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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett einer armen Wittwe.
Ich will anhalten an meinem Gebett, Tag und
Nacht, und meine Hertzens-Lust in einem gemein-
samen Umgang mit dir meinem GOtt suchen. Ver-
mehre meine Gedult, und bestätige meine Hoffnung:
Und wann endlich mein Sterb - Stündlein kommt,
so nimm mich auf an den Ort der ewigen Freude, da
ich die Meinigen, die ich verlohren habe, werde
wieder finden, und mich mit ihnen in deinem An-
schauen werde ewig ergötzen. Amen.

Gebett einer armen Wittwe.
Ruth 1, 20. Heisset mich nicht Naemi, sondern Marah, dann der Allmächtige
hat mich sehr betrübet.

HErr Zebaoth! der du dich einen Vatter der
Wälsen und einen Richter der Wittwen nen-
nest, ich armes betrübtes Weib komme zu dir mit
Thränen: zwar darff ich dir die Ursache meines Wei-
nens nicht erst erzählen, sintemal du alles weissest,
denn du hast mir, um meiner Sünde willen, mei-
nen besten Schatz auf Erden hinweg genommen, die
Crone meines Haupts hast du zerbrochen, ich bin
eine elende und trostlose Wittwe, über die alle Wet-
ter gehen, ich wache in Unruh und bin wie ein einsa-
mer Vogel auf dem Dache, ich darff nicht fragen,
warum der Tod meinen lieben Ehegatten geraubet;
das macht dein Zorn, daß wir so vergehen, und
dein Grimm, daß wir so plötzlich dahin müssen.
Der Tod ist zu unsern Fenstern herein gefallen. O
wehe! daß wir so gesündiget haben. Darum hast
du mich auch voll Jammers gemacht am Tage dei-

nes

Gebett einer armen Wittwe.
Ich will anhalten an meinem Gebett, Tag und
Nacht, und meine Hertzens-Luſt in einem gemein-
ſamen Umgang mit dir meinem GOtt ſuchen. Ver-
mehre meine Gedult, und beſtätige meine Hoffnung:
Und wann endlich mein Sterb - Stündlein kommt,
ſo nimm mich auf an den Ort der ewigen Freude, da
ich die Meinigen, die ich verlohren habe, werde
wieder finden, und mich mit ihnen in deinem An-
ſchauen werde ewig ergötzen. Amen.

Gebett einer armen Wittwe.
Ruth 1, 20. Heiſſet mich nicht Naemi, ſondern Marah, dann der Allmächtige
hat mich ſehr betrübet.

HErr Zebaoth! der du dich einen Vatter der
Wälſen und einen Richter der Wittwen nen-
neſt, ich armes betrübtes Weib komme zu dir mit
Thränen: zwar darff ich dir die Urſache meines Wei-
nens nicht erſt erzählen, ſintemal du alles weiſſeſt,
denn du haſt mir, um meiner Sünde willen, mei-
nen beſten Schatz auf Erden hinweg genommen, die
Crone meines Haupts haſt du zerbrochen, ich bin
eine elende und troſtloſe Wittwe, über die alle Wet-
ter gehen, ich wache in Unruh und bin wie ein einſa-
mer Vogel auf dem Dache, ich darff nicht fragen,
warum der Tod meinen lieben Ehegatten geraubet;
das macht dein Zorn, daß wir ſo vergehen, und
dein Grimm, daß wir ſo plötzlich dahin müſſen.
Der Tod iſt zu unſern Fenſtern herein gefallen. O
wehe! daß wir ſo geſündiget haben. Darum haſt
du mich auch voll Jammers gemacht am Tage dei-

nes
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[550/0572] Gebett einer armen Wittwe. Ich will anhalten an meinem Gebett, Tag und Nacht, und meine Hertzens-Luſt in einem gemein- ſamen Umgang mit dir meinem GOtt ſuchen. Ver- mehre meine Gedult, und beſtätige meine Hoffnung: Und wann endlich mein Sterb - Stündlein kommt, ſo nimm mich auf an den Ort der ewigen Freude, da ich die Meinigen, die ich verlohren habe, werde wieder finden, und mich mit ihnen in deinem An- ſchauen werde ewig ergötzen. Amen. Gebett einer armen Wittwe. Ruth 1, 20. Heiſſet mich nicht Naemi, ſondern Marah, dann der Allmächtige hat mich ſehr betrübet. HErr Zebaoth! der du dich einen Vatter der Wälſen und einen Richter der Wittwen nen- neſt, ich armes betrübtes Weib komme zu dir mit Thränen: zwar darff ich dir die Urſache meines Wei- nens nicht erſt erzählen, ſintemal du alles weiſſeſt, denn du haſt mir, um meiner Sünde willen, mei- nen beſten Schatz auf Erden hinweg genommen, die Crone meines Haupts haſt du zerbrochen, ich bin eine elende und troſtloſe Wittwe, über die alle Wet- ter gehen, ich wache in Unruh und bin wie ein einſa- mer Vogel auf dem Dache, ich darff nicht fragen, warum der Tod meinen lieben Ehegatten geraubet; das macht dein Zorn, daß wir ſo vergehen, und dein Grimm, daß wir ſo plötzlich dahin müſſen. Der Tod iſt zu unſern Fenſtern herein gefallen. O wehe! daß wir ſo geſündiget haben. Darum haſt du mich auch voll Jammers gemacht am Tage dei- nes

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/572>, abgerufen am 23.11.2024.