Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett in Kranckheit.
bin ich gebohren, in Sünden aufgewachsen,
und meine beste Wercke sind mit lauter
Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe
ich mit Sünden zubracht. Dein Wort
habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach
gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan-
delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe,
und seine Hand ist Tag und Nacht schwer
über mir; seine Gerichte sind recht, ich
aber muß mich schämen, weil ich leide, was
meine Sünden werth seyn: Und wohl ver-
dient habe, daß mir der Sünden Sold und
Lohn mit vollem Gewichte dargewogen
wird. Darum komm immer her, du bit-
terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch,
daß mir diese Last aus Liebe kommt: Dann
das ist ja die Gewohnheit meines Vatters,
daß er den schlägt, welchen er liebet: Ob es
zwar der Vernunfft schwer zu fassen, und
Fleisch und Blut sauer ankommt, so ist es
doch wahr, daß in deinen Schlägen, o
GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei-
ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit-
te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat-

ter
T t

Gebett in Kranckheit.
bin ich gebohren, in Sünden aufgewachſen,
und meine beſte Wercke ſind mit lauter
Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe
ich mit Sünden zubracht. Dein Wort
habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach
gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan-
delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe,
und ſeine Hand iſt Tag und Nacht ſchwer
über mir; ſeine Gerichte ſind recht, ich
aber muß mich ſchämen, weil ich leide, was
meine Sünden werth ſeyn: Und wohl ver-
dient habe, daß mir der Sünden Sold und
Lohn mit vollem Gewichte dargewogen
wird. Darum komm immer her, du bit-
terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch,
daß mir dieſe Laſt aus Liebe kommt: Dann
das iſt ja die Gewohnheit meines Vatters,
daß er den ſchlägt, welchen er liebet: Ob es
zwar der Vernunfft ſchwer zu faſſen, und
Fleiſch und Blut ſauer ankommt, ſo iſt es
doch wahr, daß in deinen Schlägen, o
GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei-
ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit-
te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat-

ter
T t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0679" n="657"/><fw place="top" type="header">Gebett in Kranckheit.</fw><lb/>
bin ich gebohren, in Sünden aufgewach&#x017F;en,<lb/>
und meine be&#x017F;te Wercke &#x017F;ind mit lauter<lb/>
Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe<lb/>
ich mit Sünden zubracht. Dein Wort<lb/>
habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach<lb/>
gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan-<lb/>
delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe,<lb/>
und &#x017F;eine Hand i&#x017F;t Tag und Nacht &#x017F;chwer<lb/>
über mir; &#x017F;eine Gerichte &#x017F;ind recht, ich<lb/>
aber muß mich &#x017F;chämen, weil ich leide, was<lb/>
meine Sünden werth &#x017F;eyn: Und wohl ver-<lb/>
dient habe, daß mir der Sünden Sold und<lb/>
Lohn mit vollem Gewichte dargewogen<lb/>
wird. Darum komm immer her, du bit-<lb/>
terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch,<lb/>
daß mir die&#x017F;e La&#x017F;t aus Liebe kommt: Dann<lb/>
das i&#x017F;t ja die Gewohnheit meines Vatters,<lb/>
daß er den &#x017F;chlägt, welchen er liebet: Ob es<lb/>
zwar der Vernunfft &#x017F;chwer zu fa&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
Flei&#x017F;ch und Blut &#x017F;auer ankommt, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
doch wahr, daß in deinen Schlägen, o<lb/>
GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei-<lb/>
ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit-<lb/>
te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t</fw><fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[657/0679] Gebett in Kranckheit. bin ich gebohren, in Sünden aufgewachſen, und meine beſte Wercke ſind mit lauter Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe ich mit Sünden zubracht. Dein Wort habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan- delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe, und ſeine Hand iſt Tag und Nacht ſchwer über mir; ſeine Gerichte ſind recht, ich aber muß mich ſchämen, weil ich leide, was meine Sünden werth ſeyn: Und wohl ver- dient habe, daß mir der Sünden Sold und Lohn mit vollem Gewichte dargewogen wird. Darum komm immer her, du bit- terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch, daß mir dieſe Laſt aus Liebe kommt: Dann das iſt ja die Gewohnheit meines Vatters, daß er den ſchlägt, welchen er liebet: Ob es zwar der Vernunfft ſchwer zu faſſen, und Fleiſch und Blut ſauer ankommt, ſo iſt es doch wahr, daß in deinen Schlägen, o GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei- ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit- te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat- ter T t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/679
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/679>, abgerufen am 23.07.2024.