Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett der Eheleute,
Zorn gereitzt: Wir sind nicht danckbar genug gewe-
sen vor das Gute, womit du uns so reichlich über-
schüttet hast; sondern haben manchmal mit Un-
danck deine grosse Wohlthaten vergolten: Wir ha-
ben gar offt ein Mißtrauen gesetzt in deine heilige und
allzeit gute Providentz und Vorsehung: In Creutz
und Trübsalen sind wir zuweilen ungedultig gewor-
den: In unserm Gebett sind wir kaltsinnig und nach-
läßig gewesen: Auch haben wir nicht allemal unse-
re Kinder so sorgfältig vom Bösen ab - und zum.
Guten angehalten, wie wir hätten thun sollen: Die-
se und alle übrige Sünden, die im Ehestand sonst
vorzugehen pflegen, wollest du uns gnädiglich ver-
zeihen um deines lieben Sohns JEsu Christi willen.

Lieber GOtt! wie eilet doch unsere Lebens - Zeit
dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die
wir zusammen gelebt haben, kommen sie uns vor, als
einzele Tage: Wie viel Gutes hast du uns darinn
wiederfahren lassen! wie viel Böses hast du mit Ge-
dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberrest
unserer Tage, die wir in der Welt noch zusammen
leben sollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man-
chen Eheleuten hast du das Vergnügen nicht gegön-
net, so lang zusammen zu leben, sondern einen Ehe-
gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß
das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen-
Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die
kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch
sich gar zu bald beraubet sehen müssen des liebreichen
Umgangs, wodurch eins dem andern viel Verdrieß-

lich-

Gebett der Eheleute,
Zorn gereitzt: Wir ſind nicht danckbar genug gewe-
ſen vor das Gute, womit du uns ſo reichlich über-
ſchüttet haſt; ſondern haben manchmal mit Un-
danck deine groſſe Wohlthaten vergolten: Wir ha-
ben gar offt ein Mißtrauen geſetzt in deine heilige und
allzeit gute Providentz und Vorſehung: In Creutz
und Trübſalen ſind wir zuweilen ungedultig gewor-
den: In unſerm Gebett ſind wir kaltſinnig und nach-
läßig geweſen: Auch haben wir nicht allemal unſe-
re Kinder ſo ſorgfältig vom Böſen ab - und zum.
Guten angehalten, wie wir hätten thun ſollen: Die-
ſe und alle übrige Sünden, die im Eheſtand ſonſt
vorzugehen pflegen, wolleſt du uns gnädiglich ver-
zeihen um deines lieben Sohns JEſu Chriſti willen.

Lieber GOtt! wie eilet doch unſere Lebens - Zeit
dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die
wir zuſammen gelebt haben, kommen ſie uns vor, als
einzele Tage: Wie viel Gutes haſt du uns darinn
wiederfahren laſſen! wie viel Böſes haſt du mit Ge-
dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberreſt
unſerer Tage, die wir in der Welt noch zuſammen
leben ſollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man-
chen Eheleuten haſt du das Vergnügen nicht gegön-
net, ſo lang zuſammen zu leben, ſondern einen Ehe-
gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß
das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen-
Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die
kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch
ſich gar zu bald beraubet ſehen müſſen des liebreichen
Umgangs, wodurch eins dem andern viel Verdrieß-

lich-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0508" n="486"/><fw place="top" type="header">Gebett der Eheleute,</fw><lb/>
Zorn gereitzt: Wir &#x017F;ind nicht danckbar genug gewe-<lb/>
&#x017F;en vor das Gute, womit du uns &#x017F;o reichlich über-<lb/>
&#x017F;chüttet ha&#x017F;t; &#x017F;ondern haben manchmal mit Un-<lb/>
danck deine gro&#x017F;&#x017F;e Wohlthaten vergolten: Wir ha-<lb/>
ben gar offt ein Mißtrauen ge&#x017F;etzt in deine heilige und<lb/>
allzeit gute Providentz und Vor&#x017F;ehung: In Creutz<lb/>
und Trüb&#x017F;alen &#x017F;ind wir zuweilen ungedultig gewor-<lb/>
den: In un&#x017F;erm Gebett &#x017F;ind wir kalt&#x017F;innig und nach-<lb/>
läßig gewe&#x017F;en: Auch haben wir nicht allemal un&#x017F;e-<lb/>
re Kinder &#x017F;o &#x017F;orgfältig vom Bö&#x017F;en ab - und zum.<lb/>
Guten angehalten, wie wir hätten thun &#x017F;ollen: Die-<lb/>
&#x017F;e und alle übrige Sünden, die im Ehe&#x017F;tand &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
vorzugehen pflegen, wolle&#x017F;t du uns gnädiglich ver-<lb/>
zeihen um deines lieben Sohns JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti willen.</p><lb/>
          <p>Lieber GOtt! wie eilet doch un&#x017F;ere Lebens - Zeit<lb/>
dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die<lb/>
wir zu&#x017F;ammen gelebt haben, kommen &#x017F;ie uns vor, als<lb/>
einzele Tage: Wie viel Gutes ha&#x017F;t du uns darinn<lb/>
wiederfahren la&#x017F;&#x017F;en! wie viel Bö&#x017F;es ha&#x017F;t du mit Ge-<lb/>
dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberre&#x017F;t<lb/>
un&#x017F;erer Tage, die wir in der Welt noch zu&#x017F;ammen<lb/>
leben &#x017F;ollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man-<lb/>
chen Eheleuten ha&#x017F;t du das Vergnügen nicht gegön-<lb/>
net, &#x017F;o lang zu&#x017F;ammen zu leben, &#x017F;ondern einen Ehe-<lb/>
gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß<lb/>
das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen-<lb/>
Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die<lb/>
kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch<lb/>
&#x017F;ich gar zu bald beraubet &#x017F;ehen mü&#x017F;&#x017F;en des liebreichen<lb/>
Umgangs, wodurch eins dem andern viel Verdrieß-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0508] Gebett der Eheleute, Zorn gereitzt: Wir ſind nicht danckbar genug gewe- ſen vor das Gute, womit du uns ſo reichlich über- ſchüttet haſt; ſondern haben manchmal mit Un- danck deine groſſe Wohlthaten vergolten: Wir ha- ben gar offt ein Mißtrauen geſetzt in deine heilige und allzeit gute Providentz und Vorſehung: In Creutz und Trübſalen ſind wir zuweilen ungedultig gewor- den: In unſerm Gebett ſind wir kaltſinnig und nach- läßig geweſen: Auch haben wir nicht allemal unſe- re Kinder ſo ſorgfältig vom Böſen ab - und zum. Guten angehalten, wie wir hätten thun ſollen: Die- ſe und alle übrige Sünden, die im Eheſtand ſonſt vorzugehen pflegen, wolleſt du uns gnädiglich ver- zeihen um deines lieben Sohns JEſu Chriſti willen. Lieber GOtt! wie eilet doch unſere Lebens - Zeit dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die wir zuſammen gelebt haben, kommen ſie uns vor, als einzele Tage: Wie viel Gutes haſt du uns darinn wiederfahren laſſen! wie viel Böſes haſt du mit Ge- dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberreſt unſerer Tage, die wir in der Welt noch zuſammen leben ſollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man- chen Eheleuten haſt du das Vergnügen nicht gegön- net, ſo lang zuſammen zu leben, ſondern einen Ehe- gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen- Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch ſich gar zu bald beraubet ſehen müſſen des liebreichen Umgangs, wodurch eins dem andern viel Verdrieß- lich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/508
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/508>, abgerufen am 23.07.2024.