würde ich nichts anders seyn, dann ein thönendes Ertz und eine klingende Schälle. Ich würde dich als- dann nur ehren mit meinen Lippen, aber mein Hertz würde ferne von dir seyn: Mein Predig-Amt wür- de nur ein gethanes Lippen-Werck seyn, ohne Geist und Krafft, ohne Nachdruck und Leben: Und ich würde andere suchen zu erhalten, und selbst verloh- ren gehen: Davor bewahre mich doch, mein Ertz- Hirt und Erlöser! um deiner theuren Wunden, und um deiner kräfftigen Fürbitte willen.
Wann ich auf die Canzel, als mein Thabor, stei- ge, so laß mich der Welt vergessen, und vom Glantz deiner Herrlichkeit eingenommen, die grossen Tha- ten GOttes mit einer heiligen Beredtsamkeit aus- sprechen, und Sündern ans Hertz reden: Laß mich keine Menschen-Furcht abschrecken, einreissende Sünden und Laster zu bestraffen, sondern mit einem heiligen Eifer, Seelen warnen, die verlohren gehen wollen: Damit kein verwahrlostes Blut von mei- nen Händen gefordert werden möge. Laß mich mein gantzes Werck davon machen, Seelen zu retten, das Reich des Satans zu zerstöhren, und dein Kö- nigreich, HErr JEsu! auszubreiten.
Gieb mir die Gabe, die göttliche Wahrheiten dei- nes Worts klar und deutlich vorzustellen, dieselbe an die Hertzen und Gewissen meiner Zuhörer über- zeugend anzubringen, beweglich und mit einer drin- genden Krafft zu vermahnen, auch denen müden Seelen Trost zuzusprechen.
Laß dein Wort seyn wie ein Hammer, der Felsen
zer-
G g 4
Gebett eines Predigers und Lehrers.
würde ich nichts anders ſeyn, dann ein thönendes Ertz und eine klingende Schälle. Ich würde dich als- dann nur ehren mit meinen Lippen, aber mein Hertz würde ferne von dir ſeyn: Mein Predig-Amt wür- de nur ein gethanes Lippen-Werck ſeyn, ohne Geiſt und Krafft, ohne Nachdruck und Leben: Und ich würde andere ſuchen zu erhalten, und ſelbſt verloh- ren gehen: Davor bewahre mich doch, mein Ertz- Hirt und Erlöſer! um deiner theuren Wunden, und um deiner kräfftigen Fürbitte willen.
Wann ich auf die Canzel, als mein Thabor, ſtei- ge, ſo laß mich der Welt vergeſſen, und vom Glantz deiner Herrlichkeit eingenommen, die groſſen Tha- ten GOttes mit einer heiligen Beredtſamkeit aus- ſprechen, und Sündern ans Hertz reden: Laß mich keine Menſchen-Furcht abſchrecken, einreiſſende Sünden und Laſter zu beſtraffen, ſondern mit einem heiligen Eifer, Seelen warnen, die verlohren gehen wollen: Damit kein verwahrlostes Blut von mei- nen Händen gefordert werden möge. Laß mich mein gantzes Werck davon machen, Seelen zu retten, das Reich des Satans zu zerſtöhren, und dein Kö- nigreich, HErr JEſu! auszubreiten.
Gieb mir die Gabe, die göttliche Wahrheiten dei- nes Worts klar und deutlich vorzuſtellen, dieſelbe an die Hertzen und Gewiſſen meiner Zuhörer über- zeugend anzubringen, beweglich und mit einer drin- genden Krafft zu vermahnen, auch denen müden Seelen Troſt zuzuſprechen.
Laß dein Wort ſeyn wie ein Hammer, der Felſen
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Gebett eines Predigers und Lehrers.
würde ich nichts anders ſeyn, dann ein thönendes Ertz
und eine klingende Schälle. Ich würde dich als-
dann nur ehren mit meinen Lippen, aber mein Hertz
würde ferne von dir ſeyn: Mein Predig-Amt wür-
de nur ein gethanes Lippen-Werck ſeyn, ohne Geiſt
und Krafft, ohne Nachdruck und Leben: Und ich
würde andere ſuchen zu erhalten, und ſelbſt verloh-
ren gehen: Davor bewahre mich doch, mein Ertz-
Hirt und Erlöſer! um deiner theuren Wunden, und
um deiner kräfftigen Fürbitte willen.
Wann ich auf die Canzel, als mein Thabor, ſtei-
ge, ſo laß mich der Welt vergeſſen, und vom Glantz
deiner Herrlichkeit eingenommen, die groſſen Tha-
ten GOttes mit einer heiligen Beredtſamkeit aus-
ſprechen, und Sündern ans Hertz reden: Laß mich
keine Menſchen-Furcht abſchrecken, einreiſſende
Sünden und Laſter zu beſtraffen, ſondern mit einem
heiligen Eifer, Seelen warnen, die verlohren gehen
wollen: Damit kein verwahrlostes Blut von mei-
nen Händen gefordert werden möge. Laß mich mein
gantzes Werck davon machen, Seelen zu retten,
das Reich des Satans zu zerſtöhren, und dein Kö-
nigreich, HErr JEſu! auszubreiten.
Gieb mir die Gabe, die göttliche Wahrheiten dei-
nes Worts klar und deutlich vorzuſtellen, dieſelbe
an die Hertzen und Gewiſſen meiner Zuhörer über-
zeugend anzubringen, beweglich und mit einer drin-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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