regieren mögest. Dein heiliger Geist heilige mich durch und durch, und vertreibe die Welt aus mir: Stelle mir vor das klägliche Ende der Welt-Kinder, damit ich dich liebe und nicht die Welt; daß ich dir folge und nicht der Welt, daß ich dich höre, und nicht die Welt. Ziehe mich zurücke, wenn ich mit der Welt von neuem lauffen und sündigen will, er- halte mich allezeit in deiner Furcht, und erinnere mich, daß du mich zu deinem Dienst erschaffen hast, daß ich den neuen Menschen soll täglich anziehen, der nach GOtt geschaffen ist, in rechtschaffener Gerech- tigkeit und Heiligkeit. Mache mir die Welt immer bitterer, aber die Frömmigkeit, Gottesfurcht und den Himmel süsser. Gieb, daß ich beständig ver- achte die vergängliche Lust der Welt, damit ich sie fliehe, weil auf die genossene Welt-Lust und Welt- Freude, lauter Angst, Verstreuung, ein bös Ge- wissen und das Seelen-Verderben folget. Reiß aus meinem Hertzen, was noch Welt und Welt - Liebe heisset, und pflantze deine heilige Furcht in mir. Du Schöpfer aller Dinge, du vätterliche Krafft, regierst von End zu Ende, kräfftig aus eigner Macht, das Hertz uns zu dir wende, und kehr ab unsre Sinnen, daß sie nicht irrn von dir, Amen.
Gesang.
Mel. O GOtt! du frommer GOtt, etc.
DU willt, o lieber Christ! dich dieser Welt gleichstellen, und zu den Sündern dich und ihrer Lust gesellen, und meynest, das sey recht: Allein ich sage nein, ein wahrer Christ muß nicht ein solches Welt-Kind seyn.
2. Du meynst, es stünde nicht, gantz sonderlich zu wandeln, be- hutsam, fromm und still, in seinem Thun zu handeln, du schämest dich zu seyn ein solcher Sonderling, und sprichst: Man lach dich [ - 1 Zeichen fehlt][us], und halte dich gering.
3. Allein
Der gläubige Chriſt bittet,
regieren mögeſt. Dein heiliger Geiſt heilige mich durch und durch, und vertreibe die Welt aus mir: Stelle mir vor das klägliche Ende der Welt-Kinder, damit ich dich liebe und nicht die Welt; daß ich dir folge und nicht der Welt, daß ich dich höre, und nicht die Welt. Ziehe mich zurücke, wenn ich mit der Welt von neuem lauffen und ſündigen will, er- halte mich allezeit in deiner Furcht, und erinnere mich, daß du mich zu deinem Dienſt erſchaffen haſt, daß ich den neuen Menſchen ſoll täglich anziehen, der nach GOtt geſchaffen iſt, in rechtſchaffener Gerech- tigkeit und Heiligkeit. Mache mir die Welt immer bitterer, aber die Frömmigkeit, Gottesfurcht und den Himmel ſüſſer. Gieb, daß ich beſtändig ver- achte die vergängliche Luſt der Welt, damit ich ſie fliehe, weil auf die genoſſene Welt-Luſt und Welt- Freude, lauter Angſt, Verſtreuung, ein bös Ge- wiſſen und das Seelen-Verderben folget. Reiß aus meinem Hertzen, was noch Welt und Welt - Liebe heiſſet, und pflantze deine heilige Furcht in mir. Du Schöpfer aller Dinge, du vätterliche Krafft, regierſt von End zu Ende, kräfftig aus eigner Macht, das Hertz uns zu dir wende, und kehr ab unſre Sinnen, daß ſie nicht irrn von dir, Amen.
Geſang.
Mel. O GOtt! du frommer GOtt, ꝛc.
DU willt, o lieber Chriſt! dich dieſer Welt gleichſtellen, und zu den Sündern dich und ihrer Luſt geſellen, und meyneſt, das ſey recht: Allein ich ſage nein, ein wahrer Chriſt muß nicht ein ſolches Welt-Kind ſeyn.
2. Du meynſt, es ſtünde nicht, gantz ſonderlich zu wandeln, be- hutſam, fromm und ſtill, in ſeinem Thun zu handeln, du ſchämeſt dich zu ſeyn ein ſolcher Sonderling, und ſprichſt: Man lach dich [ – 1 Zeichen fehlt][uſ], und halte dich gering.
3. Allein
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Der gläubige Chriſt bittet,
regieren mögeſt. Dein heiliger Geiſt heilige mich
durch und durch, und vertreibe die Welt aus mir:
Stelle mir vor das klägliche Ende der Welt-Kinder,
damit ich dich liebe und nicht die Welt; daß ich dir
folge und nicht der Welt, daß ich dich höre, und
nicht die Welt. Ziehe mich zurücke, wenn ich mit
der Welt von neuem lauffen und ſündigen will, er-
halte mich allezeit in deiner Furcht, und erinnere
mich, daß du mich zu deinem Dienſt erſchaffen haſt,
daß ich den neuen Menſchen ſoll täglich anziehen, der
nach GOtt geſchaffen iſt, in rechtſchaffener Gerech-
tigkeit und Heiligkeit. Mache mir die Welt immer
bitterer, aber die Frömmigkeit, Gottesfurcht und
den Himmel ſüſſer. Gieb, daß ich beſtändig ver-
achte die vergängliche Luſt der Welt, damit ich ſie
fliehe, weil auf die genoſſene Welt-Luſt und Welt-
Freude, lauter Angſt, Verſtreuung, ein bös Ge-
wiſſen und das Seelen-Verderben folget. Reiß aus
meinem Hertzen, was noch Welt und Welt - Liebe
heiſſet, und pflantze deine heilige Furcht in mir. Du
Schöpfer aller Dinge, du vätterliche Krafft, regierſt
von End zu Ende, kräfftig aus eigner Macht, das
Hertz uns zu dir wende, und kehr ab unſre Sinnen,
daß ſie nicht irrn von dir, Amen.
Geſang.
Mel. O GOtt! du frommer GOtt, ꝛc.
DU willt, o lieber Chriſt! dich dieſer Welt gleichſtellen, und
zu den Sündern dich und ihrer Luſt geſellen, und meyneſt,
das ſey recht: Allein ich ſage nein, ein wahrer Chriſt muß
nicht ein ſolches Welt-Kind ſeyn.
2. Du meynſt, es ſtünde nicht, gantz ſonderlich zu wandeln, be-
hutſam, fromm und ſtill, in ſeinem Thun zu handeln, du ſchämeſt
dich zu ſeyn ein ſolcher Sonderling, und ſprichſt: Man lach dich
_uſ, und halte dich gering.
3. Allein
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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