7. Gieb, daß ich kein Brandmaal mir ins Gewissen heute mache. Schieb der Sünden Riegel für, hilff mir, daß ich bett und wache; denn wer weiß, ob diesen Tag nicht mein Ende kommen mag.
8. Nun ich werffe mich auf dich, du kanst alles übertra- gen; Deine Hand erhalte mich, wenn mich Creutz und Un- glück plagen. Kommt der Abend denn herbey, gieb, daß ich gebessert sey.
Abend-Gebett am Freytage.
HErr JEsu! bleib bey mir, denn es will Abend werden, der Tag hat sich geneigt, die finstre Nacht ist da; Komm, kehre bey mir ein, mein be- ster Trost auf Erden, sey mir mit deiner Huld auch in dem Finstern nah. Der Freytag ist vorbey, ach wär ich frey von Sünden, so würd ich auch bey dir frey von der Straffe seyn. Allein, so muß ich mich auch heute schuldig finden, mir kommt viel Böses jetzt und wenig Gutes ein. Ich hab es schlecht bedacht, wie du an diesem Tage vor aller Menschen Schuld so schmertzlich hast gebüßt, wie dir dein Lei- dens-Gang durch ungemeine Plage, bis an des Creutzes Stamm so sauer worden ist. Die Ban- de, die du trugst; die Dornen, die dich ritzten; die Geisseln, die dein Leib mit Striemen angefüllt; die Wunden, welche Blut mit gantzen Strömen schwitz- ten; Dein Durst, dein Gallen-Tranck, dein blas- ses Todten-Bild, die hätten heute mir vor Augen sollen schweben! Dir, du Gecreutzigter, sollt ich ge- creutzigt seyn, allein mich überzeugt mein Sünden- volles Leben, dein Blut will über mich und meine Bosheit schreyn. O unbeflecktes Lamm! ich habe
dich
Abend-Gebett am Freytage.
7. Gieb, daß ich kein Brandmaal mir ins Gewiſſen heute mache. Schieb der Sünden Riegel für, hilff mir, daß ich bett und wache; denn wer weiß, ob dieſen Tag nicht mein Ende kommen mag.
8. Nun ich werffe mich auf dich, du kanſt alles übertra- gen; Deine Hand erhalte mich, wenn mich Creutz und Un- glück plagen. Kommt der Abend denn herbey, gieb, daß ich gebeſſert ſey.
Abend-Gebett am Freytage.
HErr JEſu! bleib bey mir, denn es will Abend werden, der Tag hat ſich geneigt, die finſtre Nacht iſt da; Komm, kehre bey mir ein, mein be- ſter Troſt auf Erden, ſey mir mit deiner Huld auch in dem Finſtern nah. Der Freytag iſt vorbey, ach wär ich frey von Sünden, ſo würd ich auch bey dir frey von der Straffe ſeyn. Allein, ſo muß ich mich auch heute ſchuldig finden, mir kommt viel Böſes jetzt und wenig Gutes ein. Ich hab es ſchlecht bedacht, wie du an dieſem Tage vor aller Menſchen Schuld ſo ſchmertzlich haſt gebüßt, wie dir dein Lei- dens-Gang durch ungemeine Plage, bis an des Creutzes Stamm ſo ſauer worden iſt. Die Ban- de, die du trugſt; die Dornen, die dich ritzten; die Geiſſeln, die dein Leib mit Striemen angefüllt; die Wunden, welche Blut mit gantzen Strömen ſchwitz- ten; Dein Durſt, dein Gallen-Tranck, dein blaſ- ſes Todten-Bild, die hätten heute mir vor Augen ſollen ſchweben! Dir, du Gecreutzigter, ſollt ich ge- creutzigt ſeyn, allein mich überzeugt mein Sünden- volles Leben, dein Blut will über mich und meine Bosheit ſchreyn. O unbeflecktes Lamm! ich habe
dich
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Abend-Gebett am Freytage.
7. Gieb, daß ich kein Brandmaal mir ins Gewiſſen heute
mache. Schieb der Sünden Riegel für, hilff mir, daß ich
bett und wache; denn wer weiß, ob dieſen Tag nicht mein
Ende kommen mag.
8. Nun ich werffe mich auf dich, du kanſt alles übertra-
gen; Deine Hand erhalte mich, wenn mich Creutz und Un-
glück plagen. Kommt der Abend denn herbey, gieb, daß
ich gebeſſert ſey.
Abend-Gebett am Freytage.
HErr JEſu! bleib bey mir, denn es will Abend
werden, der Tag hat ſich geneigt, die finſtre
Nacht iſt da; Komm, kehre bey mir ein, mein be-
ſter Troſt auf Erden, ſey mir mit deiner Huld auch
in dem Finſtern nah. Der Freytag iſt vorbey,
ach wär ich frey von Sünden, ſo würd ich auch bey
dir frey von der Straffe ſeyn. Allein, ſo muß ich
mich auch heute ſchuldig finden, mir kommt viel
Böſes jetzt und wenig Gutes ein. Ich hab es ſchlecht
bedacht, wie du an dieſem Tage vor aller Menſchen
Schuld ſo ſchmertzlich haſt gebüßt, wie dir dein Lei-
dens-Gang durch ungemeine Plage, bis an des
Creutzes Stamm ſo ſauer worden iſt. Die Ban-
de, die du trugſt; die Dornen, die dich ritzten; die
Geiſſeln, die dein Leib mit Striemen angefüllt; die
Wunden, welche Blut mit gantzen Strömen ſchwitz-
ten; Dein Durſt, dein Gallen-Tranck, dein blaſ-
ſes Todten-Bild, die hätten heute mir vor Augen
ſollen ſchweben! Dir, du Gecreutzigter, ſollt ich ge-
creutzigt ſeyn, allein mich überzeugt mein Sünden-
volles Leben, dein Blut will über mich und meine
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/790>, abgerufen am 23.11.2024.
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