an Tiſchen, Stühlen, Blumen- ſtändern, Waſchkörben, Körben zum Verpacken haben. 2 1 Schulze-Delitzſch, Jahresbericht für 1867 über die auf Selbſthülfe gegründeten deutſchen Erwerbs- und Wirthſchafts- genoſſenſchaften. Leipzig, Mayer 1868 S. 59. Der Bericht für 1865 S. 13 enthält beſonders lehrreiche Mittheilungen über die zwei Produktivgenoſſenſchaften der Berliner Chalesweber und der Freiburger Uhrmacher. Die übrige Literatur über dieſen Gegenſtand von Schulze, Huber und Anderen iſt zu bekannt, als daß ſie hier ſpeciell angeführt zu werden brauchte. 2 Preußiſche Handelskammerberichte für 1865. S. 724.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/229>, abgerufen am 21.11.2024.