sollte mit voller Versicherung meines Glaubens vor dir stehen, wie ein aufwach- sendes Ried, und wie eine hellbrennende Kertze. Aber ach! wie träg, wie klein- gläubig, wie nachläßig bin ich, da ich mit standhaffter Liebe und brennendem Eifer vor dir sollte wandeln, und auch mein Licht lassen leuchten vor den Menschen, daß sie meine gute Wercke möchten sehen, und meinen Vatter im Himmel preisen: Da brennet es manchmal in so schwachen Flam- men, daß darum eine Traurigkeit meine Seele umgiebt. Auch jetzt komme ich ar- mer und elender Sünder vor deinen Gna- den-Thron, mit einer schweren Last mei- ner Sünde; dann ach sie gehen über mein Haupt, und wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden. Wie manchmal bin ich dahin gegangen in eiteler Sünden- Lust, und habe die Last nicht gefühlet. Und ach! daß ich auch nun in einem rechten Gesicht meiner Sünden, mein Hertz zer- knirschen könnte, als ein recht mühselig und beladener Sünder. Wo soll ich nun
hin-
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Die wahre Selbſtverläugnung.
ſollte mit voller Verſicherung meines Glaubens vor dir ſtehen, wie ein aufwach- ſendes Ried, und wie eine hellbrennende Kertze. Aber ach! wie träg, wie klein- gläubig, wie nachläßig bin ich, da ich mit ſtandhaffter Liebe und brennendem Eifer vor dir ſollte wandeln, und auch mein Licht laſſen leuchten vor den Menſchen, daß ſie meine gute Wercke möchten ſehen, und meinen Vatter im Himmel preiſen: Da brennet es manchmal in ſo ſchwachen Flam- men, daß darum eine Traurigkeit meine Seele umgiebt. Auch jetzt komme ich ar- mer und elender Sünder vor deinen Gna- den-Thron, mit einer ſchweren Laſt mei- ner Sünde; dann ach ſie gehen über mein Haupt, und wie eine ſchwere Laſt ſind ſie mir zu ſchwer worden. Wie manchmal bin ich dahin gegangen in eiteler Sünden- Luſt, und habe die Laſt nicht gefühlet. Und ach! daß ich auch nun in einem rechten Geſicht meiner Sünden, mein Hertz zer- knirſchen könnte, als ein recht mühſelig und beladener Sünder. Wo ſoll ich nun
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Die wahre Selbſtverläugnung.
ſollte mit voller Verſicherung meines
Glaubens vor dir ſtehen, wie ein aufwach-
ſendes Ried, und wie eine hellbrennende
Kertze. Aber ach! wie träg, wie klein-
gläubig, wie nachläßig bin ich, da ich mit
ſtandhaffter Liebe und brennendem Eifer
vor dir ſollte wandeln, und auch mein Licht
laſſen leuchten vor den Menſchen, daß ſie
meine gute Wercke möchten ſehen, und
meinen Vatter im Himmel preiſen: Da
brennet es manchmal in ſo ſchwachen Flam-
men, daß darum eine Traurigkeit meine
Seele umgiebt. Auch jetzt komme ich ar-
mer und elender Sünder vor deinen Gna-
den-Thron, mit einer ſchweren Laſt mei-
ner Sünde; dann ach ſie gehen über mein
Haupt, und wie eine ſchwere Laſt ſind ſie
mir zu ſchwer worden. Wie manchmal
bin ich dahin gegangen in eiteler Sünden-
Luſt, und habe die Laſt nicht gefühlet. Und
ach! daß ich auch nun in einem rechten
Geſicht meiner Sünden, mein Hertz zer-
knirſchen könnte, als ein recht mühſelig
und beladener Sünder. Wo ſoll ich nun
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/329>, abgerufen am 27.11.2024.
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