HEilig, heilig, heiliger GOtt! dessen Wege un- erforschlich, und dessen Wercke unergründlich seyn: Du machest arm und machest reich, ernie- drigest und erhöhest. Diß zeigt uns die traurige Er- fahrung deren, die in ihrem Elend auch zu uns ihre Zuflucht nehmen. Ach HErr! was sind wir doch vor jenen, auf welchen der Thurn der kümmer- lichen Armuth gefallen: Sind wir gerechter als sie? Ach nein! sondern wann du mit uns nach Necht verfahren wolltest, würde uns nicht besser, als je- nen, ergehen. Ach HErr! es sind Züchtigungen, die von deiner vätterlichen Hand kommen: Gieb, daß wir uns bekehren mögen, daß uns nicht auch der- gleichen wohlverdiente Straffen treffen. Noch ver- gönnest du uns, unter unserm Weinstock und Fei- genbaum, in Ruhe zu wohnen, und unser Brod in Frieden zu essen; auch haben wir, mildreicher GOtt! über deine Gaben nicht zu klagen: Sind es schon nicht grosse Schätze, so ist es dennoch ein bescheide- nes Theil, das uns deine gütige Vatter-Hand gön- net. Darum gieb, daß wir auch nicht vergessen, wohlzuthun und mitzutheilen: Es ist dein Befehl, o Vatter! und deine Kinder sind willig: Können wir schon nicht solche Schätze zusammen bringen, den Armen mitzutheilen, wie diejenige, die du mit Uberfluß gesegnet hast: So wirst du dennoch auch unsere geringe Gabe nicht verschmähen. Nimm dann an, theurester JEsu! die Gabe, die wir in deinen Schoos legen mit willigem Hertzen: Dich wollen wir kleiden in deinen armen Gliedern:
Kommt
Gebett um ein liebreiches Hertz gegen die Armen.
HEilig, heilig, heiliger GOtt! deſſen Wege un- erforſchlich, und deſſen Wercke unergründlich ſeyn: Du macheſt arm und macheſt reich, ernie- drigeſt und erhöheſt. Diß zeigt uns die traurige Er- fahrung deren, die in ihrem Elend auch zu uns ihre Zuflucht nehmen. Ach HErr! was ſind wir doch vor jenen, auf welchen der Thurn der kümmer- lichen Armuth gefallen: Sind wir gerechter als ſie? Ach nein! ſondern wann du mit uns nach Necht verfahren wollteſt, würde uns nicht beſſer, als je- nen, ergehen. Ach HErr! es ſind Züchtigungen, die von deiner vätterlichen Hand kommen: Gieb, daß wir uns bekehren mögen, daß uns nicht auch der- gleichen wohlverdiente Straffen treffen. Noch ver- gönneſt du uns, unter unſerm Weinſtock und Fei- genbaum, in Ruhe zu wohnen, und unſer Brod in Frieden zu eſſen; auch haben wir, mildreicher GOtt! über deine Gaben nicht zu klagen: Sind es ſchon nicht groſſe Schätze, ſo iſt es dennoch ein beſcheide- nes Theil, das uns deine gütige Vatter-Hand gön- net. Darum gieb, daß wir auch nicht vergeſſen, wohlzuthun und mitzutheilen: Es iſt dein Befehl, o Vatter! und deine Kinder ſind willig: Können wir ſchon nicht ſolche Schätze zuſammen bringen, den Armen mitzutheilen, wie diejenige, die du mit Uberfluß geſegnet haſt: So wirſt du dennoch auch unſere geringe Gabe nicht verſchmähen. Nimm dann an, theureſter JEſu! die Gabe, die wir in deinen Schoos legen mit willigem Hertzen: Dich wollen wir kleiden in deinen armen Gliedern:
Kommt
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Gebett um ein liebreiches Hertz gegen die Armen.
HEilig, heilig, heiliger GOtt! deſſen Wege un-
erforſchlich, und deſſen Wercke unergründlich
ſeyn: Du macheſt arm und macheſt reich, ernie-
drigeſt und erhöheſt. Diß zeigt uns die traurige Er-
fahrung deren, die in ihrem Elend auch zu uns
ihre Zuflucht nehmen. Ach HErr! was ſind wir
doch vor jenen, auf welchen der Thurn der kümmer-
lichen Armuth gefallen: Sind wir gerechter als ſie?
Ach nein! ſondern wann du mit uns nach Necht
verfahren wollteſt, würde uns nicht beſſer, als je-
nen, ergehen. Ach HErr! es ſind Züchtigungen,
die von deiner vätterlichen Hand kommen: Gieb, daß
wir uns bekehren mögen, daß uns nicht auch der-
gleichen wohlverdiente Straffen treffen. Noch ver-
gönneſt du uns, unter unſerm Weinſtock und Fei-
genbaum, in Ruhe zu wohnen, und unſer Brod in
Frieden zu eſſen; auch haben wir, mildreicher GOtt!
über deine Gaben nicht zu klagen: Sind es ſchon
nicht groſſe Schätze, ſo iſt es dennoch ein beſcheide-
nes Theil, das uns deine gütige Vatter-Hand gön-
net. Darum gieb, daß wir auch nicht vergeſſen,
wohlzuthun und mitzutheilen: Es iſt dein Befehl,
o Vatter! und deine Kinder ſind willig: Können
wir ſchon nicht ſolche Schätze zuſammen bringen,
den Armen mitzutheilen, wie diejenige, die du mit
Uberfluß geſegnet haſt: So wirſt du dennoch auch
unſere geringe Gabe nicht verſchmähen. Nimm
dann an, theureſter JEſu! die Gabe, die wir in
deinen Schoos legen mit willigem Hertzen: Dich
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/437>, abgerufen am 23.11.2024.
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