DIe Zeit ist nunmehr nah, HErr JEsu! du bist da; die Wunder, die den Leuten, dein Ankunfft sollen deuten, die sind, wie wir gesehen, in grosser Zahl geschehen.
2. Was soll ich denn nun thun? Ich soll auf dem beruh'n, was du mir hast verheissen, daß du mich wollest reissen, aus meines Grabes Kammer, und allem andern Jammer.
3. Ach JEsu! wie so schön, wird mir alsdann ergeh'n, du wirst mit tausend Blicken mich durch und durch erquicken, wenn ich hie von der Erde, mich zu dir schwingen werde.
4. Ach! was wird doch dein Wort, o süsser Seelen-Hort! was wird doch seyn dein Sprechen, wann dein Hertz wird ausbrechen, zu mir und meinen Brüdern, als deines Leibes Gliedern?
5. Werd ich dann auch für Freud, in solcher Gnaden-Zeit, den Augen ihre Zähren und Thränen können wehren, daß sie mir nicht mit Hauffen auf meine Wangen lauffen?
6. Was für ein schönes Licht, wird mir dein Angesicht, das ich in jenem Leben, werd erstmal sehen, geben! wie wird mir deine Güte entzücken mein Gemüthe!
7. Dein Augen, deinen Mund, dein Leib für mich verwundt, da wir so vest auf trauen, das werd ich alles schauen, auch innig hertzlich grüssen, die Maal an Händ und Füssen.
8. Dir ist allein bewust die ungefälschte Lust, und edle Seelen- Speise, in deinem Paradeise; die kanst du wohl beschreiben, ich kans nicht mehr als gläuben.
9. Doch was ich hie gegläubt, das steht gewiß, und bleibt mein Heil, dem gar nicht gleichen die Güter aller Reichen, all ander Gut vergehet, mein Erbtheil das bestehet.
10. Ach! HErr, mein schönstes Gut, wie wird sich all mein Blut, in allen Adern freuen, und auf das neu erneuen, wenn du mir wirst mit Lachen die Himmels-Thür aufmachen.
11. Komm her, komm, und empfind, o auserwähltes Kind! komm, schmecke was für Gaben, ich und mein Vatter haben: Komm, wirst du sagen, weide, dein Hertz in ew'ger Freude.
12. Ach! o du arme Welt, was ist dein Gold und Geld, hier gegen diese Cronen, und mehr als güldne Thronen, die Christus hingestellet dem Volck, das ihm gefället?
13. Hier ist der Engel Land, der sel'gen Seelen Stand, hie hör ich nichts als singen, hie seh ich nichts als springen; hier ist kein Creutz, kein Leiden, kein Tod, kein bitters Scheiden.
14. Halt ein, mein schwacher Sinn, halt ein, wo denckst du hin?
Willt
Sterbens-Gebetter.
Geſang. Mel. Auf meinen lieben GOtt, ꝛc.
DIe Zeit iſt nunmehr nah, HErr JEſu! du biſt da; die Wunder, die den Leuten, dein Ankunfft ſollen deuten, die ſind, wie wir geſehen, in groſſer Zahl geſchehen.
2. Was ſoll ich denn nun thun? Ich ſoll auf dem beruh’n, was du mir haſt verheiſſen, daß du mich wolleſt reiſſen, aus meines Grabes Kammer, und allem andern Jammer.
3. Ach JEſu! wie ſo ſchön, wird mir alsdann ergeh’n, du wirſt mit tauſend Blicken mich durch und durch erquicken, wenn ich hie von der Erde, mich zu dir ſchwingen werde.
4. Ach! was wird doch dein Wort, o ſüſſer Seelen-Hort! was wird doch ſeyn dein Sprechen, wann dein Hertz wird ausbrechen, zu mir und meinen Brüdern, als deines Leibes Gliedern?
5. Werd ich dann auch für Freud, in ſolcher Gnaden-Zeit, den Augen ihre Zähren und Thränen können wehren, daß ſie mir nicht mit Hauffen auf meine Wangen lauffen?
6. Was für ein ſchönes Licht, wird mir dein Angeſicht, das ich in jenem Leben, werd erſtmal ſehen, geben! wie wird mir deine Güte entzücken mein Gemüthe!
7. Dein Augen, deinen Mund, dein Leib für mich verwundt, da wir ſo veſt auf trauen, das werd ich alles ſchauen, auch innig hertzlich grüſſen, die Maal an Händ und Füſſen.
8. Dir iſt allein bewuſt die ungefälſchte Luſt, und edle Seelen- Speiſe, in deinem Paradeiſe; die kanſt du wohl beſchreiben, ich kans nicht mehr als gläuben.
9. Doch was ich hie gegläubt, das ſteht gewiß, und bleibt mein Heil, dem gar nicht gleichen die Güter aller Reichen, all ander Gut vergehet, mein Erbtheil das beſtehet.
10. Ach! HErr, mein ſchönſtes Gut, wie wird ſich all mein Blut, in allen Adern freuen, und auf das neu erneuen, wenn du mir wirſt mit Lachen die Himmels-Thür aufmachen.
11. Komm her, komm, und empfind, o auserwähltes Kind! komm, ſchmecke was für Gaben, ich und mein Vatter haben: Komm, wirſt du ſagen, weide, dein Hertz in ew’ger Freude.
12. Ach! o du arme Welt, was iſt dein Gold und Geld, hier gegen dieſe Cronen, und mehr als güldne Thronen, die Chriſtus hingeſtellet dem Volck, das ihm gefället?
13. Hier iſt der Engel Land, der ſel’gen Seelen Stand, hie hör ich nichts als ſingen, hie ſeh ich nichts als ſpringen; hier iſt kein Creutz, kein Leiden, kein Tod, kein bitters Scheiden.
14. Halt ein, mein ſchwacher Sinn, halt ein, wo denckſt du hin?
Willt
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Sterbens-Gebetter.
Geſang.
Mel. Auf meinen lieben GOtt, ꝛc.
DIe Zeit iſt nunmehr nah, HErr JEſu! du biſt da; die
Wunder, die den Leuten, dein Ankunfft ſollen deuten, die
ſind, wie wir geſehen, in groſſer Zahl geſchehen.
2. Was ſoll ich denn nun thun? Ich ſoll auf dem beruh’n, was
du mir haſt verheiſſen, daß du mich wolleſt reiſſen, aus meines
Grabes Kammer, und allem andern Jammer.
3. Ach JEſu! wie ſo ſchön, wird mir alsdann ergeh’n, du wirſt
mit tauſend Blicken mich durch und durch erquicken, wenn ich hie
von der Erde, mich zu dir ſchwingen werde.
4. Ach! was wird doch dein Wort, o ſüſſer Seelen-Hort! was
wird doch ſeyn dein Sprechen, wann dein Hertz wird ausbrechen,
zu mir und meinen Brüdern, als deines Leibes Gliedern?
5. Werd ich dann auch für Freud, in ſolcher Gnaden-Zeit, den
Augen ihre Zähren und Thränen können wehren, daß ſie mir nicht
mit Hauffen auf meine Wangen lauffen?
6. Was für ein ſchönes Licht, wird mir dein Angeſicht, das ich
in jenem Leben, werd erſtmal ſehen, geben! wie wird mir deine
Güte entzücken mein Gemüthe!
7. Dein Augen, deinen Mund, dein Leib für mich verwundt,
da wir ſo veſt auf trauen, das werd ich alles ſchauen, auch innig
hertzlich grüſſen, die Maal an Händ und Füſſen.
8. Dir iſt allein bewuſt die ungefälſchte Luſt, und edle Seelen-
Speiſe, in deinem Paradeiſe; die kanſt du wohl beſchreiben, ich
kans nicht mehr als gläuben.
9. Doch was ich hie gegläubt, das ſteht gewiß, und bleibt
mein Heil, dem gar nicht gleichen die Güter aller Reichen, all
ander Gut vergehet, mein Erbtheil das beſtehet.
10. Ach! HErr, mein ſchönſtes Gut, wie wird ſich all mein
Blut, in allen Adern freuen, und auf das neu erneuen, wenn
du mir wirſt mit Lachen die Himmels-Thür aufmachen.
11. Komm her, komm, und empfind, o auserwähltes Kind!
komm, ſchmecke was für Gaben, ich und mein Vatter haben:
Komm, wirſt du ſagen, weide, dein Hertz in ew’ger Freude.
12. Ach! o du arme Welt, was iſt dein Gold und Geld, hier
gegen dieſe Cronen, und mehr als güldne Thronen, die Chriſtus
hingeſtellet dem Volck, das ihm gefället?
13. Hier iſt der Engel Land, der ſel’gen Seelen Stand, hie
hör ich nichts als ſingen, hie ſeh ich nichts als ſpringen; hier iſt
kein Creutz, kein Leiden, kein Tod, kein bitters Scheiden.
14. Halt ein, mein ſchwacher Sinn, halt ein, wo denckſt du hin?
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/688>, abgerufen am 23.11.2024.
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