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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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um die wahre Liebe zu GOtt.
Liebe zu dir will ich aufhören wissentlich zu sündigen,
aus Liebe zu dir will ich mich aller sündlichen Per-
sonen und Gesellschafft entschlagen, aus Liebe zu dir
will ich anfangen recht fromm zu werden, und allein
nach deinem Winck und Willen mein Leben einzu-
richten, dich will ich ehren und fürchten, dir dienen, fol-
gen und gehorchen. Ach du liebreicher GOtt! entzün-
de diese Liebe in meinem Hertzen je mehr und mehr,
daß ich dich nicht nur einige Tage, Wochen und Jah-
re lieben, sondern, daß sie immer zunehmen, und bis an
mein seliges Ende dauren möge. Gieb mir Muth,
wenn ich um deiner Liebe willen etwas leiden soll,
und stärcke mich alsdenn durch deinen mächtigen
Beystand. Also laß mich in Liebe mit dir vereiniget
seyn in Zeit und Ewigkeit. Ich liebe dich, o lieber
GOtt! ja dich um deinet willen; nichts in der
Welt, nicht Lust, nicht Spott, soll meine Liebe stillen:
Und sollt kein Höll und Himmel seyn, das mich zur
Liebe triebe, so wärest du mir gnug allein, warum
ich dich nur liebe, Amen.

Gesang.
Mel. Alle Menschen müssen sterben, etc.

ACh daß sich doch GOttes Liebe, tieff ergösse in mein Hertz! ach
daß sie doch immer triebe, meine Seele himmelwärts! ach
daß doch all mein Beginnen, ach daß alle meine Sinnen,
Hertz und Seele insgesammt, wär durch GOttes Lieb entflammt!

2. Ach! daß diese Liebe risse aus mir alle Lieb der Wel! ach daß
ich mich stets beflisse, das zu thun, was GOtt gefällt, und aus Lieb
ihn nicht betrübte, nie, was ihm mißfällt, ausübte, daß die Welt
mir bitter wär, und GOtt süsser mehr und mehr.

3. Ach daß diese Lieb mich brächte, zur Vereinigung mit GOtt,
daß ich stets an ihn gedächte, unverrücket bis in Tod, daß kein Au-
genblick verflösse, da ich nicht der Lieb genösse, daß ich ihm mit Lieb
nachgieng, und mit Liebe ihn umfieng!

4. O du Liebe, so ergiesse dich in mein Hertz tieff hinein, daß ich

da-
H 3

um die wahre Liebe zu GOtt.
Liebe zu dir will ich aufhören wiſſentlich zu ſündigen,
aus Liebe zu dir will ich mich aller ſündlichen Per-
ſonen und Geſellſchafft entſchlagen, aus Liebe zu dir
will ich anfangen recht fromm zu werden, und allein
nach deinem Winck und Willen mein Leben einzu-
richten, dich will ich ehren und fürchten, dir dienen, fol-
gen und gehorchen. Ach du liebreicher GOtt! entzün-
de dieſe Liebe in meinem Hertzen je mehr und mehr,
daß ich dich nicht nur einige Tage, Wochen und Jah-
re lieben, ſondern, daß ſie immer zunehmen, und bis an
mein ſeliges Ende dauren möge. Gieb mir Muth,
wenn ich um deiner Liebe willen etwas leiden ſoll,
und ſtärcke mich alsdenn durch deinen mächtigen
Beyſtand. Alſo laß mich in Liebe mit dir vereiniget
ſeyn in Zeit und Ewigkeit. Ich liebe dich, o lieber
GOtt! ja dich um deinet willen; nichts in der
Welt, nicht Luſt, nicht Spott, ſoll meine Liebe ſtillen:
Und ſollt kein Höll und Himmel ſeyn, das mich zur
Liebe triebe, ſo wäreſt du mir gnug allein, warum
ich dich nur liebe, Amen.

Geſang.
Mel. Alle Menſchen müſſen ſterben, ꝛc.

ACh daß ſich doch GOttes Liebe, tieff ergöſſe in mein Hertz! ach
daß ſie doch immer triebe, meine Seele himmelwärts! ach
daß doch all mein Beginnen, ach daß alle meine Sinnen,
Hertz und Seele insgeſammt, wär durch GOttes Lieb entflammt!

2. Ach! daß dieſe Liebe riſſe aus mir alle Lieb der Wel! ach daß
ich mich ſtets befliſſe, das zu thun, was GOtt gefällt, und aus Lieb
ihn nicht betrübte, nie, was ihm mißfällt, ausübte, daß die Welt
mir bitter wär, und GOtt ſüſſer mehr und mehr.

3. Ach daß dieſe Lieb mich brächte, zur Vereinigung mit GOtt,
daß ich ſtets an ihn gedächte, unverrücket bis in Tod, daß kein Au-
genblick verflöſſe, da ich nicht der Lieb genöſſe, daß ich ihm mit Lieb
nachgieng, und mit Liebe ihn umfieng!

4. O du Liebe, ſo ergieſſe dich in mein Hertz tieff hinein, daß ich

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[117/0139] um die wahre Liebe zu GOtt. Liebe zu dir will ich aufhören wiſſentlich zu ſündigen, aus Liebe zu dir will ich mich aller ſündlichen Per- ſonen und Geſellſchafft entſchlagen, aus Liebe zu dir will ich anfangen recht fromm zu werden, und allein nach deinem Winck und Willen mein Leben einzu- richten, dich will ich ehren und fürchten, dir dienen, fol- gen und gehorchen. Ach du liebreicher GOtt! entzün- de dieſe Liebe in meinem Hertzen je mehr und mehr, daß ich dich nicht nur einige Tage, Wochen und Jah- re lieben, ſondern, daß ſie immer zunehmen, und bis an mein ſeliges Ende dauren möge. Gieb mir Muth, wenn ich um deiner Liebe willen etwas leiden ſoll, und ſtärcke mich alsdenn durch deinen mächtigen Beyſtand. Alſo laß mich in Liebe mit dir vereiniget ſeyn in Zeit und Ewigkeit. Ich liebe dich, o lieber GOtt! ja dich um deinet willen; nichts in der Welt, nicht Luſt, nicht Spott, ſoll meine Liebe ſtillen: Und ſollt kein Höll und Himmel ſeyn, das mich zur Liebe triebe, ſo wäreſt du mir gnug allein, warum ich dich nur liebe, Amen. Geſang. Mel. Alle Menſchen müſſen ſterben, ꝛc. ACh daß ſich doch GOttes Liebe, tieff ergöſſe in mein Hertz! ach daß ſie doch immer triebe, meine Seele himmelwärts! ach daß doch all mein Beginnen, ach daß alle meine Sinnen, Hertz und Seele insgeſammt, wär durch GOttes Lieb entflammt! 2. Ach! daß dieſe Liebe riſſe aus mir alle Lieb der Wel! ach daß ich mich ſtets befliſſe, das zu thun, was GOtt gefällt, und aus Lieb ihn nicht betrübte, nie, was ihm mißfällt, ausübte, daß die Welt mir bitter wär, und GOtt ſüſſer mehr und mehr. 3. Ach daß dieſe Lieb mich brächte, zur Vereinigung mit GOtt, daß ich ſtets an ihn gedächte, unverrücket bis in Tod, daß kein Au- genblick verflöſſe, da ich nicht der Lieb genöſſe, daß ich ihm mit Lieb nachgieng, und mit Liebe ihn umfieng! 4. O du Liebe, ſo ergieſſe dich in mein Hertz tieff hinein, daß ich da- H 3

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/139>, abgerufen am 23.07.2024.