Zorn gereitzt: Wir sind nicht danckbar genug gewe- sen vor das Gute, womit du uns so reichlich über- schüttet hast; sondern haben manchmal mit Un- danck deine grosse Wohlthaten vergolten: Wir ha- ben gar offt ein Mißtrauen gesetzt in deine heilige und allzeit gute Providentz und Vorsehung: In Creutz und Trübsalen sind wir zuweilen ungedultig gewor- den: In unserm Gebett sind wir kaltsinnig und nach- läßig gewesen: Auch haben wir nicht allemal unse- re Kinder so sorgfältig vom Bösen ab - und zum. Guten angehalten, wie wir hätten thun sollen: Die- se und alle übrige Sünden, die im Ehestand sonst vorzugehen pflegen, wollest du uns gnädiglich ver- zeihen um deines lieben Sohns JEsu Christi willen.
Lieber GOtt! wie eilet doch unsere Lebens - Zeit dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die wir zusammen gelebt haben, kommen sie uns vor, als einzele Tage: Wie viel Gutes hast du uns darinn wiederfahren lassen! wie viel Böses hast du mit Ge- dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberrest unserer Tage, die wir in der Welt noch zusammen leben sollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man- chen Eheleuten hast du das Vergnügen nicht gegön- net, so lang zusammen zu leben, sondern einen Ehe- gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen- Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch sich gar zu bald beraubet sehen müssen des liebreichen Umgangs, wodurch eins dem andern viel Verdrieß-
lich-
Gebett der Eheleute,
Zorn gereitzt: Wir ſind nicht danckbar genug gewe- ſen vor das Gute, womit du uns ſo reichlich über- ſchüttet haſt; ſondern haben manchmal mit Un- danck deine groſſe Wohlthaten vergolten: Wir ha- ben gar offt ein Mißtrauen geſetzt in deine heilige und allzeit gute Providentz und Vorſehung: In Creutz und Trübſalen ſind wir zuweilen ungedultig gewor- den: In unſerm Gebett ſind wir kaltſinnig und nach- läßig geweſen: Auch haben wir nicht allemal unſe- re Kinder ſo ſorgfältig vom Böſen ab - und zum. Guten angehalten, wie wir hätten thun ſollen: Die- ſe und alle übrige Sünden, die im Eheſtand ſonſt vorzugehen pflegen, wolleſt du uns gnädiglich ver- zeihen um deines lieben Sohns JEſu Chriſti willen.
Lieber GOtt! wie eilet doch unſere Lebens - Zeit dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die wir zuſammen gelebt haben, kommen ſie uns vor, als einzele Tage: Wie viel Gutes haſt du uns darinn wiederfahren laſſen! wie viel Böſes haſt du mit Ge- dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberreſt unſerer Tage, die wir in der Welt noch zuſammen leben ſollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man- chen Eheleuten haſt du das Vergnügen nicht gegön- net, ſo lang zuſammen zu leben, ſondern einen Ehe- gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen- Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch ſich gar zu bald beraubet ſehen müſſen des liebreichen Umgangs, wodurch eins dem andern viel Verdrieß-
lich-
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Gebett der Eheleute,
Zorn gereitzt: Wir ſind nicht danckbar genug gewe-
ſen vor das Gute, womit du uns ſo reichlich über-
ſchüttet haſt; ſondern haben manchmal mit Un-
danck deine groſſe Wohlthaten vergolten: Wir ha-
ben gar offt ein Mißtrauen geſetzt in deine heilige und
allzeit gute Providentz und Vorſehung: In Creutz
und Trübſalen ſind wir zuweilen ungedultig gewor-
den: In unſerm Gebett ſind wir kaltſinnig und nach-
läßig geweſen: Auch haben wir nicht allemal unſe-
re Kinder ſo ſorgfältig vom Böſen ab - und zum.
Guten angehalten, wie wir hätten thun ſollen: Die-
ſe und alle übrige Sünden, die im Eheſtand ſonſt
vorzugehen pflegen, wolleſt du uns gnädiglich ver-
zeihen um deines lieben Sohns JEſu Chriſti willen.
Lieber GOtt! wie eilet doch unſere Lebens - Zeit
dahin: Wann wir zurück dencken auf die Jahre, die
wir zuſammen gelebt haben, kommen ſie uns vor, als
einzele Tage: Wie viel Gutes haſt du uns darinn
wiederfahren laſſen! wie viel Böſes haſt du mit Ge-
dult überwinden helffen, laß uns doch den Uberreſt
unſerer Tage, die wir in der Welt noch zuſammen
leben ſollen, in deiner Furcht zubringen. Wie man-
chen Eheleuten haſt du das Vergnügen nicht gegön-
net, ſo lang zuſammen zu leben, ſondern einen Ehe-
gatten von dem andern frühzeitig abgefordert, daß
das Ubergebliebene in dem betrübten Wittwen-
Stand leben, ein Theil der Hülffe entbehren, die
kleinen und unmündigen Kinder zu erziehen, auch
ſich gar zu bald beraubet ſehen müſſen des liebreichen
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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