Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Der gläubige Christ bittet
man daran erkennen wird, daß sie Liebe unter ein-
ander haben, nicht allein gegen gute Freunde und
Wohlthäter, sondern auch gegen Neider, gegen
Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach
ändre doch mein rachgieriges und deinem heiligen
Willen widerspenstiges Hertz, daß ich durch deine
Gnade meinen Nächsten hertzlich und aufrichtig lie-
ben möge, als mich selbst. Verleihe mir Krafft und
Stärcke, daß ich meinem Nächsten gerne und mit
Freuden das gönne, was du ihm giebest, und nicht
deswegen betrübt drein sehe, wenn du mich dieses-
mal nicht mit gleicher Wohlthat erfreuest. Be-
hüte mich für aller Falschheit gegen ihm, daß ich mich
nicht etwa freundlich stelle mit Worten, und im Her-
tzen doch ihm feind sey, wie Judas ihn küsse, und
doch verrathe, sondern, daß ich es aufrichtig mit
ihm meyne. Und so ich ja muß der Feinde Verfol-
gung, Schmähung und Unrecht erfahren, so gieb
mir Krafft, daß ich es mit Sanfftmuth überwinde,
nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit
Scheltworten vergelte, sondern dagegen ihnen Se-
gen und alles Gutes anwünsche. HErr, mein GOtt!
du siehest, wie dem Fleisch und Blut diese Pflicht so
schwer ankommt, aber durch deine Gnade und Bey-
stand wird es mir möglich werden. Gieb, daß ich
allezeit deine vollkommene Liebe, o himmlischer Vat-
ter, ansehe, da du uns Menschen, da wir noch dei-
ne Feinde waren, geliebet hast. Gieb, daß ich mir
immer vorstelle die Liebe meines JEsu, der für sei-
ne Feinde gebeten, und ihnen Gutes gethan hat.

Schrei-

Der gläubige Chriſt bittet
man daran erkennen wird, daß ſie Liebe unter ein-
ander haben, nicht allein gegen gute Freunde und
Wohlthäter, ſondern auch gegen Neider, gegen
Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach
ändre doch mein rachgieriges und deinem heiligen
Willen widerſpenſtiges Hertz, daß ich durch deine
Gnade meinen Nächſten hertzlich und aufrichtig lie-
ben möge, als mich ſelbſt. Verleihe mir Krafft und
Stärcke, daß ich meinem Nächſten gerne und mit
Freuden das gönne, was du ihm giebeſt, und nicht
deswegen betrübt drein ſehe, wenn du mich dieſes-
mal nicht mit gleicher Wohlthat erfreueſt. Be-
hüte mich für aller Falſchheit gegen ihm, daß ich mich
nicht etwa freundlich ſtelle mit Worten, und im Her-
tzen doch ihm feind ſey, wie Judas ihn küſſe, und
doch verrathe, ſondern, daß ich es aufrichtig mit
ihm meyne. Und ſo ich ja muß der Feinde Verfol-
gung, Schmähung und Unrecht erfahren, ſo gieb
mir Krafft, daß ich es mit Sanfftmuth überwinde,
nicht Böſes mit Böſem, oder Scheltwort mit
Scheltworten vergelte, ſondern dagegen ihnen Se-
gen und alles Gutes anwünſche. HErr, mein GOtt!
du ſieheſt, wie dem Fleiſch und Blut dieſe Pflicht ſo
ſchwer ankommt, aber durch deine Gnade und Bey-
ſtand wird es mir möglich werden. Gieb, daß ich
allezeit deine vollkommene Liebe, o himmliſcher Vat-
ter, anſehe, da du uns Menſchen, da wir noch dei-
ne Feinde waren, geliebet haſt. Gieb, daß ich mir
immer vorſtelle die Liebe meines JEſu, der für ſei-
ne Feinde gebeten, und ihnen Gutes gethan hat.

Schrei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="128"/><fw place="top" type="header">Der gläubige Chri&#x017F;t bittet</fw><lb/>
man daran erkennen wird, daß &#x017F;ie Liebe unter ein-<lb/>
ander haben, nicht allein gegen gute Freunde und<lb/>
Wohlthäter, &#x017F;ondern auch gegen Neider, gegen<lb/>
Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach<lb/>
ändre doch mein rachgieriges und deinem heiligen<lb/>
Willen wider&#x017F;pen&#x017F;tiges Hertz, daß ich durch deine<lb/>
Gnade meinen Näch&#x017F;ten hertzlich und aufrichtig lie-<lb/>
ben möge, als mich &#x017F;elb&#x017F;t. Verleihe mir Krafft und<lb/>
Stärcke, daß ich meinem Näch&#x017F;ten gerne und mit<lb/>
Freuden das gönne, was du ihm giebe&#x017F;t, und nicht<lb/>
deswegen betrübt drein &#x017F;ehe, wenn du mich die&#x017F;es-<lb/>
mal nicht mit gleicher Wohlthat erfreue&#x017F;t. Be-<lb/>
hüte mich für aller Fal&#x017F;chheit gegen ihm, daß ich mich<lb/>
nicht etwa freundlich &#x017F;telle mit Worten, und im Her-<lb/>
tzen doch ihm feind &#x017F;ey, wie Judas ihn kü&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
doch verrathe, &#x017F;ondern, daß ich es aufrichtig mit<lb/>
ihm meyne. Und &#x017F;o ich ja muß der Feinde Verfol-<lb/>
gung, Schmähung und Unrecht erfahren, &#x017F;o gieb<lb/>
mir Krafft, daß ich es mit Sanfftmuth überwinde,<lb/>
nicht Bö&#x017F;es mit Bö&#x017F;em, oder Scheltwort mit<lb/>
Scheltworten vergelte, &#x017F;ondern dagegen ihnen Se-<lb/>
gen und alles Gutes anwün&#x017F;che. HErr, mein GOtt!<lb/>
du &#x017F;iehe&#x017F;t, wie dem Flei&#x017F;ch und Blut die&#x017F;e Pflicht &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwer ankommt, aber durch deine Gnade und Bey-<lb/>
&#x017F;tand wird es mir möglich werden. Gieb, daß ich<lb/>
allezeit deine vollkommene Liebe, o himmli&#x017F;cher Vat-<lb/>
ter, an&#x017F;ehe, da du uns Men&#x017F;chen, da wir noch dei-<lb/>
ne Feinde waren, geliebet ha&#x017F;t. Gieb, daß ich mir<lb/>
immer vor&#x017F;telle die Liebe meines JE&#x017F;u, der für &#x017F;ei-<lb/>
ne Feinde gebeten, und ihnen Gutes gethan hat.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schrei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0150] Der gläubige Chriſt bittet man daran erkennen wird, daß ſie Liebe unter ein- ander haben, nicht allein gegen gute Freunde und Wohlthäter, ſondern auch gegen Neider, gegen Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach ändre doch mein rachgieriges und deinem heiligen Willen widerſpenſtiges Hertz, daß ich durch deine Gnade meinen Nächſten hertzlich und aufrichtig lie- ben möge, als mich ſelbſt. Verleihe mir Krafft und Stärcke, daß ich meinem Nächſten gerne und mit Freuden das gönne, was du ihm giebeſt, und nicht deswegen betrübt drein ſehe, wenn du mich dieſes- mal nicht mit gleicher Wohlthat erfreueſt. Be- hüte mich für aller Falſchheit gegen ihm, daß ich mich nicht etwa freundlich ſtelle mit Worten, und im Her- tzen doch ihm feind ſey, wie Judas ihn küſſe, und doch verrathe, ſondern, daß ich es aufrichtig mit ihm meyne. Und ſo ich ja muß der Feinde Verfol- gung, Schmähung und Unrecht erfahren, ſo gieb mir Krafft, daß ich es mit Sanfftmuth überwinde, nicht Böſes mit Böſem, oder Scheltwort mit Scheltworten vergelte, ſondern dagegen ihnen Se- gen und alles Gutes anwünſche. HErr, mein GOtt! du ſieheſt, wie dem Fleiſch und Blut dieſe Pflicht ſo ſchwer ankommt, aber durch deine Gnade und Bey- ſtand wird es mir möglich werden. Gieb, daß ich allezeit deine vollkommene Liebe, o himmliſcher Vat- ter, anſehe, da du uns Menſchen, da wir noch dei- ne Feinde waren, geliebet haſt. Gieb, daß ich mir immer vorſtelle die Liebe meines JEſu, der für ſei- ne Feinde gebeten, und ihnen Gutes gethan hat. Schrei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/150
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/150>, abgerufen am 22.07.2024.