Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett wider alle versuchende
Trachten, das in meinem noch nicht völlig
gereinigten Hertzen sich reget. Ach ich
elender Mensch! wer wird mich erlösen von
dem Leib dieses Todes, den ich mit mir
schleppe: Du hast mich erlöset, HErr JE-
su! davor dancke ich dir hertzlich, aber es
hat dir beliebt, noch einige Philister über
zu lassen, in dem erlösten Canaan meines
Hertzens mich in dem geistlichen Kampf
mit Fleisch und Blut zu üben, damit ich
mich nicht dürffe auf meine eigene Kräffte
verlassen, sondern allein auf deine Gnade.
Die suche ich durch mein innbrünstiges Ge-
bett, du hast mir die Gnade gegeben, sol-
che heimliche Greuel zu hassen, ich verflu-
che und vermaledeye auch diese unreine gar-
stige Gedancken, kämpfe dargegen, und
beseuffze, daß der Kampf, worinn solchen
unreinen Begierden zu widerstehen, so rein
nicht abgehe, so daß auch die erste sündliche
Einfälle ohne sündliche Lust kaum so bald
vertrieben werden können, daß meine See-
le nicht sollte durch die allererste sündliche
Bewegung befleckt werden, durch das Rin-

gen

Gebett wider alle verſuchende
Trachten, das in meinem noch nicht völlig
gereinigten Hertzen ſich reget. Ach ich
elender Menſch! wer wird mich erlöſen von
dem Leib dieſes Todes, den ich mit mir
ſchleppe: Du haſt mich erlöſet, HErr JE-
ſu! davor dancke ich dir hertzlich, aber es
hat dir beliebt, noch einige Philiſter über
zu laſſen, in dem erlösten Canaan meines
Hertzens mich in dem geiſtlichen Kampf
mit Fleiſch und Blut zu üben, damit ich
mich nicht dürffe auf meine eigene Kräffte
verlaſſen, ſondern allein auf deine Gnade.
Die ſuche ich durch mein innbrünſtiges Ge-
bett, du haſt mir die Gnade gegeben, ſol-
che heimliche Greuel zu haſſen, ich verflu-
che und vermaledeye auch dieſe unreine gar-
ſtige Gedancken, kämpfe dargegen, und
beſeuffze, daß der Kampf, worinn ſolchen
unreinen Begierden zu widerſtehen, ſo rein
nicht abgehe, ſo daß auch die erſte ſündliche
Einfälle ohne ſündliche Luſt kaum ſo bald
vertrieben werden können, daß meine See-
le nicht ſollte durch die allererſte ſündliche
Bewegung befleckt werden, durch das Rin-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0454" n="432"/><fw place="top" type="header">Gebett wider alle ver&#x017F;uchende</fw><lb/>
Trachten, das in meinem noch nicht völlig<lb/>
gereinigten Hertzen &#x017F;ich reget. Ach ich<lb/>
elender Men&#x017F;ch! wer wird mich erlö&#x017F;en von<lb/>
dem Leib die&#x017F;es Todes, den ich mit mir<lb/>
&#x017F;chleppe: Du ha&#x017F;t mich erlö&#x017F;et, HErr JE-<lb/>
&#x017F;u! davor dancke ich dir hertzlich, aber es<lb/>
hat dir beliebt, noch einige Phili&#x017F;ter über<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, in dem erlösten Canaan meines<lb/>
Hertzens mich in dem gei&#x017F;tlichen Kampf<lb/>
mit Flei&#x017F;ch und Blut zu üben, damit ich<lb/>
mich nicht dürffe auf meine eigene Kräffte<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern allein auf deine Gnade.<lb/>
Die &#x017F;uche ich durch mein innbrün&#x017F;tiges Ge-<lb/>
bett, du ha&#x017F;t mir die Gnade gegeben, &#x017F;ol-<lb/>
che heimliche Greuel zu ha&#x017F;&#x017F;en, ich verflu-<lb/>
che und vermaledeye auch die&#x017F;e unreine gar-<lb/>
&#x017F;tige Gedancken, kämpfe dargegen, und<lb/>
be&#x017F;euffze, daß der Kampf, worinn &#x017F;olchen<lb/>
unreinen Begierden zu wider&#x017F;tehen, &#x017F;o rein<lb/>
nicht abgehe, &#x017F;o daß auch die er&#x017F;te &#x017F;ündliche<lb/>
Einfälle ohne &#x017F;ündliche Lu&#x017F;t kaum &#x017F;o bald<lb/>
vertrieben werden können, daß meine See-<lb/>
le nicht &#x017F;ollte durch die allerer&#x017F;te &#x017F;ündliche<lb/>
Bewegung befleckt werden, durch das Rin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0454] Gebett wider alle verſuchende Trachten, das in meinem noch nicht völlig gereinigten Hertzen ſich reget. Ach ich elender Menſch! wer wird mich erlöſen von dem Leib dieſes Todes, den ich mit mir ſchleppe: Du haſt mich erlöſet, HErr JE- ſu! davor dancke ich dir hertzlich, aber es hat dir beliebt, noch einige Philiſter über zu laſſen, in dem erlösten Canaan meines Hertzens mich in dem geiſtlichen Kampf mit Fleiſch und Blut zu üben, damit ich mich nicht dürffe auf meine eigene Kräffte verlaſſen, ſondern allein auf deine Gnade. Die ſuche ich durch mein innbrünſtiges Ge- bett, du haſt mir die Gnade gegeben, ſol- che heimliche Greuel zu haſſen, ich verflu- che und vermaledeye auch dieſe unreine gar- ſtige Gedancken, kämpfe dargegen, und beſeuffze, daß der Kampf, worinn ſolchen unreinen Begierden zu widerſtehen, ſo rein nicht abgehe, ſo daß auch die erſte ſündliche Einfälle ohne ſündliche Luſt kaum ſo bald vertrieben werden können, daß meine See- le nicht ſollte durch die allererſte ſündliche Bewegung befleckt werden, durch das Rin- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/454
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/454>, abgerufen am 22.11.2024.