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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Sterbens-Gedancken.

6. Von allem Ubel uns erlös, es sind die Zeit und Tage
bös, erlös uns von dem ewigen Tod, und tröst uns in der letz-
ten Noth, beschehr uns allen ein seliges End, nimm unser
Seel in deine Händ.

7. Muß nicht der Mensch immer im Streit seyn auf Er-
den, und seine Tage sind wie eines Taglöhners, wie ein
Knecht sehnet sich nach dem Schatten, und ein Taglöhner, daß
seine Arbeit aus seye. Also habe ich wohl gantze Monden
vergeblich gearbeitet, und elender Nächte sind mir viel wor-
den. Hiob 7, 1. 2. 3.

8. Ach komm, lieber himmlicher Vatter, komm mit einem
seligen Stündlein, gieb dem Satan keine Macht über mich,
und laß mich vor dem Tod nicht erschrecken, dieweil mein
HErr JEsus den Satan überwunden, und mir den Tod in
einen süssen Schlaf verwandelt hat. Thue meiner Seelen
auf die Thür des ewigen seligen Lebens, auf daß ich mit Freu-
den hinein gehe, und all meines Jammers ein Ende werde.
Ach lieber HErr JEsu! wie verlangt mich nach dir, komm
doch bald, und erlöse mich von allem Ubel, und begleite mich
in das ewige selige Leben. O GOtt heiliger Geist, du höchster
Tröster in aller Noth, bleib bey mir mit deinem Trost bis an
meinen letzten Seuffzer, und wann ich nicht mehr reden kan,
so vertritt du mich selber bey GOtt meinem himmlischen
Vatter mit unaussprechlichen Seuffzen. Wann ich nicht
mehr werde sehen oder hören können, ach so öffne du mir mei-
ne Glaubens-Augen, daß ich meinen HErrn JEsum zur
Rechten GOttes sehe, und rede du aber in mein Hertz hinein,
daß ich sanfft und selig von hinnen scheide, und zu dir Drey-
Einigen GOtt ewig kommen möge.

9. Ach HErr Christ! du Morgen-Sterne, der du ewiglich
aufgehst. Sey von mir jetzund nicht ferne, weil mich dein
Blut hat erlöst. Hilff, daß ich mit Fried und Freud mög
von hinnen fahren heut. Ach sey du mein Licht und Strasse,
mich mit Beystand nicht verlasse.

10. Meine Tage sind leichter dahin geflohen, dann ein We-
berspuhl, und sind vergangen. Denn nun werde ich mich
in die Erde legen, und wann man mich Morgen suchet, wer-
de ich nicht da seyn. Hiob 7, 6. 21.

11. O
U u
Sterbens-Gedancken.

6. Von allem Ubel uns erlös, es ſind die Zeit und Tage
bös, erlös uns von dem ewigen Tod, und tröſt uns in der letz-
ten Noth, beſchehr uns allen ein ſeliges End, nimm unſer
Seel in deine Händ.

7. Muß nicht der Menſch immer im Streit ſeyn auf Er-
den, und ſeine Tage ſind wie eines Taglöhners, wie ein
Knecht ſehnet ſich nach dem Schatten, und ein Taglöhner, daß
ſeine Arbeit aus ſeye. Alſo habe ich wohl gantze Monden
vergeblich gearbeitet, und elender Nächte ſind mir viel wor-
den. Hiob 7, 1. 2. 3.

8. Ach komm, lieber himmlicher Vatter, komm mit einem
ſeligen Stündlein, gieb dem Satan keine Macht über mich,
und laß mich vor dem Tod nicht erſchrecken, dieweil mein
HErr JEſus den Satan überwunden, und mir den Tod in
einen ſüſſen Schlaf verwandelt hat. Thue meiner Seelen
auf die Thür des ewigen ſeligen Lebens, auf daß ich mit Freu-
den hinein gehe, und all meines Jammers ein Ende werde.
Ach lieber HErr JEſu! wie verlangt mich nach dir, komm
doch bald, und erlöſe mich von allem Ubel, und begleite mich
in das ewige ſelige Leben. O GOtt heiliger Geiſt, du höchſter
Tröſter in aller Noth, bleib bey mir mit deinem Troſt bis an
meinen letzten Seuffzer, und wann ich nicht mehr reden kan,
ſo vertritt du mich ſelber bey GOtt meinem himmliſchen
Vatter mit unausſprechlichen Seuffzen. Wann ich nicht
mehr werde ſehen oder hören können, ach ſo öffne du mir mei-
ne Glaubens-Augen, daß ich meinen HErrn JEſum zur
Rechten GOttes ſehe, und rede du aber in mein Hertz hinein,
daß ich ſanfft und ſelig von hinnen ſcheide, und zu dir Drey-
Einigen GOtt ewig kommen möge.

9. Ach HErr Chriſt! du Morgen-Sterne, der du ewiglich
aufgehſt. Sey von mir jetzund nicht ferne, weil mich dein
Blut hat erlöst. Hilff, daß ich mit Fried und Freud mög
von hinnen fahren heut. Ach ſey du mein Licht und Straſſe,
mich mit Beyſtand nicht verlaſſe.

10. Meine Tage ſind leichter dahin geflohen, dann ein We-
berſpuhl, und ſind vergangen. Denn nun werde ich mich
in die Erde legen, und wann man mich Morgen ſuchet, wer-
de ich nicht da ſeyn. Hiob 7, 6. 21.

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U u
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[673/0695] Sterbens-Gedancken. 6. Von allem Ubel uns erlös, es ſind die Zeit und Tage bös, erlös uns von dem ewigen Tod, und tröſt uns in der letz- ten Noth, beſchehr uns allen ein ſeliges End, nimm unſer Seel in deine Händ. 7. Muß nicht der Menſch immer im Streit ſeyn auf Er- den, und ſeine Tage ſind wie eines Taglöhners, wie ein Knecht ſehnet ſich nach dem Schatten, und ein Taglöhner, daß ſeine Arbeit aus ſeye. Alſo habe ich wohl gantze Monden vergeblich gearbeitet, und elender Nächte ſind mir viel wor- den. Hiob 7, 1. 2. 3. 8. Ach komm, lieber himmlicher Vatter, komm mit einem ſeligen Stündlein, gieb dem Satan keine Macht über mich, und laß mich vor dem Tod nicht erſchrecken, dieweil mein HErr JEſus den Satan überwunden, und mir den Tod in einen ſüſſen Schlaf verwandelt hat. Thue meiner Seelen auf die Thür des ewigen ſeligen Lebens, auf daß ich mit Freu- den hinein gehe, und all meines Jammers ein Ende werde. Ach lieber HErr JEſu! wie verlangt mich nach dir, komm doch bald, und erlöſe mich von allem Ubel, und begleite mich in das ewige ſelige Leben. O GOtt heiliger Geiſt, du höchſter Tröſter in aller Noth, bleib bey mir mit deinem Troſt bis an meinen letzten Seuffzer, und wann ich nicht mehr reden kan, ſo vertritt du mich ſelber bey GOtt meinem himmliſchen Vatter mit unausſprechlichen Seuffzen. Wann ich nicht mehr werde ſehen oder hören können, ach ſo öffne du mir mei- ne Glaubens-Augen, daß ich meinen HErrn JEſum zur Rechten GOttes ſehe, und rede du aber in mein Hertz hinein, daß ich ſanfft und ſelig von hinnen ſcheide, und zu dir Drey- Einigen GOtt ewig kommen möge. 9. Ach HErr Chriſt! du Morgen-Sterne, der du ewiglich aufgehſt. Sey von mir jetzund nicht ferne, weil mich dein Blut hat erlöst. Hilff, daß ich mit Fried und Freud mög von hinnen fahren heut. Ach ſey du mein Licht und Straſſe, mich mit Beyſtand nicht verlaſſe. 10. Meine Tage ſind leichter dahin geflohen, dann ein We- berſpuhl, und ſind vergangen. Denn nun werde ich mich in die Erde legen, und wann man mich Morgen ſuchet, wer- de ich nicht da ſeyn. Hiob 7, 6. 21. 11. O U u

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/695>, abgerufen am 22.11.2024.