die Ausgiessung des H. Geistes am H. Pfingst-Fest.
5. Wie kan ich mich, mein GOtt! in Glaub und Lieb erhalten? es würden diese bald ohn deinen Geist erkalten; darum so gieb mir Krafft, daß ich nicht von dir weich, bis ich nach meinem Kampf des Lebens Cron erreich.
6. Mein JEsu! gieb mir doch, was ich dich hab gebeten, laß deinen guten Geist im Beten mich vertretten, daß ich in Fröm- migkeit bring meine Tage hin, und richte meinen Lauf nach dei- nem Wort und Sinn.
7. Ach! dein Geist helffe mir mein Fleisch und Blut bezwin- gen, daß ich in seiner Krafft mög gute Früchte bringen, ich sterbe williglich der Welt und Sünden ab, wenn ich den guten Geist zu meinem Führer hab.
8. Du sollt, o werther Geist! in meiner Seele bleiben, du sollt mich, o mein Licht, zu allem Guten treiben, ach! bleibe allezeit vereiniget mit mir, laß mich geschmücket seyn durch dich, mit dir, in dir.
9. Und wird mein Wanderstab auch in dem Sterben brechen, so wirst du in dem Streit mit Trost und Muth zusprechen; ich geh durch JEsu Blut als denn zur Freude ein, und werde schön verklärt in JEsu Armen seyn.
Der andächtige Christ erwäget das Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit.
Aufmunterung.
1 Joh. 5, 7. Drey sind, die da zeugen im Himmel, der Vatter, das Wort, und der heilige Geist, und diese Drey sind Eins.
WAnn eine gläubige Seele das Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit will in eine heilige Betrachtung ziehen, so muß sie es machen, wie einer, welcher von der Son- nen Licht und Nutzen haben und sich dessen bedienen will. Schauet er mit unverwandten Augen in die Sonne hin- ein, so blendet er sich, er siehet lauter Finsterniß, ja nichts: Hält er aber die Augen niedergeschlagen, gebrauchet sich al- so der Sonnen Licht und Glantz, so siehet er viel, ja er sie- het alles, was er sehen soll. Das Geheimniß der Heiligen Dreyeinigkeit ist 1) ein der Vernunfft unbegreifliches Ge- heimniß, sie kan das nicht begreiffen ein Wesen und drey Per- sonen. Dahero viele an dieser Glaubens-Lehre sich haben gestossen, und mit den Juden bis auf diesen Tag noch ju- denzen. Unterdessen bleibet es doch 2) ein in der heiligen Schrifft uns deutlich beschriebenes Geheimniß, davon reden
die
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die Ausgieſſung des H. Geiſtes am H. Pfingſt-Feſt.
5. Wie kan ich mich, mein GOtt! in Glaub und Lieb erhalten? es würden dieſe bald ohn deinen Geiſt erkalten; darum ſo gieb mir Krafft, daß ich nicht von dir weich, bis ich nach meinem Kampf des Lebens Cron erreich.
6. Mein JEſu! gieb mir doch, was ich dich hab gebeten, laß deinen guten Geiſt im Beten mich vertretten, daß ich in Fröm- migkeit bring meine Tage hin, und richte meinen Lauf nach dei- nem Wort und Sinn.
7. Ach! dein Geiſt helffe mir mein Fleiſch und Blut bezwin- gen, daß ich in ſeiner Krafft mög gute Früchte bringen, ich ſterbe williglich der Welt und Sünden ab, wenn ich den guten Geiſt zu meinem Führer hab.
8. Du ſollt, o werther Geiſt! in meiner Seele bleiben, du ſollt mich, o mein Licht, zu allem Guten treiben, ach! bleibe allezeit vereiniget mit mir, laß mich geſchmücket ſeyn durch dich, mit dir, in dir.
9. Und wird mein Wanderſtab auch in dem Sterben brechen, ſo wirſt du in dem Streit mit Troſt und Muth zuſprechen; ich geh durch JEſu Blut als denn zur Freude ein, und werde ſchön verklärt in JEſu Armen ſeyn.
Der andächtige Chriſt erwäget das Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit.
Aufmunterung.
1 Joh. 5, 7. Drey ſind, die da zeugen im Himmel, der Vatter, das Wort, und der heilige Geiſt, und dieſe Drey ſind Eins.
WAnn eine gläubige Seele das Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit will in eine heilige Betrachtung ziehen, ſo muß ſie es machen, wie einer, welcher von der Son- nen Licht und Nutzen haben und ſich deſſen bedienen will. Schauet er mit unverwandten Augen in die Sonne hin- ein, ſo blendet er ſich, er ſiehet lauter Finſterniß, ja nichts: Hält er aber die Augen niedergeſchlagen, gebrauchet ſich al- ſo der Sonnen Licht und Glantz, ſo ſiehet er viel, ja er ſie- het alles, was er ſehen ſoll. Das Geheimniß der Heiligen Dreyeinigkeit iſt 1) ein der Vernunfft unbegreifliches Ge- heimniß, ſie kan das nicht begreiffen ein Weſen und drey Per- ſonen. Dahero viele an dieſer Glaubens-Lehre ſich haben geſtoſſen, und mit den Juden bis auf dieſen Tag noch ju- denzen. Unterdeſſen bleibet es doch 2) ein in der heiligen Schrifft uns deutlich beſchriebenes Geheimniß, davon reden
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die Ausgieſſung des H. Geiſtes am H. Pfingſt-Feſt.
5. Wie kan ich mich, mein GOtt! in Glaub und Lieb erhalten?
es würden dieſe bald ohn deinen Geiſt erkalten; darum ſo gieb mir
Krafft, daß ich nicht von dir weich, bis ich nach meinem Kampf
des Lebens Cron erreich.
6. Mein JEſu! gieb mir doch, was ich dich hab gebeten, laß
deinen guten Geiſt im Beten mich vertretten, daß ich in Fröm-
migkeit bring meine Tage hin, und richte meinen Lauf nach dei-
nem Wort und Sinn.
7. Ach! dein Geiſt helffe mir mein Fleiſch und Blut bezwin-
gen, daß ich in ſeiner Krafft mög gute Früchte bringen, ich ſterbe
williglich der Welt und Sünden ab, wenn ich den guten Geiſt zu
meinem Führer hab.
8. Du ſollt, o werther Geiſt! in meiner Seele bleiben, du ſollt
mich, o mein Licht, zu allem Guten treiben, ach! bleibe allezeit
vereiniget mit mir, laß mich geſchmücket ſeyn durch dich, mit dir,
in dir.
9. Und wird mein Wanderſtab auch in dem Sterben brechen,
ſo wirſt du in dem Streit mit Troſt und Muth zuſprechen; ich
geh durch JEſu Blut als denn zur Freude ein, und werde ſchön
verklärt in JEſu Armen ſeyn.
Der andächtige Chriſt erwäget das Geheimniß der
heiligen Dreyeinigkeit.
Aufmunterung.
1 Joh. 5, 7. Drey ſind, die da zeugen im Himmel, der Vatter, das Wort,
und der heilige Geiſt, und dieſe Drey ſind Eins.
WAnn eine gläubige Seele das Geheimniß der heiligen
Dreyeinigkeit will in eine heilige Betrachtung ziehen,
ſo muß ſie es machen, wie einer, welcher von der Son-
nen Licht und Nutzen haben und ſich deſſen bedienen will.
Schauet er mit unverwandten Augen in die Sonne hin-
ein, ſo blendet er ſich, er ſiehet lauter Finſterniß, ja nichts:
Hält er aber die Augen niedergeſchlagen, gebrauchet ſich al-
ſo der Sonnen Licht und Glantz, ſo ſiehet er viel, ja er ſie-
het alles, was er ſehen ſoll. Das Geheimniß der Heiligen
Dreyeinigkeit iſt 1) ein der Vernunfft unbegreifliches Ge-
heimniß, ſie kan das nicht begreiffen ein Weſen und drey Per-
ſonen. Dahero viele an dieſer Glaubens-Lehre ſich haben
geſtoſſen, und mit den Juden bis auf dieſen Tag noch ju-
denzen. Unterdeſſen bleibet es doch 2) ein in der heiligen
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/281>, abgerufen am 04.11.2024.
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